Virgilius Tulle auf Tortenjagd
- Autor*in
- Biegel, Paul
- ISBN
- 978-3-8251-7808-6
- Übersetzer*in
- Schins, Marie-Thérèse
- Ori. Sprache
- Niederländisch
- Illustrator*in / Sprecher*in
- Hout, Mies van
- Umfang
- 112 Minuten
- Verlag
- Urachhaus
- Gattung
- Digitale MedienFantastik
- Ort
- Stuttgart
- Jahr
- 2015
- Altersempfehlung
- 10-11 Jahre12-13 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 13,90 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Virgilius bringt sich immer in Schwierigkeiten. Aber heute will er nur eine Geburtstagstorte besorgen, was kann da schon schief gehen? Allerhand ...
Beurteilungstext
Die Tulle-Zwerge auf der Heide wollen den tausendsten Geburtstag ihres Ältesten Ate feiern. Und weil Ate sich eine Torte wünschte, würde Virgilius ganz schnell mal eben zum Bäcker gehen. Gesagt, getan.
Obwohl die anderen Zwerge ihn von diesem Abenteuer abrieten, ließ Virgilius sich nicht aufhalten, denn er hatte einen Plan. In der Einkaufstasche einer Familie beim Picknick wollte er sich mit in die Stadt nehmen lassen, denn dann brauchte er nicht mehr so weit zu gehen. Als die Familie ihn findet, vereinbart man, dass sie ihm am nächsten Tag beim Bäcker eine Torte kaufen wollen und damit nachmittags in der Heide absetzen. Der Heidezwerg ist sehr angetan von den Menschen. Sie sind höflich, behandeln ihn respektvoll und nehmen ihn ernst. Nur einen Gefallen erbittet der Sohn, er möchte ihn morgens in der Schule zeigen dürfen. Virgilius stimmt zu, nur die alte Tante hält das für unvernünftig, denn “so ein Lehrer, der glaubt natürlich nicht an Zwerge. Das wird böse enden."
Wie Recht die alte Tante doch hatte. Völlig ignorant gegenüber den Rechten seiner Schüler und der Würde des einzelnen ergreift der ach so kluge Lehrer im Namen der Wissenschaft das kleine Wesen und gibt es den Medien preis. Es tröstet den Leser keineswegs, dass der eben noch allmächtige Sorgeverpflichtete selbst viel schneller zum Spielball der Geister wird, die er in seiner Respektlosigkeit rief. Allein Virgilius ist es, der nun unter Presse, Wissenschaftlern, letztendlich sogar Verbrechern und vor allem Geschäftsleuten zu leiden hat, bevor er in den Kellern eines reichen kleinen Mädchens verschwindet, das aus lauter Langeweile eine verrückte Sammlerin einzigartiger lebender Kuriositäten wurde.
Mit geballter Dynamik wird in dieser phantastischen Geschichte die Absurdität unserer Weiterentwicklung vorgeführt. Der Eigennutz, die Unachtsamkeit, die Heuchelei und die Selbsttäuschung, denen wir uns unter so vielen guten Vorsätzen und Ausreden immer wieder hingeben, bringt sehr viel Leid über unsere Umgebung. Und nicht ein einziges Mal hören wir Wörter wie Menschenwürde, Umweltschutz oder Respekt vor dem Leben anderer. Paul Biegel kleidet sein Anliegen so meisterhaft in den Mantel eines modernen Märchens, wie es kaum ein zweiter versteht. Und trotzdem kann man ihn nicht missverstehen. Aber treu in der Märchentradition endet Virgilius’ Abenteuer gut, denn es gibt trotzt allem bei den Menschen auch immer noch Ehrlichkeit, Selbstlosigkeit, Achtung und Lebensweisheit.
Mit zartem Strich und sanften Pastellfarben zeichnet Mies van Hout einzelne Szenen und trifft so zielgenau die kleinen Wichtigkeiten und die Charaktere seiner Figuren, dass sie die Geschichte passgenau ergänzen.
Und man bemerkt kaum, dass alles schon vor mehr als 30 Jahren aufgeschrieben wurde. Es ist gut, dass dieser kleine Schatz in der Literaturlandschaft nun in edler Bindung und handlichem Format noch da ist.
Im Rückentext wird übrigens ein lobender Kommentar aus unserem Kreis zitiert.