Was zwischen Licht und Schatten liegt. Märchen aus aller Welt

Autor*in
Urbanet, Mario
ISBN
978-3-86873-703-5
Übersetzer*in
Kootz, Anja
Ori. Sprache
Französisch
Illustrator*in
Guilloppé, Antoine
Seitenanzahl
60
Verlag
Knesebeck
Gattung
BilderbuchMärchen/Fabel/SageSachliteratur
Ort
München
Jahr
2014
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre10-11 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
19,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Eine bunte, gelungene Sammlung von Tiermärchen aus aller Welt, modern-märchenhaft nacherzählt und mit eindrucksvollen Illustrationen versehen.

Beurteilungstext

Zehn Märchen sind in diesem Buch versammelt. Sie eint, dass Tiere eine zentrale Rolle spielen. Sie eint auch, dass sie zum Nachdenken anregen, philosophische Grundthemen ansprechen und voller Weisheit stecken.

In dem Märchen ""Das Geschenk der weisen Schlange"" aus Burkina Faso beispielsweise treffen ein Tiger und ein Panther aufeinander, die beide sehr eifersüchtig sind. Die Schlange gewährt ihnen ein Geschenk: Dem einen wird sie einen Wunsch erfüllen - der andere aber wird nicht das Nachsehen haben, denn er wird dasselbe erhalten, allerdings in doppelter Menge. Wie gehen eifersüchtige Kontrahenten damit um? Wer darf wünschen und was kann man sich wünschen, ohne dass die eigene Eifersucht sich noch steigert? - Wie sich das nun lösen lässt? Das mag eine geneigte Leserin selbst nachlesen.

In dem österreichischen Märchen ""Das Gewicht einer Schneeflocke"" geht es um die Frage nach nuturwissenschaftlicher Beobachtung oder religiösem Glauben: Bricht der große Ast der Zeder, weil die 3860773. Schneeflocke drauffällt oder weil die bösen Geister diese Katastrophe ausgelöst haben? Ist es sinnvoll, dass die Amsel diese Flocken gezählt hat, aber damit in keiner Weise die Katastrophe verhindern konnte?

Manchen Märchenfan mögen diese Geschichten vielleicht nicht gefallen. Wer Struktur, Erzählweise und Themen der Grimmschen Märchen hier sucht, wird dies kaum finden. Keines der Märchen fängt mit ""Es war einmal ..."" an. Am Ende steht eine Moral, ein gereimter Erkenntnissatz - aber die Märchen gehen bei weitem nicht alle gut aus im Sinne eines Happy Ends. So verwandelt sich der Sohn des Jägers in dem Märchen ""Die Verwandlung"" (Kongo) in ein Zebu und kann nicht zurückverwandelt werden. Und da kann es nur wenig trösten, dass der Vater dem verwandelten Sohn zusichert, dass er stolz auf ihn sein wird, wenn er der Beste aller Zebus werden würde.

Die Erzählweise ist deutlich moderner, als man es von vielen Märchen kennt. Und doch trifft Urbanet als Autor - oder Anja Kootz als Übersetzerin? - einen Erzählton, der anspricht, der die Geschichten in eine Zeitlosigkeit gibt. Sprachlich werden keine Wendungen aus den Ursprungsgeschichten mit ihren sprachlich-kulturellen Spezifika übernommen, sondern die Märchen werden von den inhaltlichen Kernen aus in ähnlicher Weise erzählt. Dialoge sorgen für Lebendigkeit. Am Ende findet sich immer ein vierzeiliger gereimter Moralsatz. Bemerkenswert sind einige erzählerische Feinheiten. So verspricht der Löwenkönig im Märchen ""Das Spiel des Schicksals"" nicht ungefragt seine Tochter als Lohn für ihre Rettung, sondern sagt: ""Und wenn meine Tochter einverstanden ist, mache ich dich zu meinem Schwiegersohn und zum Prinzen des Königreiches"" (S. 12). Wahrlich eine überfällige Modernisierung im Vergleich zu den vielen ungefragt ""verschenkten"" Prinzessinnen bei Grimm & Co.

Die Illustrationen von Antoine Guiloppé sind zum größten Teil seitenfüllende Scherenschnitte, Schwarz und Weiß werden sehr behutsam durch vereinzelte Farbeinsprengsel ergänzt. Umgesetzt werden Schlüsselszenen aus dem Text, Handlungsträger - in der Regel Tiere - im Großformat, die dem Betrachter direkt in die Augen schauen. Hinzu kommen kleinere Darstellungen, die in den Text gesetzt sind.

Text und Illustration ergänzen sich zu einem harmonischen Ganzen, wodurch diese kleine Märchensammlung zu einem Kunstwerk wird.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von cja.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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