Was wir auch tun

Autor*in
Lucas, Marie
ISBN
978-3-8414-2215-6
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
494
Verlag
FJB
Gattung
Ort
Frankfurt M.
Jahr
2014
Lesealter
16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
16,99 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Jasper küsst die Stiefmutter seiner großen Liebe, Robin. Für die ist das das Ende der Beziehung und sie wendet sich dem attraktiven Alex zu. Die hübsche und lebendige Robin stößt dabei an ihr zu enge Grenzen. Alex liebt perfekt, erzählt aber nichts von sich. Er ist Bruder eines Mörders, gewalttätig und Hooligan. Robin schwankt, weiß nicht, was tun. Nur weil sie fast Opfer eines anderen Dramas wird, holen Schulfreunde die Beiden aus ihrer Sackgasse heraus.

Beurteilungstext

Warum müssen es immer diese Prinzessin-liebt-Arbeiterkind-Gegensätze sein? Geht es nicht auch eine Nummer kleiner? Robin und ihr Jasper leben in großzügigen Villen, die Reichtum allenthalben demonstrieren, Alex und sein eben aus dem Knast entlassener Bruder leben in einem Zimmer zusammen in der kleinen Hochhauswohnung der Mutter. Alles andere ist dagegen stimmig. Die behütet aufwachsende Robin sorgt sich um ihre Großeltern, der Vater spielt eine erbärmliche Rolle mit seiner kostspieligen, sich langweilenden neuen Frau, die die Stieftochter zutiefst verabscheut. Jasper führt einen Privatkrieg mit seinem Vater, den der ganz fies unterschwellig anwachsen lässt, während der Sohn ihn pubertär beleidigt. Alex´ Mutter ist noch sehr jung und arbeitet viel - man bekommt wenig von ihr mit, grad so wie ihre Söhne. Deren Vater ist einer der Fixpunkte der Geschichte. Er war es, der seinen Söhnen die Gewaltsprache einimpfte, etwas anderes kannte er nicht, bis der ältere Anton - genau seine Sprache sprechend - ihn aus der Wohnung jagte. Anton wurde der Beschützer seines kleinen Bruders Alex´. Um so tiefer traf den Jüngeren deshalb die Mordtat, an der er sich auch noch mitschuldig fühlt. Erst zum Schluss, einem gekonnt beschriebenen CountDown, erkennt Alex, dass er in den Augen des großen Bruders überhaupt nichts mit dessen Tat zu tun hat.
Pubertäre Liebesgeschichten mit all ihren Zweifeln, Rätseln, Verquickungen, Missverständnissen, Zerwürfnissen und Neubeginnen füllen den Roman randvoll mit Leben. Marie Lucas versteht es vorbildlich, Sexszenen zu beschreiben, ohne auch nur im Entferntesten Pornografie zu erzeugen. Ihre Personen leben und sind offen, entblößen sich aber nicht. Nicht nur die drei Protagonisten werden vor den Augen des Lesers lebendig, sondern auch die Nebenpersonen erfüllen glaubhafte Rollen. Die nervige Steffi plappert ununterbrochen Plattitüden, ist egomanisch auf sich und ihren Freund fokussiert und trägt dennoch zur Lösung des Hauptproblems, einem wirklichen Kriminalfall und Mordanschlag, bei. Sie weiß zwar auch hinterher nicht, wie sie das eigentlich erreichte, wohl aber der Leser erkennt, welche wichtige und schlüssige Rolle sie in dem gesamten Drama spielt. Wirkliche Freunde haben die Jungs: sie helfen und forschen, unterstützen und kämpfen für die Gerechtigkeit. So musses sein.
Die Sprache bleibt eng am Geschehen, der Leser erlebt die Orte und die Personen unmittelbar und distanzlos, er sieht das Befremdliche der Hooligan-Kneipe ebenso mit den Augen der Handelnden wie das Staunen des Unterschicht-Alex in der Oberschicht-Villa mit Haushälterin und Swimmingpool.
Es bleibt aber ein Unbehagen: Ich kenne Familien wie die des Alex (Gewalt als einzige Sprache, gesprochen wird nicht. Probleme werden nur in der eigenen Sprache gelöst). Die Kinder haben kaum eine Chance, dieser Welt zu entfliehen. Alex erkennt das auch ganz richtig und versucht, keine Verbindung zu der Freundin entstehen zulassen. Das muss notwendigerweise scheitern, wenn die Liebe erwidert wird. Die Autorin lässt den Jungen so ehrgeizig sein, dass er in der Schule gut ist, auch wenn er dort kaum etwas sagt. Er erkennt aber gleichzeitig selbst, dass er potentiell gefährlich ist (erst seine Freundin weist ihn nachhaltig darauf hin, dass er sich hier irrt). Marie Lucas weiß, dass jemand, der erkennt, wo seine Schwächen liegen, sie auch erfolgreich angehen kann. Aber dass das real so geschieht, gehört für mich in den Bereich der Sozialromantik. Noch mehr prägt das den Bruder. Der sitzt seine Strafe wegen Totschlags im Gefängnis ab und kommt geläutert heraus. So einen möchte ich mal kennen lernen, meine Erfahrungen sind negativer. Aber möglich ist natürlich alles. Es ist eben nur ein Unbehagen, was mich angesichts dieser Entwicklung befällt, nicht eine Verurteilung. Cjh14.04

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von cjh.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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