Wählt Wolf
- Autor*in
- Calí, Davide
- ISBN
- 978-3-7117-4023-6
- Übersetzer*in
- Potyca, Alexander
- Ori. Sprache
- Französisch
- Illustrator*in
- Calvelet, Magali
- Seitenanzahl
- 40
- Verlag
- Picus
- Gattung
- BilderbuchBuch (gebunden)Sachliteratur
- Ort
- Wien
- Jahr
- 2021
- Preis
- 17,00 €
- Bewertung
Teaser
Die Bauernhoftiere jubeln ihm zu. Ja, der smarte Wolf scheint genau der richtige Kandidat für den Posten des Chefs zu sein. Doch nach seinem überwältigenden Wahlsieg verschwinden immer mehr Tiere vom Bauernhof auf unerklärliche Weise. Und der neue Chef hat sich abgeschottet und unternimmt gar nichts, um die Sache aufzuklären und den Tieren zu helfen. Doch das lassen sie sich nicht gefallen.
Beurteilungstext
Diese hintersinnige Bilderbuchgeschichte zeigt das Dilemma, in dem sich Wähler – in diesem Falle sind es die Bauernhoftiere - befinden. Wem sollen sie ihre Stimme geben? Den altbekannten, immer wieder antretenden Kandidaten und Parteien, deren Wahlplakate nur die eigenen Interessen widerspiegeln? Oder vertraut man dem Fremden, der am besten aussieht, den coolsten Auftritt hat und die rosigsten Versprechungen macht? Wer bringt frischen Wind ins Bauernhofgeschehen?
Während Fritz Ferkel „Mehr Matsch für alle“ fordert, Henriette Huhn gegen die „Pflicht zum Eierlegen“ antritt und die Gebrüder Maus gern „Alle vereint im Käse“ sehen wollen, macht Willi Wolf mit dem zugkräftigen Slogan, jedermanns Freund sein zu wollen und mit Hilfe von Medien- und Dauerpräsenz den perfektesten Wahlkampf und gewinnt!
Die sehr kurzen Texte, die zahlreiche Sprechblasen und vor allem die wunderbar witzigen Farbzeichnungen, die den Textanteil bei weitem übersteigen, lassen das Bilderbuch fast comicartig erscheinen. Die sprachliche Verknapptheit und die phantasievolle zeichnerische Visualisierung bringen die Sache auf den Punkt.
Denn mit der Vertreibung der wortbrüchigen, verfressenen „Regierungsbande“ endet die Geschichte noch nicht. Wie in der Realität stehen Neuwahlen an. Und wieder kommt neben den üblichen Bauernhofkandidaten, ein ortsfremder, unbekannter Kandidat ins Spiel: Dieses Mal ist es Freddy Fuchs. Auch er sieht sympathisch aus und verspricht, jedermanns Freund zu sein…
Lassen sich die Bauernhoftiere wiederum blenden? Das Schaf jedenfalls – welche gelungene Allegorie - kommt jedenfalls schon wieder vorsichtig ins Schwärmen…
Die Geschichte endet fast abrupt mit diesem offenen Ausgang. Damit bietet sich das Weiterdenken, Erzählen und Philosophieren förmlich an. Als unterhaltsamer Einstieg in das Thema „Demokratie“ und „Demokratieverhalten“ ist die Geschichte nicht nur für Grundschulkinder geeignet, sondern durchaus auch für höhere Altersgruppen. Wobei der Einstieg auch durchaus über einzelne Bilder, zum Beispiel die der Wahlplakate oder des neuen Rathausteams mit Ministern und Staatssekretären geschehen kann.
Es ist sicher kein Zufall, dass der Hintergrund des Coverbildes, auf dem die Bauernhoftiere dem Wolf zujubeln, rosarot ist. Denn rosarot sind auch seine Versprechungen. Überhaupt ist dieses Rosa eine bevorzugte und immer wieder im übertragenen Sinne zu verstehende Farbe der Illustratorin auf den köstlichen Illustrationen. Auf ihnen wimmelt es nur so von witzigen Tierfiguren, deren Haltung und Gesichtsausdrücke deutlich zeigen, was sie gerade empfinden und zu welcher Gruppe sie gehören.
Ein wirklich amüsantes Buch mit ernstem Hintergrund.