Was ich weiß von dir

Autor*in
Rosoff, Meg
ISBN
978-3-596-85625-1
Übersetzer*in
Jakubeit, Brigitte
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
270
Verlag
Gattung
Ort
Frankfurt
Jahr
2014
Lesealter
14-15 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
14,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Mila, 12, reist mit ihrem Vater von London nach New York, um dessen alten Freund Mat zu besuchen. Dort finden sie nicht ihn, nur seine kalt erscheinende Frau, sein Baby und den Hund, der sie auf der Suche nach Mat begleitet. Sie finden ihn, Mila fühlt sich hintergangen. Mit ihrem feinen Gespür für psychologische Situationen kann sie Mat vor einem Selbstmord bewahren, die Familie aber natürlich nicht retten.

Beurteilungstext

Mila und ihre Eltern sind schon besonders: Die Mutter ist Konzertviolinistin, der Vater Übersetzer, alle sprechen mehrere Sprachen. Der Vater ist einer der Intellektuellen, die mit den praktischen Anforderungen des Lebens nicht so ganz klar kommen. Die Ich-Erzählerin Mila hat so schon früh sich selbst in der Welt zurecht finden müssen. Dabei entwickelte sie vor allem ein ungeheueres Gespür für die Menschen und ihre Regungen. Ständig beobachtet sie Andere und fühlt, wie es ihnen geht, auch warum es ihnen so oder so geht. Ihre engste Freundin ist ihr genaues Gegenteil, stets realistisch und wach und lebendig, kreativ im Aktionenerfinden. Auf der Reise mit ihrem Vater simst sie zwar viel mit ihr, in den konkreten Situationen aber kann die Freundin nicht viel helfen, außer Mila zu erden. Vater und Tochter fahren bis an die kanadische Grenze und finden dort überraschend eine alte Freundin der beiden Freunde und ihren Sohn, auch Mats Sohn, von dem niemand etwas wusste. Und es stellt sich heraus, dass der glorreiche Mat, der einmal Milas Vater vor dem Tod rettete, ein hoffnungsloser Versager ist, der vor jeder Verantwortung flieht, sich nirgends binden will und gelegentlich einfach abtaucht und trinkt. Der Vater schafft es zwar dann doch, Kontakt mit ihm aufzunehmen und sich mit ihm zu treffen, ist aber von der Situation völlig überfordert. Erst Mila kann mit Mat Tacheles reden, er begleitet sie nach Hause zu Weib und Kind. Weiter ist damit nichts gerettet, aber die beiden können beruhigt wieder nach London zurück fahren.
Autorin und Übersetzerin erzeugen mit ihrem Text ein ungemein dichtes Geflecht an Beziehungen: Mutter-Tochter-Vater lieben einander, so unterschiedlich sie auch sind, jeder lässt dem anderen die größtmögliche Freiheit, jeder fühlt sich absolut für den anderen verantwortlich und wird ihn nie alleine lassen - ihre Antipoden sind Mat und seine Familie, bei denen allenfalls über den Säugling eine Bindung entstehen könnte, was aber höchst unwahrscheinlich ist.
Mila registriert in ihrer Erzählung kleinste Regungen und kann sie so deuten und beschreiben, dass der Leser nachempfinden kann, was zwischen diesen Menschen geschieht. Um so empörter ist sie (und der Leser), als sie mitbekommt, dass der Vater ihr nicht alles erzählt hat. Mila dagegen versucht immer, dem Vater ihre Erkenntnisse, so unsicher sie auch noch sein mögen, zu erklären.
So tief Mila in die Psyche der Menschen schauen kann, sie bleibt dabei immer die 12-Jährige, der man derlei Tiefblick nicht zugetraut hätte, wohl aber mit Erstaunen abnehmen kann - eben weil sie gleichzeitig wie alle Gleichaltrigen denkt und handelt. Jeder Leser wird hier Erkenntnisse für sich mitnehmen. Cjh14.10

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von cjh.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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