Wave of Lies

Schlagwörter

• Freundschaft
• Spannung
• Familie
• Sucht

Teaser

Eine Sturmnacht im australischen Örtchen The Shallows erleben sechs beste Freunde. Am Ende der Nacht ist die ganze Welt verändert und „nichts wird mehr so sein, wie es war.“ (Wave of Lies, S. 361)

Beurteilungstext

Wo ist Henry? Diese Frage wollen die verbliebenen fünf Freunde beantworten, die sich Zeit ihres Lebens kennen und in dem kleinen Örtchen The Shallows aufgewachsen sind. Nur Chloe lebt seit einiger Zeit mit ihrer Mutter im großen Sidney, kehrt aber regelmäßig in den Ferien zu ihren besten Freunden in das verschlafene Nest zurück. Doch dieses Mal ist alles anders, denn einer fehlt: Henry ist seit drei Monaten durch mysteriöse Umstände verschwunden. Masons 13-jähriger Bruder, den vor allem Chloe sehr gern hat, die seine Vertraute ist, ist nicht mehr da. Allerdings ist er nicht spurlos weg!

Die Freunde beginnen, sich auf die Suche zu machen und versuchen herauszufinden, was geschehen ist. Doch was kann man glauben und wem hier noch trauen? Sind die Spuren echt? Versucht jemand, falsche Fährten zu legen und Fakten zu vertuschen? Gibt es den Schuldigen vielleicht sogar unter ihnen? Zwischen den Freunden erwächst Zweifel und Misstrauen, aber auch die Gewissheit, dass einer mehr weiß als die anderen…

Wer ermittelt und wer vertuscht, ist in diesem Krimi spannend und mehrschichtig erzählt. Aus mehreren Perspektiven und verschiedenen Zeitebenen setzt sich die Handlung zusammen. Erzählt wird aus den unterschiedlichen Sichtweisen der Freunde, mit deren jeweiligen Namen die Kapitelüberschriften versehen sind. Die Zeitebenen begleiten die Handlung aus heutiger Perspektive und der Zeit vor dem Sturm, wobei sich die Zeitebenen zum Höhepunkt hin immer mehr annähern. Zunächst ruhig und dem Kleinstadtleben entsprechend gemäßigt beginnt die Handlung, die vor allem durch Chloes Ermittlungen immer mehr an Fahrt gewinnt und in einem stürmischen Finale die Leser mitreißt und in ihren Bann zieht. Als würden dunkle Wolken aufziehen vor einem Sturmtief, verdüstert sich das scheinbar idyllische Kleinstadtleben immer mehr. Die Mischung der Charaktere wird immer explosiver. Die Welle aus Lügen wird viele mit sich reißen!

Sprachlich leicht lesbar, ist der Roman aber durch die Vielschichtigkeit der Perspektiven ein interessantes Leseerlebnis.
Die inhaltliche Schlüssigkeit der einzelnen Handlungen der Protagonisten lässt Leser*innen manchmal stutzen. Allerdings sollte man dabei nicht vergessen, dass Teenager versuchen, mit ihren Mitteln einen Fall zu lösen, der sie tief betroffen macht.

Es werden viele verschiedene Themen angerissen, so z.B. die alkoholkranke und alleinerziehende Mutter von Mason und Henry, alternative Familienmodelle mit zwei Müttern, Trennung, Tod und ein möglicher Kindesmissbrauch. Jedes einzelne Thema hätte mehr Raum bedurft, aber nicht jedes einzelne Thema trägt inhaltlich etwas zum Fortlauf des Geschehens in The Shallows bei.
Abschließend handelt es sich bei „Wave of Lies“ um einen Jugendthriller, der ruhig daherkommt und seine Leser*innen in einen Bann zieht, der nachwirkt. Ein spannendes Sommer-Lese-Erlebnis!