Virenzo und ich

Autor*in
Geus, Mireille
ISBN
978-3-8251-7485-9
Übersetzer*in
Berger, Ita Maria
Ori. Sprache
Niederländisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
120
Verlag
Urachhaus
Gattung
Ort
Stuttgart
Jahr
2005
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
11,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Jan und Virenzo sind die besten Freunde und Segelkameraden - eigentlich. Doch eines Tages streiten sie sich und sind sich ein bisschen böse. Ausgerechnet an diesem Tag kentert das Boot, in dem Virenzo mit einer ungewohnten Crew unterwegs ist, bei starkem Wind und Virenzo ertrinkt. Jan glaubt an Virenzos Tod mit schuld zu sein und ist verzweifelt. Doch in Gesprächen mit seinen Eltern und Virenzos Mutter lernt er zu verstehen, was passiert ist und kann Abschied nehmen.

Beurteilungstext

Gegensätze ziehen sich an, so sagt man. Und viel unterschiedlicher als diese beiden 11jährigen kann man sich Freunde auch kaum vorstellen: Weiß, Mittelstand, heile Familie der eine (Jan), dunkel, Migrant, arm, alleinerziehende Mutter der andere (Virenzo), das soll passen? Es passt, sogar sehr gut, denn kleine Meinungsverschiedenheiten würzen eher das Freundesleben. Bis auf das eine Mal, das hier berichtet wird. Denn auch wenn es Zufall und ein Unfall ist, bei dem Virenzo ertrinkt - Jan fühlt sich schuldig, den Freund im Stich gelassen zu haben, ihn durch den Streit erst zum Mitfahren auf dem gekenterten Boot verleitet zu haben.
Das wird auf eine ganz raffinierte Art und Weise erzählt, abwechselnd aus der Ich-Perspektive Virenzos und beschreibend aus Jans Sicht. Auf diese Weise wird früh spürbar, wie schnell ein und dieselben Ereignisse unterschiedlich wahrgenommen werden und beeinflussen. Der wechselnde Blickwinkel bleibt, bis Virenzo beim Ertrinken die Sinne schwinden, ab hier gibt es nur noch den Bericht zu Jan, bis - im allerletzten Kapitel - auch Jan eine Ich-Erzähler-Position erhält, nachdem er zu einem verantworteten, persönlichen Standpunkt gefunden hat.
Die Entwicklung bis zu Virenzos Tod steht im Zeichen einer locker erzählten Geschichte, Jungenerlebnisse an der Schwelle zur Pubertät, kleine Rangeleien, die erste Verliebtheit, der Versuch eines Ausgleichs der ausgeprägten sozialen Unterschiede. Doch von dem Unfall an kippt die Atmosphäre, für Jan wird alles schwarz, sinnlos, schuldbehaftet und voller Verzweiflung, die Sätze werden kürzer, dürrer, armseliger.
Die Lösung für Jan (und damit auch für jeden Leser des Buches) zeichnet sich ab, als Jans gesamte Umgebung, Eltern, Lehrerin und auch Virenzos Mutter, sich Zeit nehmen, mit ihm zu trauern und ihn in seiner Trauerarbeit zu stützen. Soviel Verständnis, Einfühlungsvermögen und Selbstlosigkeit wünschte man jedem Trauernden, oft sicher vergeblich. Das Auffangen von Jans Verzweiflung aber führt zur Katharsis, die Gespräche (oft eher therapeutische Übungen) lösen seine Konflikte, geben ihm die Möglichkeit, sich auseinander zu setzen mit sich, seinen Gefühlen und dem aufgebahrten toten Freund. Das klingt pathetischer, als es im Buch herüberkommt. Hier führt es zwar fast unausweichlich zu größeren Tränenströmen, aber hinterher fühlt man sich besser, der Leser wie auch Jan.
Ob eine so idealisierte Trauerarbeit möglich ist? Wir wollen es hoffen. Hilfe und Anregung wird hier jedenfalls reichlich geboten. Und das sehr ergreifend und trotzdem ohne Kitsch.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von bh.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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