Waitara -Die andere Seite des Meeres

Autor*in
Beale, Fleur
ISBN
978-3-401-06118-4
Übersetzer*in
Ellsworth, Johanna
Ori. Sprache
Neuseeländisches Eng
Illustrator*in
Seitenanzahl
329
Verlag
Arena
Gattung
Ort
Würzburg
Jahr
2007
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,95 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die 16-jährige Hannah erzählt von den gesellschaftlichen Konventionen im Neuseeland vor 150 Jahren. Sie versucht, sich dagegen aufzulehnen. Ein Krieg zwischen den Maoris und der britischen Besatzung lässt sie und ihren Zwillingsbruder nach England fliehen. Dort suchen sie ihren Vater, vor dem die Mutter hoch schwanger floh. Die alteingesessene wohlhabende und adlige Familie ist darob entsetzt, beide Geschwister aber setzen sich durch und finden ihren eigenen Weg im Leben.

Beurteilungstext

Nicht nur die räumliche Entfernung ist es, nicht nur die zeitliche - vor 150 Jahren in Neuseeland - sondern es sind Welten, die uns von der beschriebenen Gesellschaft entfernen: Das ganze Denken der jungen Mädchen, um die es geht, dreht sich ums Heiraten, um Konventionen, um die Bälle, die nichts als ein Heiratsmarkt sind. Und da sich die eigentlich interessante Botschaft hinter diesen Rüschen-und-Klatschgeschichten verbirgt, kann ich mir keinen jungen Menschen, von Jungen ganz zu schweigen, vorstellen, der sich durch diesen Wust altertümlicher Courths-Mahler-Prosa heut zu Tage noch durchzuquälen bereit ist. Zudem erschwert die Lektüre, dass die Übersetzerin bei mancherlei Anglizismen oder gar zu wörtlichen Übersetzungen hängen bleibt, so dass der ohnehin zähflüssige Erzählstrom noch zusätzlich gehemmt wird.
Erst mit der Flucht nach England beginnt - nach über der Hälfte des Romans - die Sprache sich zu ändern, aber auch hier bleibt das Raisonnieren über Konventionen etc. beherrschend, wenngleich die junge Dame sich zunehmend gegen die Steifheit der britischen Landlords zu wehren beginnt; wirkliche Sympathie findet sie nur beim Personal.
Handlung - eigentlich müsste ich schreiben: Hintergrundhandlung - sind zum Einen der Kampf der Maoris gegen die Briten, die Land zum Verkauf frei geben, das den Maoris gehört. Und natürlich finden die Briten auch Einheimische, die sich selbst ermächtigen, für alle zu handeln. Vor 150 Jahren war der Begriff “Befreiungskrieg” noch unbekannt, alle Briten fühlen sich im Recht, sich gegen die “Neger” zur Wehr setzen zu können. Hannah ist dagegen völlig aus der Art geschlagen und versucht, den Freiheitskampf realistisch zu sehen, findet aber kein Gehör, schon alleine, weil sie nur ein Mädchen ist. In England ist die Situation noch entschiedener, die Militärs finden es einfach ungehörig, sich für die Eingeborenen zu echauffieren.
Das Zweite ist der Versuch eines jungen Mädchens, sich gegen die Rituale und Gesprächsbeschränkungen der besseren Gesellschaft zu wehren. Völlig abstrus muss uns heute erscheinen, mit welcher Mühe die jungen Mädchen versuchen müssen, auch nur annähernd etwas über Schwangerschaft etc. in Erfahrung bringen zu können. Das Tabu, über “so etwas” zu sprechen, ist selbst in den Köpfen der Mädchen verankert, die dann urplötzlich aufhören zu fragen. Dabei ist das gut recherchiert - auch wenn es schon damals Leute gegeben haben soll, die über Sexualität Bescheid gewusst haben. Hannah macht sich weiter ihre Gedanken. So erreicht sie zwar einiges Amüsement, der Leser bekommt das aber nur mittelbar mit, weil die Autorin sich eher der Sprache der Brontes befleißigt als der der jungen Leser von heute.
Alle historischen Romane leiden unter diesem Problem: sich entweder der Gedankenwelt und damit der Sprache der jeweiligen Zeit anzupassen (was der Autorin fraglos gelungen ist) oder aber modernes Denken in das historische Gewand zu kleiden. Nur wenigen Autoren gelingt es wirklich, hier einen akzeptablen Weg auf der Gratwanderung zu finden. Fleur Beale scheitert vor allem daran, dass sie den Themen der gesellschaftlich seinerzeit akzeptierten Inhalte zuviel Raum gibt.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von cjh.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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