Wer ist der Kleinste?

Autor*in
Genechten, Guido van
ISBN
978-3-905945-59-1
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Genechten, Guido van
Seitenanzahl
10
Verlag
Aracari
Gattung
BilderbuchSachliteratur
Ort
Baar, CH
Jahr
2014
Lesealter
0-3 Jahre4-5 Jahre6-7 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
11,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

„Wer ist der Größte im ganzen Land?“ – eine Frage, die in Tiergeschichten schon oft zum Thema wurde. Ist doch klar: die Giraffe, der Elefant und sogar das Kamel können da gut mithalten. Doch was ist, wenn es das gar nicht ist, was zählt? Plötzlich wollen alle Tiere nur noch der Kleinste sein. Und wer nun ist der Allerkleinste? In dem lustigen Papp-, Klapp- und Aufstellbuch beweist Guido von Genechten, dass Großsein nicht immer heißt, Sieger zu sein. Hier zeigen die Kleinsten, wo es lang geht!

Beurteilungstext

Was muss ein gutes Bilderbuch heute mitbringen, damit es in der Fülle des Angebotes nicht untergeht? Andersartigkeit – so eine mögliche Antwort. „Wer ist der Kleinste?“ von Guido Genechten hat diese Zuschreibung definitiv verdient. Ein klassisches (Papp-)Bilderbuch ist es nicht, hat es doch noch nicht einmal „normale“ Seiten. Ein Umblättern und Hineinlesen in eine Geschichte gibt es ebenfalls nicht, genauso wenig wie eine altbewährte parallele Text-Bildzuordnung. Vielmehr kommen die Protagonisten in einer Art „Schaulaufen“ daher, die sich alle als der oder die Kleinste in der Runde vorstellen, jedoch von ihrem „Kontrahenten“ neben sich immer wieder unterboten werden. Auffällig ist dabei die dialogische Struktur der kurzen Texte, greift doch der jeweils Erzählende die Selbsteinschätzung seines Vorgängers auf, nur um dann sofort in den Vergleich zu gehen und sich selbst als „kleiner als“ oder sogar als „die Kleinste“ von allen Anwesenden zu krönen. Unmut oder gar Neid kommen dabei nicht auf. Nicht zuletzt die farbenfröhlichen und auf die kindlichen Sehgewohnheiten angepassten sehr reduzierten Zeichnungen lenken den Fokus auf die freundlichen und einander zugewandten Figuren. Der Reihe nach sortiert, von groß nach klein, strahlen Giraffe, Elefant und Co. geradezu um die Wette.
Auf einen ausdifferenzierten Hintergrund wird verzichtet. Nur schemenhaft wird eine Wüstenlandschaft als „Bühne“ angedeutet, was die Aufmerksamkeit des Buchbetrachters zusätzlich auf die lustigen Tierfiguren lenkt. Besonderer Clou: Bild und Text sind leporelloartig miteinander verworren, sodass immer nur ein Tier in voller Körpergröße und danebenstehend dessen lustige „Kampfansage“ gezeigt wird, während sich hinter einer Art Gartenzaun aber schon das nächste Tier andeutungsweise heranschleicht. Ein Spannungsmoment wird geschaffen, wenn sich der kindliche Leser fragt, wer sich da wohl als nächstes hinter dem immer kleiner werdenden Zaun verbirgt. Der Buchbetrachter klappt dann nach und nach alle „Zaunabschnitte“ auf, wodurch er die Möglichkeit hat, alle Figuren aneinandergereiht und sortiert auf einen Blick zu sehen. Der erwachsene Leser erkennt dabei sofort die Ironie sowie die gehörige Portion Spaß, die mitschwingen, wenn etwa die Figuren ganz offensichtlich von ihrer Aufstellung wissen, sich erwartungsvoll anschauen und trotzdem mit einem Augenzwinkern behaupten, der oder die jeweils Kleinste zu sein. Der kindliche Leser vermag dies sicherlich noch nicht zu erfassen, spürt aber gewiss den humorvollen Umgang der Figuren untereinander. Und schließlich ist es der Kleinste, der sich am erfolgreichsten Gehör verschafft. Ein kleiner Krabbelkäfer, eigentlich schon nicht mehr als solcher zu erkennen, lenkt mit einem liebevoll provozierenden „Und ich?“ alle Aufmerksamkeit auf sich und beendet damit die große Schaurunde.
Stellt man das gesamte Buch aufgeklappt auf, was augrund der festen, griffigen Pappe, aus der es besteht, auch ganz junge „Leser“ bewältigen können, scheint es, als wären sich alle Tiere von Anfang an einig, dass sie ihrem kleinen Freund dem Krabbelkäfer den Sieg um die adäquate Körpergröße in der Tierwelt wenigstens dieses eine Mal von ganzem Herzen gönnen. Dem Illustrator Guido von Genechten ist hier eine liebenswerte wie lustige Hommage an die Freundschaft gelungen – eine, in der nicht nur die Besonderheit jedes Einzelnen wertgeschätzt wird. Er zeichnet hier ein Bild einer Gemeinschaft, in der mit einem Augenzwinkern auch der Kleinste mal der Größte, der Schwächste mal der Stärkste sein darf. Ein Thema, das sicher nicht nur die kleinen Leser begeistern wird.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von SI.
Veröffentlicht am 01.07.2016

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