Was ist ein Fluss?

Schlagwörter

• Geografie
• Historisches
• Kulturen
• Natur
• Tiere

Teaser

Das Sachbilderbuch "Was ist ein Fluss?" erzählt von der Magie und dem besonderen Reiz der Flüsse unserer Welt. Es nimmt uns mit auf eine imaginäre Reise, zu Begegnungen mit besonderen Menschen (Pilger und Philosphen) und mit außergewöhnlichen Tieren (z. B. dem Flussdelphin). Es lädt ein, zur Entdeckung des Natur- und Lebensraumes Fluss mit all seinen wundersamen Facetten.

Beurteilungstext

„Was ist ein Fluss?“ - Ein Fluss ist ein Faden, der Muster auf der Erdoberfläche bildet: „Er schreibt Geschichten und malt Schnörkel. Verbindet verschiedene Orte, Zeiten und Menschen miteinander“ (S. 8). Ein Fluss ist eine Reise, ein Zuhause, Lebenskraft, ein Name, ein Treffpunkt, ein geheimnisvoller Ort, Erinnerung, ein Duft, eine Tiefe, Energie, ein Spiegelbild, ein Weg und der Ozean. Der Fluss hat viele Namen und viele Gesichter und allein schon diese metaphorischen Überschriften in diesem Sachbilderbuch von Monika Vaicenavičienė laden zum Lesen, Betrachten und Verweilen am Fluss ein.

Die Erzählung ist in eine Rahmenhandlung gebettet, ein Kind ist mit der Großmutter am Fluss. Die Großmutter stickt eine Decke, das Kind flicht einen Blumenkranz und fragt: „Was ist ein Fluss?“ Der Erzählrahmen wird erkennbar durch typographische Merkmale, die Schrift ist größer, mit einem weiteren Zeilenabstand und es gibt eine Trennung zwischen Bild und Text auf der Doppelseite. Auch das Vorsatzpapier eröffnet diesen Rahmen: Die Perspektive des Enkelkindes wird vorne im Buch aufgegriffen, mit all den Entdeckungen auf der Wiese am Fluss: Federn, Steine, Pflanzen und als verbindendes Element und als „blauer“ Faden das Stickgarn der Großmutter. Das Vorsatzpapier hinten zeigt die fertige Stickerei der Großmutter, ein pluriszenisches Flussbild, welches die Erzählung der Oma mit einfachen gestrichelten Linien festhält. Trotz der anfänglichen scheinbaren Trennung der Welten sind die Großmutter und das Kind auf jedem Bild präsent, als Schauende oder als Teilnehmende und damit auch als Teil der Geschichte des Flusses. So fließen die Rahmen- und Binnenerzählung ineinander.

Die Binnenerzählung der Großmutter über den Fluss wird begleitet durch malerische und meist pluriszenische Illustrationen. Die Farben lassen sich als gedeckte Erdfarben beschreiben, die durchaus kräftig sein können. Zum Beispiel als der Fluss als Lebensader (Lebenskraft) dargestellt wird am Beispiel des Oka-vango-Deltas in Botswana. Hier bildet das Bild grün gerahmt das Zentrum, der informierende Text ist rechts und links in Spalten angeordnet. Unten auf diesem Bild wird die Lebenskraft des Flusses durch acht Köpfe symbolisiert, in welchen sich historische, religiöse, philosophische oder alltägliche Flussszenen zeigen, wie zum Beispiel Heraklit, einen griechischen Philosophen und seiner Aussage: „Alles fließt“ (S. 14/15).

Die Anordnung von Text und Bild ist dem Inhalt angepasst, so dass Text und Bild im Wechsel erzählen. Ebenfalls ineinanderfließen eine faktuale und fiktionale Erzählweise, neben geografischen Inhalten, zum Beispiel das der Nil der längste Fluss der Welt ist wird von der Entstehung des Flusses auf ganz poetische Weise erzählt: „Er nimmt Anlauf, macht eine kleine Verschnaufpause und nimmt dann volle Fahrt auf“ (S. 10). Thematisch werden vielfältige Facetten des Flusses angesprochen, neben den benannten Fakten geht es um mystische Aspekte und Legenden oder um die Sinne, wenn nach dem Duft des Flusses gefragt wird.

Flüsse besitzen eine besondere Magie und Anziehungskraft auf uns Menschen: sie sind Lebensader, Naturschauspiel und Lebensraum, ihre Strömung verbindet Menschen, Orte und Zeiten. Um Flüsse ranken sich Legenden und Mythen, sie sind Ort von (persönlichen) Geschichten. In diesem poetischen Sachbilderbuch können sie entdeckt und bestaunt werden, in fantastischen, mystischen oder sachlich genauen Erzählungen über den Fluss. Sehr empfehlenswert!