Weiße Wolke Carolin

Autor*in
Meyer, Klaus
ISBN
978-3-356-00766-4
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Ellermann, Heike
Seitenanzahl
92
Verlag
Hinstorff
Gattung
Ort
Rostock
Jahr
1998
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
9,90 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Hannes hat seine Carolin. Und Carolin hat ihren Johannes. Die beiden elfjährigen gehen miteinander. Dann ist da noch der dicke Benno, der behauptet, einen Schmuggleropa zu haben, und der Carolin furchtbar interessiert. Und schließlich auch Kerstin, die zwar eigentlich keiner mag, die aber irgendwie auch dazugehört. Auf der Windschattenseite des Darß entspinnt sich zwischen diesen vier Kindern das Abenteuer einer Boddenfahrt, bei dem es um viel mehr geht, als nur darum, den Sturm zu bezwingen.

Beurteilungstext

Was ist eigentlich die Liebe? "Wenn man miteinander geht", sagt Hannes. "Liebe braucht Zeit, vielleicht das ganze Leben", meint Oma Lucie. Wer hat recht? In Hannes dreht sich alles. Einerseits ist er glücklich, weil Carolin Gröllmann und er ein Paar sind. Umso mehr schmerzt es, dass Carolin jetzt oft mit Benno, eigentlich Hannes' bester Freund, zusammen ist. Hat sie ihren Hannes schon wieder abgeschrieben? Typisch Gröllmann, sagt Kerstin, doch auf ihren Kommentar will Hannes eigentlich nichts geben.
Eines Tages findet Hannes ein herrenloses Motorboot am Kai. Benno schlägt vor, damit über den Bodden zu fahren, um Carolin aus der Stadt abzuholen. Auch Kerstin ist mit von der Partie. Als jedoch ein Sturm aufzieht, kommt es zum Streit. Sollen sie die Rückfahrt wagen? Eigentlich ist es auch Hannes zu gefährlich, aber er will sich vor Carolin beweisen, ihr imponieren. Als der Sturm losbricht, bereut er seine Sturheit. Doch nun ist es zu spät. Wird er Nerven bewahren können?
Klaus Meyers Geschichte erzählt von der ersten aufkeimenden Liebe zwischen Kindern, die kaum von der Freundschaft zu unterscheiden ist. Für Hannes, Carolin, Benno und Kerstin sind diese Gefühle schwer zu fassen. Der Blick auf die Erwachsenen erzeugt in ihnen eine Vorstellung, was ein Paar ausmacht und wie man sich als Paar zu verhalten hat. Dazu kommt aber immer die Angst, den anderen zu verlieren. Und diese Angst heißt Eifersucht und zerstört das Glück, weil sie die Kinder voneinander trennt. Für den elfjährigen Hannes ist das alles schwer zu verstehen. Wie kann er seiner Carolin klar machen, was sie für ihn bedeutet? So einfach darüber reden, das geht natürlich nicht. Er muss es zeigen, etwas unternehmen, so dass der Benno nicht mehr mit ihm mithalten kann. Und genau damit setzt er alles aufs Spiel: die Zuneigung Carolins, die Freundschaft Bennos und nicht zuletzt das Leben aller vier Kinder.
Sanft und einfühlsam erzählt Klaus Meyer von den ersten, unbeholfenen Versuchen der Kinder, erwachsen zu werden. Neben dem Verhalten, das oft die Hilflosigkeit der Protagonisten widerspiegelt, bietet er seinen Lesern immer wieder Einblicke in die Gedankenwelt der Kinder an. So unvernünftig die Antriebe auch sein mögen, die dabei zu Tage treten, nimmt er sie doch immer ernst. Dadurch wird Hannes nicht der Lächerlichkeit preis gegeben oder von seiner Geschichte belehrt, sondern er kann seinen diffusen Gefühlszuständen, dem Drang nach Bestätigung und dem Wunsch nach Zuneigung folgen, um schließlich aus der Erfahrung heraus als Persönlichkeit zu wachsen. Damit wirkt die Geschichte nicht als Lehrstück eines besser wissenden Erwachsenen, sondern sie lässt ihren Helden den Freiraum, selbst ihren Standpunkt zu finden. Und das, obwohl es in dem Buch von Autoritäten und guten Ratschlägen nicht mangelt.
Heike Ellermanns Illustrationen spiegeln den Charakter der Geschichte in den Bildern wider. Die Aquarelle bewahren sich einen Grad an Unbestimmtheit, der den diffusen Zuständen von Hannes' nur scheinbar klarer Zuneigung entspricht.

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Diese Rezension wurde verfasst von mr.
Veröffentlicht am 01.01.2010