Versprochen

Autor*in
Fuchs, Thomas
ISBN
978-3-522-20117-9
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
270
Verlag
Thienemann
Gattung
Ort
Stuttgart
Jahr
2010
Lesealter
14-15 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
13,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die beiden 16-Jährigen sehen eine gemeinsame Zukunft vor sich, heuern zum Abschluss der 10. Klasse für drei Wochen auf einem Kreuzfahrtschiff an. Lieb und naiv wie sie sind, wenden sie sich schnell einer alten Dame zu, die sehr hilfsbedürftig ist. Aus lauter Dankbarkeit verspricht sie eine Zukunft voller Geld und Luxus. Zu spät erkennen sie, dass die alte Dame einen Keil zwischen sie treibt, sie nur benutzt und nachhaltig jegliche gemeinsame Zukunft für sie in Frage stellt.

Beurteilungstext

Geradlinig und naiv erzählt Fee ihre Geschichte, das allerdings in einer Rahmenhandlung, die zwar unbedeutend ist, aber die Brüchigkeit von Fees Sicht schneller deutlich macht, als sie es selbst sehen will. Ihr Freund Ben kommt am Schluss hinzu, schildert seine etwas andere Sicht der Dinge, zwei Freunde beider hören zu, zweifeln und stellen die richtigen Fragen.
Für den Leser entblättert sich so nach und nach eine Geschichte um Betrug und Selbstbetrug, um Blenden und Vorspiegeln, um Lügen und Literatur. Im Mikrokosmos des Kreuzfahrtschiffs verdichtet sich die Handlung, in der Ben vorgespiegelt wird, ein großer Verwalter eines berühmten Schriftstellers werden zu können, neue Herausgaben zu editieren und vor allem Tantiemen zu kassieren. Eifersüchtig wacht er über seine Chance, will Fee das anfangs verheimlichen. Die kommt aber schnell dahinter und dreht den Spieß um, läuft zu großer Form auf, als Ben sein Streben überzieht. Und muss sehen, dass sie selbst herein gefallen ist. Sie versteht nichts, Ben reist der sagenhaften Dame nach und sieht, dass sie eine einfache Rentnerin ist, die mit ihnen ihr Spiel gespielt hat.
Dieses Spiel funktionierte aber nur, weil die beiden mitgespielt haben, sie ließen sich blenden und klammerten bereitwillig jede Nachfrage aus. Und so werden beider Zukunftspläne zunichte: Für Fee war alles für die nächsten 10 Jahre mindestens klar, sie hatte Bens Eltern schon dazu gebracht, in der Nachbarschaft eine Wohnung für das Pärchen anzumieten. Und Ben versteht, dass er verplant wurde, nichts mehr zu einer Entscheidung beitragen konnte. Er erkennt, dass hinter ihrer fast lebenslangen Freundschaft ein großes Missverständnis ruht, etwas, was in der Zukunft zu explodieren drohte.

Eine wichtige Rolle spielt Tucholskys “Schloss Gripsholm”, die Lieblingslektüre der alten Dame. Die Leichtigkeit und Souveränität Tucholskys ist in Fuchs´ Roman nicht enthalten, eher das Gegenteil. Aber die Sehnsucht danach, der Humor, um den sich alle drei bemühen (aber nicht erreichen) und unausgesprochen, aber überdeutlich die Rolle der Frau Adriani und ihr Sucht nach Macht über Kinder: Die alte Dame ist eine zeitgemäße und sehr zurückhaltend auftretende Neufassung des Scheusals aus Gripsholm. Sie übt die Macht über die jungen Menschen aus, die die Dinge machen lässt, die ihnen anders nicht im Traume einfielen. Eben, sie träumen gar nicht, sie planen und verstehen eigentlich (noch) nicht, was sie da eigentlich tun, nicht nur auf dem Traumschiff. Immerhin besteht die Chance, junge Leser auf Tucholsky neugierig zu machen.

Und so ganz nebenbei schildert Fuchs das Arbeitsleben auf dem Schiff, die Hierarchien, die gnadenlose Disziplinierung aller, das Miteinander, Stress und Freuden - ein nüchterner Blick in das scheinbare Luxusleben an Bord.



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Diese Rezension wurde verfasst von cjh.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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