Warum ist Rosa kein Wind?

Autor*in
Knödler, Christine
ISBN
978-3-473-40108-6
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Harjes, Stefanie
Seitenanzahl
141
Verlag
Ravensburger
Gattung
Lyrik
Ort
Ravensburg
Jahr
2014
Lesealter
ab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
16,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Anthologie mit Gedichten und Texten zu den vier Jahreszeiten und zu den Lebensphasen des Menschen.

Beurteilungstext

Die Herausgeberin und die mit ihr befreundete Illustratorin wollen mit dem vorliegenden Buch etwas erschaffen, was “zu berühren und zu beflügeln, Horizonte zu eröffnen, neue Welten entstehen zu lassen” vermag (vgl. Vorwort). Das ist ein ambitioniertes Vorhaben. Welcher Leserkreis kann von dieser sehr speziellen Textsammlung angesprochen werden? Ein kundiger, an Literatur Interessierter wird wahrscheinlich von den bedeutenden Autoren (Brecht, Handke, Kaschnitz, Sappho, Neruda ...) angelockt werden. Es ergibt sich die Frage: Nach welchen Gesichtspunkten sind die so unterschiedlichen Künstler ausgewählt und in die Sammlung eingefügt worden? Vier große Abschnitte zeichnen sich ab, die man den Jahreszeiten zuordnen kann; sie umfassen 12 bis 15 Gedichte und jeweils einen oder zwei Prosatexte.

Das erste große Kapitel befasst sich mit dem Frühling, im übertragenen Sinne mit dem Anfangen, Aufwachen, dem Kindsein. Die Kapitelüberschrift “Ringsherum lacht es und luftet” ist dem Gedicht von Jürg Schubiger “Die Welt und alles” entnommen. Hiermit wird insbesondere die Leichtigkeit des Seins vermittelt, die die erste Phase des Lebens sowie des Jahres charakterisiert. - “Mit den Kirschen im Mund”, der letzten Zeile des Gedichts von Antonie Schneider wird die Sommerzeit eingeleitet. Erste Begegnungen, die Liebe und das Reifwerden stehen thematisch im Mittelpunkt dieser Texte. Typische Erscheinungsformen der Natur im Sommer werden auf unterschiedliche Weise sprachlich gestaltet.

Die folgenden zwei großen Kapitel vereinen nach dem gleichen Prinzip Gedichte und Geschichten, die das Lebensgefühl von Herbst und Winter widerspiegeln. Die Überschrift “Und es wurde Gold und schwer” ist aus Rilkes Gedicht “Wenn die blonden Flechterinnen”. Bei Rilke werden die Frauen und ihre Tätigkeiten verklärt wahrgenommen. Aber der Herbstzyklus verdeutlicht nicht nur Ernte und goldene Fülle. Das Vergehen der Zeit, das Ende von Beziehungen, das beginnende Sterben wird ebenfalls thematisiert. Die Verszeile “Um zu entfliehen meinwärts” aus dem Gedicht von Lasker-Schüler bildet die Überschrift für das letzte Kapitel, in dem der Winter und das Vergehen, die Rückbesinnung auf Wesentliches zur Sprache kommen. Tod und Todesfurcht werden explizit angesprochen (Brecht, Brasch), aber auch ein Weitergehen und neues Leben wird anvisiert. so endet das Buch mit Rose Ausländers “Nicht fertig werden” tröstlich. - Die Verknüpfung der Texte ist raffiniert und vielfältig. Es macht Spaß, Assoziationsketten aufzuspüren. Jüngere Leser benötigen mit Sicherheit bei der Spurensuche und Deutung Anleitung und Hilfe.

Der Zugang zu dem Buch über die Bilder scheint leichter zu sein, muten sie doch zum Teil wie Kinderzeichnungen an und bringen ein spielerisches Element in die Anthologie. Hier gibt es für alle Altersstufen etwas zu entdecken. Verschmitzt, mit hintergründigem Humor oder auch Ironie schafft die Künstlerin wundersame Wesen, deutet auf kommende Texte hin oder visualisiert das im Gedicht Gesagte. Z. T. spielt sie mit Schriftzeichen, die dann in ein Spannungsverhältnis zu den Strophen und Versen treten; es eröffnen sich neue Deutungsmöglichkeiten. Die vier Kapitelüberschriften sind jeweils über eine Doppelseite bildnerisch gestaltet. Es gelingt der Illustratorin hervorragend mit ihren Bildern das Lebensgefühl des jeweiligen Abschnitts, Atmosphäre und Stimmung der entsprechenden Jahreszeit zu verdeutlichen.

Insgesamt kann man das Buch als Gesamtkunstwerk bezeichnen, das naive und elementare Fragen aufwirft und Antworten anbietet. Man muss sich nur die Mühe machen, sich mit Text und Bild zu beschäftigen. Schon die Titelseite “Warum ist Rosa kein Wind?” mit einer Verszeile aus “Der artesische Brunnen” von D. Grünbein ist eine Herausforderung. Es ist den Herausgeberinnen zu wünschen, dass sich viele Liebhaber/innen finden für dieses besondere “Bilderbuch”.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von PF.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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