Wacholdersommer
- Autor*in
- Babendererde, Antje
- ISBN
- 978-3-570-31153-0
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 317
- Verlag
- –
- Gattung
- Erzählung/RomanTaschenbuch
- Ort
- München
- Jahr
- 2017
- Lesealter
- 14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 9,99 €
- Bewertung
Teaser
Kaye ist siebzehn, als sie unerwartet wieder auf ihre große Liebe aus der Kindheit trifft: Will sieht gut aus, ist groß, stark – und gerade aus dem Gefängnis entlassen worden, in dem er wegen schwerer Körperverletzung fünf Jahre einsaß. Kayes muss feststellen, dass sich ihre Gefühle für Will nicht geändert haben. Doch was ist mit Will in all der Zeit passiert?
Beurteilungstext
„Wacholdersommer“ heißt diese Taschenbuchausgabe des Jugendromans von Antje Babendererde, welcher bereits 2007 unter dem Titel „Zweiherz“ erstmals veröffentlicht wurde. Wie bei der Indianerexpertin Babendererde üblich, spielt der Roman in einem der Indianerreservate der USA und thematisiert neben der Liebesgeschichte zwischen Kaye und Will das schwierige Leben der indianischen Bevölkerung im heutigen Amerika; denn diese reibt sich auf zwischen dem Versuch, ihre Kultur zu bewahren und gleichzeitig in dem von Arbeitslosigkeit, Armut, Alkohol und Drogen geprägten Alltag zurechtzukommen. Babendererdes Protagonisten in „Wacholdersommer“ spiegeln diesen Konflikt in den verschiedenen Perspektiven: Kaye steht als Halbindianerin mit weißem Vater und vielen weißen Freunden in ständiger Herausforderung, diese mit ihren indianischen Wurzeln zu verbinden. Dann ist da Will, er hat in der langen Zeit im Gefängnis versucht, seine Vergangenheit hinter sich zu lassen und darüber seine Verbindung zu seinen Wurzeln fast verloren. Im Verlauf der Geschichte trifft Will jedoch auf Aquilar, den Enkel eines Schamanen, der die heiligen Orte kennt, die alten Lieder beherrscht und all die überlieferten Riten nicht ins Vergessen abdriften lassen will. Babendererde zeigt die Zerrissenheit der indianischen Jugendlichen auf, als Aquilar Will gegenüber feststellt: „Viele Kids in Window Rock und Umgebung suchen Spaß – schnelle Autos, Partys, Drogen. Jemanden wie mich, der Stunden damit zubringt, die alten Lieder zu lernen, und der nach der Schule für seine Eltern Schafe hütet, akzeptieren sie nicht. Sie lachen mich aus“ (S. 102).
Will jedoch freundet sich mit dem Jungen an und mit ihm an der Seite macht er sich immer wieder auf in die wilde Natur des Reservats, welche man fast als eigene Protagonistin des Romans bezeichnen kann, so umfangreich wird sie von Babendererde geschildert. Mit ihrem kurzen, aber dadurch klaren Schreibstil gelingt es ihr bei aller Länge der Naturbeschreibungen jedoch trotzdem, farbig schillernde Canyons und trockene Gräserwüsten lebendig werden zu lassen. Auch die Gespräche und Gedanken der Protagonisten sind in einfachen Sätzen gehalten und lassen hier manchmal ein wenig Tiefe vermissen. Sprachfreunde und Anhänger von unterhaltsamen Schachtelsätzen werden sicherlich kaum auf ihre Kosten kommen, diese stellen allerdings eher nicht das Zielpublikum. Schön ist, dass Antje Babendererde mit ihren Stil gerade so auch weniger routinierte und ungeübte Leserinnen und Leser erreicht. „Wacholdersommer“ kann daher gut als Lektüre zur Leseförderung eingesetzt werden. Mit seinem neuen Cover, angenehm pastellig, ist das Taschenbuch zudem ein Eyecatcher im Bücherregal. Allerdings: Diese optische Auffrischung passt überhaupt nicht zum Inhalt; und warum der Titel umgeändert werden musste, ist sowieso fraglich. Während „Zweiherz“ eine im Roman wichtige Navajo-Legende über Zwietracht und das Böse im Menschen aufgreift, spielt Wacholder inhaltlich überhaupt keine Rolle. Zehn Jahre nach der Erstausgabe ist aus einem vieldeutigen Hardcover mit spannendem Titel äußerlich ein modern-stylisches Allerwelts-Taschenbuch geworden. Schade.