Von Ozean zu Ozean

Autor*in
Kipling, Rudyard
ISBN
978-3-86648-181-7
Übersetzer*in
Pechmann, Alexander
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
768
Verlag
Mare
Gattung
Ort
Hamburg
Jahr
2016
Lesealter
16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
48,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Den Namen Kipling verbinden die meisten Leser wohl v.a. mit zwei Dingen: Erstens dem „Dschungelbuch“, jenem Werk, das Kipling Weltruhm
brachte; und dem Gewinn des Literatur-Nobelpreises von 1907 für sein Gesamtwerk. Allerdings ist ein ganz entscheidender Teil seines Werkes bis heute weitgehend unbekannt geblieben: seine Reisebeschreibungen, Briefe und Reportagen, die er in den Jahren 1887 bis 1889 aus und in Indien, Fernost und Nordamerika schrieb.

Beurteilungstext

Von den unheimlichen Geisterstädten Rajasthans bis zu den schmutzigen Hafenkneipen Kalkuttas, von den geheimnisvollen Inseln im Indischen Ozean und Chinesischen Meer bis zu den steilen Gebirgshöhen in Japan, von der öden Pazifikküste Amerikas bis in die tiefste Prärie des Wilden Westens: Anlässlich des 150. Geburtstags des Autors Rudyard Kipling liegen seine lang vergessenen Reisebriefe und -beschreibungen erstmals in einer vollständigen deutschen Übersetzung vor. Die über 750(!) Seiten lesen sich locker wie ein witzig-satirischer Episodenroman des Barock: originell, fesselnd, derb – und dabei stets kurzweilig und amüsant. Häufig erinnern sie an die berühmten Reisebeschreibungen Mark Twains, wie etwa „Die Ahnungslosen im alten Europa“. Sowohl inhaltlich als auch qualitativ stehen sie den Texten seines Zeitgenossen in nichts nach.
Kipling kam 1882 (mit gerade einmal 16 Jahren) von England aus ins heutige Pakistan, wo er sofort nach seiner Ankunft beim Revolverblatt der "Civil & Military Gazette" anheuerte. Schon nach kurzer Zeit durfte er erste Artikel verfassen, und ab Mitte der 80er Jahre bereiste er für die Tageszeitung "The Pioneer" Indien und den Fernen Osten. Aus dieser Zeit resultieren die Mehrzahl seiner Reisebeschreibungen und Reportagen, die stets zwischen sentimentalem Fernweh und bitterer Ironie schwanken.
So beschreibt Kipling einerseits voll erhabener Bewunderung den Taj Mahal in Acra und die hinduistischen Tempel im indischen Urwald, und andererseits schildert er die runtergekommensten Stadteile Kalkuttas:In Bordellen, Opiumhöhlen und Hafenkneipen ist der Leser fast schon Dauergast. So faszinieren ihn einserseits all jene Orte, die nach Fremde, Exotik und Wunderbarem duften – und gleichzeitig stößt ihn sein eigener voyeuristisch-imperialistischer Blick auf diese heiligen Dinge ab. So ist Kipling zwar ein großer Bewunderer der asiatischer Kunst und Verächter der Kolonialgesellschaft und dennoch bleibt er zwischen den Zeilen – wie schon Verne, London und Doyle vor ihm – Anhänger der imperialistischen Grundidee, dass erst Europa Asien die Zivilisation bringen werde. Nach 1888 verlässt Kipling Indien, um nach England zurückzukehren. Er wählt, wie auch Jules Verne mit Phileas Fogg vor ihm, die spannendere Reiseroute nach Osten mit Aufenthalten in China, Japan und den USA. Noch immer schreibt er Reiseberichte, nun allerdings aus neuer Perspektive: War Kipling in Indien noch der Experte, der sich mit bösem Zynismus über Reisende aus Europa lustig machte, schlüpft er nun genau in deren Rolle. In feinster twainscher Manier lässt er in seiner grenzenlosen Ironie kein gutes Haar an sich selbst. Überhaupt erinnern Kiplings Selbst- und Fremddarstellung so sehr an den Großmeister der Reisebeschreibungen Mark Twain, dass man bei der Lektüre oft kaum einen Unterschied wahrzunehmen glaubt. Vielleicht ist Kiplings Ironie milder, sein Zynismus weniger bissig, seine Pointen etwas träger – doch sein Vorbild ist unverkennbar. Nichtsdestotrotz ist „Von Ozean zu Ozean“ eine reizende Perle der klassischen Reiseliteratur – und
für jeden Liebhaber dieses Genres eine uneingeschränkte Empfehlung.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von OWA; Landesstelle: Sachsen-Anhalt.
Veröffentlicht am 28.09.2016

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