Wer morgens lacht

Autor*in
ISBN
978-3-407-81143-1
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
256
Verlag
Gattung
Ort
Weinheim
Jahr
2013
Lesealter
16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
17,95 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die Schwestern Marie und Anne könnten unterschiedlicher nicht sein: Marie ist laut, rebellisch und fordernd, während Anne leise und zurückhaltend ist und selten aufbegehrt. Dementsprechend schwierig ist die Geschwisterbeziehung. Maries spurloses Verschwinden kurz vor ihrem 18. Geburtstag wirft einen dunklen Schatten auf die Familie. Bis in ihre Studienzeit hinein verfolgt Marie Anne in ihren Gedanken, so dass sie endlich den Mut aufbringt, sich ihren Erinnerungen zu stellen.

Beurteilungstext

Anne ist 15, als Marie einfach verschwindet. Seitdem wird sie den dunklen Schatten nicht los, der sich seit dem Ereignis über ihr Leben wirft. Um ihren Frieden mit ihrer großen Schwester machen zu können, beginnt sie ihre Erinnerungen aufzuschreiben. Die beiden Schwestern wachsen hauptsächlich bei ihrer Oma auf, da die Eltern zu sehr mit sich selbst beschäftigt sind. Anne hat eine besondere Beziehung zu ihrer Omi, die tendenziell jedoch eher eine pessimistische Lebenseinstellung hat, die auf Anne abfärbt. Ständig fühlt sie sich im Schatten ihrer großen Schwester, die die Schöne und Selbstbewusste von den beiden war und immer bekam, was sie wollte. Anne hingegen fühlt sich unscheinbar und ärgert sich darüber, dass sie nie etwas Neues bekam, sondern immer nur die abgelegten Sachen ihrer Schwester. Erst am Ende wird jedoch klar, wie unterschiedlich die beteiligten Personen die Ereignisse empfunden haben und die einseitige Perspektive von Anne wird um den Blickwinkel ihrer Eltern erweitert. Schlussendlich gelingt es Anne, sich ihrer schlimmsten Erinnerung zu stellen und ihren Frieden mit Marie zu machen.

Mirjam Pressler serviert mit ihrem Roman “Wer morgens lacht” keine leichte Kost, sowohl sprachlich als auch inhaltlich. Der Zugang zur Geschichte fällt anfangs sehr schwer, verzichtet Pressler auf jegliche Art von direkter Rede. So fühlt man sich von den dicht bedruckten Seiten anfangs erschlagen und das Lesen ist erst etwas mühsam. Das Durchhalten lohnt sich jedoch, denn am Ende bleibt man als Leser nachdenklich zurück. Die Ich-Perspektive der Protagonistin Anne erleichtert einem die Identifikation, denn es werden viele zwischenmenschliche Schwierigkeiten beschrieben, die man selber kennt, z.B. die Konkurrenz unter Geschwistern, Lieblosigkeit oder Desinteresse von Eltern, Buhlen um die Gunst von Großeltern... Am Ende bleibt die Hoffnung, dass Anne trotz allem einen Weg für ihr Leben gefunden hat.

“Wer morgens lacht” ist kein Pageturner und kann nicht mal so “nebenbei” gelesen werden. Doch wer sich die Mühe macht, den Zugang zur Geschichte zu finden, entdeckt ein poetisches, realistisches weiteres Meisterwerk der erfolgreichen Jugendbuchautorin Mirjam Pressler.

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Diese Rezension wurde verfasst von Krisp.
Veröffentlicht am 01.01.2010