Warum ich Feministin bin

Autor*in
Adichie, Ngozi Chimamanda
ISBN
978-3-7373-5899-6
Übersetzer*in
Ernst, Alexandra
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Nas, Nursima
Seitenanzahl
64
Verlag
FISCHER KJB Sauerländer Duden
Gattung
BilderbuchSachliteratur
Ort
Frankfurt am Main
Jahr
2022
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Büchereididaktisches MaterialFachliteraturFreizeitlektüre
Preis
14,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Eine glückliche feministische Afrikanerin, die keine Männer hasst, High Heels trägt und so unfassbar sympathisch ist, dass man ihr einfach zuhören muss.
Ohne Zeigefinger, aber mit viel Fingerspitzengefühl, schreibt die Autorin aus ihrem Leben – nur für dich!

Beurteilungstext

Als Vollzeit arbeitende Mutter entdecke ich die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern in meiner Gesellschaft gerade noch einmal neu oder besser, ich lerne sie gerade erst richtig zu spüren. Ich gebe zu, mir erging es bisher wie Vielen, so habe ich mir gar nicht mehr so viele Gedanken gemacht und hätte ebenfalls behauptet „so schlecht“ gehe es uns Frauen hier in Deutschland ja gar nicht. Wir leben ja schließlich nicht in Afghanistan oder anderen Ländern, von denen wir annehmen, dass dort die Frauen weniger Rechte und Möglichkeiten besitzen als Männer. Ich war eigentlich in meiner Annahme bereits so weit, wie die meisten männlichen Vertreter, dass die Frauen hier in unserem Land schon alles können, wenn sie nur wollten.
Nun ja, mit dem Wollen und Können ist das natürlich so eine Sache. Und vor allem eine Ansichtssache und diese Ansicht bedarf noch einiges an Verbesserung.
So hat es mich zum Beispiel wahnsinnig wütend gemacht, wie mein Partner bewundert wurde dafür, dass er sich mit Windeln auskennt. Hallo? Ich meine, wenn es meine einzige Aufgabe (und das meine ich in keinster Weise abwertend – Kindererziehung ist anstrengend, nervenzehrend umfassend und arbeitsintensiv) ist, das Kind zu versorgen, sollte ich mich mit essentiellen Dingen, wie etwa Windeln, schon auskennen. Ihn dafür übermäßig mit Lob zu schmücken, ist genaugenommen vermessen, denn Gleiches würde einer Frau in der Situation nicht passieren.
Mich hat auch niemand gelobt dafür, dass ich den gesamten Lebensunterhalt für meine Familie verdiene, alle Rechnungen bezahle, alle Buchhaltungsangelegenheiten bearbeite, obwohl ich das vorher auch nicht konnte, und es überhaupt nicht zu meinen Talenten zählt - natürlich angelegt oder nicht. Diesen Punkt des Buches fand ich auch sehr sehr spannend: Als würde Haushalt zu den natürlichen Talenten einer Frau zählen und nicht zu denen des Mannes. Total absurd! Aber ernsthaft: mein Partner – Mitte 30 - Europäer (!) glaubt das tatsächlich auch! Er hätte es so sicher nie offen zugegeben, wie die meisten Männer unserer Gesellschaft auch nicht, aber wenn man die Rollen einmal umdreht, merken die Herren, wie wenig sie vielleicht darauf Lust haben oder Muße, sich mit den Aufgaben auseinanderzusetzen. Haushalt ist eben nicht nur ein bisschen saugen, einkaufen und essen kochen. Aber wem sag ich das? Dann heißt es plötzlich: Für Haushalt bin ich nicht gemacht. Und wenn eine Frau das sagen würde? Kriegt sie dann automatisch eine Putzfrau (warum eigentlich Frau?) oder hilft ihr dann der Mann?
Das Buch von Chimamanda Ngozi Adichie hat mir die Augen geöffnet und mir noch einmal ins Bewusstsein gesetzt, was ich lange schon wusste, mich aber nicht traue laut auszusprechen, weil es dafür überall um mich herum Unverständnis und Kritik erntet. Ich solle nicht so anspruchsvoll sein, dürfe nicht so viel von den Männern erwarten. Aber ich frage mich ernsthaft, ob es andersherum dann rechtens ist, dass ständig so viel von uns Frauen erwartet wird. Dabei sollen wir noch hübsch ausschauen und uns sanftmütig zeigen.
Ich habe mir gleich im Anschluss das Buch: 'Liebe Ijeawele – Wie unsere Töchter selbst bestimmte Frauen werden' bestellt.
Ein Muss für jedes Mädchen ab 14!


Anmerkung

Das Thema und seine Darstellung hat mich so gefesselt, dass ich dranbleiben möchte. Mir ist bewusst, dass dies mehr eine Stellungnahme als eine Rezension ist, jedoch ist es ein gutes Beispiel dafür, was mit einem passiert, wenn man das bunte Bilderbuch von Chimamanda Ngozi Adichie in den Händen hält.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Gaby Matelski; Landesstelle: Nordrhein-Westfalen.
Veröffentlicht am 06.09.2022

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