Was ist das

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• Natur

Teaser

In den Dingen, die uns umgeben, stecken Formen und Farben, die uns an Anderes denken lassen und Assoziationen auslösen. Solche Äquivalenzen und Ähnlichkeiten greift Antje Damm in ihrem neuen Bilderbuch "Was ist das?" auf. Eindrücklich führt sie vor Augen, wie viel in den banalen Gegenständen des Alltags stecken kann, wenn wir nur ein wenig unserer Fantasie vertrauen.

Beurteilungstext

Antje Damm ist auf dem aktuellen Bilderbuchmarkt eine Institution. Ihre stark vom Bild dominierten Bücher zielen meistens auf die kleinen, scheinbar banalen Dinge des Alltags ab, geben ihnen aber durch vorsichtige Beigaben und Ergänzungen - seien sie nun bildnerischer oder sprachlicher Natur - etwas Einzigartiges und Wunderbares. Die Bücher berühren, weil sie im Alltäglichen das Besondere sehen und in ihnen die Welt nicht nur als Gegebenheit angenommen, sondern als Spielraum des eigenen Blicks und der Fantasie vorgeführt wird.
Die Neubearbeitung ihres Spiel- und Ratebuchs "Was ist das?", kürzlich unter gleichem Titel erschienen, steht in eben dieser Tradition. Hier werden Fotos von Gegenständen abgebildet und mit der Frage "Was ist das?" in Beziehung gesetzt. Die Antworten scheinen leicht und eindeutig zu sein, doch nur solange, bis der Betrachter die Seite umschlägt und das gleiche Ding noch einmal abgebildet sieht, allerdings mit einem kleinen Zusatz oder eine minimalen Umgestaltung versehen, die die Bedeutung, fassbar in der gefundenen Antwort, grundlegend verändert. So sind aus den beiden Karotten die Ohren eines Hasen geworden, aus der Bürste ein Igel und aus der Seife eine Eule. Eine kleine Tierwelt entsteht, die ihren Ursprung in den leblosen Dingen hat.
Dieses Spiel ist uns allen eigen. Allzu oft sehen wir in den Dingen, die uns umgeben, etwas ganz Anderes. So scheinen die Wolken Gesichter zu haben, ein Baum erinnert an ein Wesen aus der Unterwelt oder das in der Milch versinkende Kakaopulver wird zur Insel, die in einem dramatischen Akt in den weiten des Meeres versinkt. Diese Form der Weltdeutung, wie sie besonders Kinder mit ihrer grenzenlosen Fantasie häufig gebrauchen, greift Antje Damm in ihrem Bilderbuch auf. Sie geht ein Stück weiter, denn sie holt diese Ergänzungen, Adaptionen, Überformungen und Transformationen aus der innerlichen Vorstellungswelt und bannt sie auf ihre Bilder. Die geschickte Kombination der konventionellen und der erweiterten Deutung machen aus dem Buch ein vergnügliches Spiel- und Ratebuch, das einlädt, Damms Gedankenwege nachzugehen und eigene Möglichkeiten der Überformung auszuprobieren. So kann das Buch auch zum Anlass für das eigene Spiel mit den Dingen werden. Es lädt zum Nachmachen ein!