Victory - Die Geschichte von Molly & Sam

Autor*in
Cooper, Susan
ISBN
978-3-414-82023-5
Übersetzer*in
Günther, Ulli
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
219
Verlag
Gattung
Ort
Erlangen
Jahr
2007
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
12,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die ineinander verwobenen Geschichten von Molly (USA 2006) und Sam (England 1805) sind anfangs nur locker verbunden. Die elfjährige Molly fühlt sich in den USA todunglücklich, erst als sie mit ihrer Mama die Großeltern in England besucht, geht’s ihr besser. Auf der Suche nach einer Verbindung zu Sam besichtigt sie die HMS Victory, bricht zusammen und erst dann klärt sich der Zusammenhang der beiden 200 Jahre voneinander entfernt lebenden jungen Menschen.

Beurteilungstext

Amüsant finde ich in diesem Buch, wie die Autorin ihre Schwierigkeiten mit dem Anderssein der US-Amerikaner als Britin verarbeitet: Einer der wesentlichen Unterschiede ist das gering ausgeprägte Geschichtsbewusstsein ihrer neuen Landsleute, verglichen mit dem der Briten. Sie lässt die junge Londonerin Molly verächtlich über ihren US-Stiefbruder schnauben, der den Nelson auf dem Trafalgar Square als Puppe versteht, während sie doch genau weiß, was für ein Held der war.
Die Heldin ist sehr empfänglich für das Irrationale und so steigert sie sich schnell in die Nelson-Historie, als sie beim Trödler eine alte Biografie von ihm findet. In diesem alten Buch verborgen ist ein Stück der Flagge der HMS Victory, die mit Nelson zu Grabe getragen werden sollte, von seinen Mannen aber als Trophäe aufbewahrt wurde. Einer dieser ist der Schiffsjunge Sam, der zusammen mit seinem Onkel shanghaied und zum “freiwilligen” Dienst auf der Victory gepresst wurde. Gleichwohl hat der Junge, damals so alt wie Molly heute, sich schnell auf das Leben an Bord eingestellt und blieb dort bis zu seinem Tode. Hier erzählt er von seiner ersten Zeit an Bord bis zur Schlacht von Trafalgar, bei der sein Onkel und Admiral Nelson ums Leben kamen.
Die vielen kleinen Ereignisse im Leben des Schiffsjungen werden ebenso lebendig wie gut recherchiert erzählt, hinzu kommt auch noch eine eindrucksvolle Beschreibung einer Seilerei vor ihrem Leben an Bord des großen Segelschiffes. Allerdings kann sich die Autorin weniger vorstellen, wie das Leben auf See vor sich ging als das vom Faktischen vorgegebene: alles stimmt (bis zu der beeindruckenden Länge der Takelage des Großseglers: mehr als 4o km Tau!), nur was es heißt, auf SEE zu leben, entgeht ihrer Vorstellungswelt.
Das tut der Eindringlichkeit ihrer Erzählung aber keinen Abbruch, denn parallel gesetzt ist das in das Jahr 2006 gesetzte Leben des Molly und deren Probleme, sich mit dem Stiefvater, dem Stiefbruder und deren Heimatwelt in den USA auseinander zu setzen. Das Heimweh setzt ihr dermaßen zu, dass ihre Mutter nur noch eine Chance sieht: Ihre Eltern mit der Tochter in London zu besuchen. Molly lebt auf, bricht dann aber bei einer Besichtigung der HMS Victory zusammen: ein glaubhaft hysterischer Zusammenbruch, aus dem sie aber mit der Erkenntnis erwacht, dass ihre neue Familie ihr wichtiger ist als die Vergangenheit in Old England.
Susan Cooper jongliert etwas gewagt mit der präpubertären Neigung junger Mädchen zur Hysterie, bleibt aber immer im Bereich des Möglichen. Molly hört Stimmen - so ist die Parallelerzählung des Schiffsjungen Sam auch ein Produkt ihrer Fantasie. Aber es gibt keine Geister oder Todesahnungen, sondern es besteht eine konkrete Verbindung zwischen den Beiden und dazu eine Vermittlung über tradierte Familienerzählungen, die ihr bislang nur nicht bewusst waren.
So ist ein spannendes Triple-Buch entstanden: Die beiden Geschichten der jungen Menschen aus einem Abstand von 200 Jahren und die Auseinandersetzung der neuamerikanischen Autorin mit dem Geschichtsbewusstsein ihrer neuen und ihrer alten Landsleute. Und damit erreicht sie auch uns: wir leben aus der Geschichte heraus.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von cjh.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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