Warten auf Gonzo
- Autor*in
- Cousins, Dave
- ISBN
- 978-3-7725-2779-1
- Übersetzer*in
- Brauner, Anne
- Ori. Sprache
- Englisch
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 304
- Verlag
- Freies Geistesleben
- Gattung
- Buch (gebunden)Erzählung/Roman
- Ort
- Stuttgart
- Jahr
- 2016
- Lesealter
- 14-15 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Bücherei
- Preis
- 19,90 €
- Bewertung
Teaser
„Shit happens, sage ich mir. Aber warum immer nur mir?“ (42) Dave Cousins neuer Roman „Warten auf Gonzo“ bringt viele ausgefallene Situationen und witzige Dialoge in Anschlag und lässt hier und da ernsthafte Fragen aufblitzen. Eine wirklich nette Story, der aber das Außergewöhnliche fehlt.
Beurteilungstext
Oz zieht mit seinen Eltern aus der Großstadt in einen kleinen Ort irgendwo im Nirgendwo an einer geraden Straße. Angetan ist er von seiner neuen Heimat so gar nicht und der erste Schultag macht alles noch viel schlimmer – von wegen guten Eindruck hinterlassen: Zuerst findet er Mädchenunterwäsche in seinem Rucksack. Dann jagt ihm das Mädchen, dem er auf einem Bild einen Schnurrbart angemalt hat, einen Hund auf den Leib. Er flieht auf einen Baum, stürzt von diesem herunter auf die Straße, wo er beinahe von seiner eigenen Mutter überfahren wird. Diese Pleiten, Pech und Pannen-Folge erinnert stark an Pettersson-und-Findus-Geschichten für Große und bringt den Leser schwungvoll in die Geschichte hinein. Denn Oz setzt eine Kette von Ereignissen in Gang und versucht mit allen Mitteln, den Schaden zu begrenzen. Was herauskommt: Er ist für zahlreiche und schicksalhafte Wendungen im Leben seiner Nächsten verantwortlich – und immer nur versehentlich, ausversehen und ungewollt. Was das alles mit der Schwangerschaft seiner Schwester Meg zu tun hat, soll hier nicht vorweggenommen werden.
Die Erzählsituation des Romans ist besonders, aber in ihrer globalen inhaltlichen Notwendigkeit nicht hinreichend begründet: Das ganze Buch sind Briefe von OZ an G. Wer ist dieser Unbekannte, so fragt man sich zu Beginn – und wird später aufgeklärt. Und die Intention von Oz, an G zu schreiben? Er möchte, dass dieser erfährt, wie sich alles zugetragen hat, denn eigentlich sollte alles anders enden, als es geschehen ist. (7) Die Stimme von Oz ist stimmig und kumpelhaft, aber nicht anbiedernd, was zu einem angenehmen Lesefluss führt. Und der ein oder andere Dialog ist tatsächlich funkelnd und schön.
Plastisch wird in der Figur des Oz die Fremdheit im eigenen Leben, die ein adoleszenter Jugendlicher so häufig empfindet: Als ob man alles immer falsch machen würde, auch wenn man Gutes tun will. Aber es schleicht sich die ein oder andere Unstimmigkeit oder eher Unglaubwürdigkeit in diese sonst so witzige Geschichte ein. Dies fällt umso mehr auf, da zu viel zu wenig aufeinander bezogen nebeneinander stehen bleibt: der Fantasy-Wahn von Rayn, der Überfall, der Ehrgeiz der Mutter, der Brief des Vaters, Gareth, das Arschloch oder Kris, der Ex von Meg. Jeder einzelne Punkt ist für sich genommen unterhaltsam und verbindet sich lose zu einer guten Geschichte. Aber den Einzelheiten und der Entwicklung fehlt etwas Zwingendes, ein so-und-nicht-anders-muss-es-sein,-damit-die-Geschichte-funktioniert.
Die intertextuelle Anspielung im Titel des Romans auf Becketts Stück „Warten auf Godot“ kann nur schwerlich hergestellt werden. Ob die Absurdität von Oz Missgeschicken auf die Bezeichnung ‚absurdes Theater‘ für Becketts Drama verweist? Oder ob eher die existenzialistische Suche nach dem Sinn des Lebens Ausgangspunkt ist? Ich weiß es nicht – was schade ist, denn es war der Titel, der mich bewegte, das Buch auszuwählen.
Insgesamt: Rasante, lustige und unterhaltsame Geschichte, die aber wenig mehr in Gang setzt, als spontanes und kurzfristiges Vergnügen bei der Lektüre!
(AJuM Hamburg, Jochen Heins)