Verloren im Paradies

Autor*in
Nessmann, Philippe
ISBN
978-3-451-70935-7
Übersetzer*in
Baumgartner, Anke
Ori. Sprache
Französisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
171
Verlag
Gattung
Ort
Freiburg
Jahr
2009
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
14,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Robert Peary schafft es als erster Mensch im Jahre 1909 an den Nordpol zu gelangen. Als erster Mensch? Der Abenteurer Cook behauptet das für sich auch. Pearys Expeditionsmitglied Matthew Henson erzählt das auch ein wenig anders. Die Strapazen einer Polarreise vor 100 Jahren sind heute kaum nachzuempfinden. Am Ende bleibt eine große Ernüchterung.

Beurteilungstext

Nessmann schreibt in einer sehr einfachen Sprache, in der wohl auch Matthew Henson geschrieben haben mag. Er erzählt aus der Sicht des ersten und einzigen Schwarzen, der den Pol erreichte, unmittelbar und Tagebuch artig.So geht der Bericht weniger durch die Sprache unter die Haut als vielmehr durch die Fakten. Die Arktis ist unmenschlich und die Inuit, durch deren Kenntnisse diese Expedition überhaupt nur erfolgreich werden konnte, wollten lange vor dem Ziel umkehren. Nur der eiserne Wille des Peary und seine Autorität hielten sie bei der Stange. Die Gefahren kann man kaum erfassen, die die Männer überstanden, auch das Überwintern an Bord, mit den Unmengen an Schlittenhunden, die an Deck lebten, erfordern eine erhebliche Fantasie des Lesers, um zu einem auch nur einigermaßen angemessenen Bild zu kommen.
(Das können Besucher in dem neugestalteten Andrèe-Museum in Gränna/Schweden gewinnen, wo in überazus anschaulicher Weise Ausstattungen, Anforderungen und Material der ersten und heutiger Nordpolexpeditionen ausgestellt sind.)
Unweigerlich stellt man sich die gleiche Frage wie einer der Inuit: Warum eigentlich? Dass Ruhm und Ehre die eigentliche Triebkraft sind, wird am deutlichsten: Routinemäßig überholt der schwarze Henson den Chef am letzten Expeditionstag und gelangt so als Erster ans Ziel. Peary folgt. Und ist nicht der Erste, sondern der Zweite, zusammen mit den vier Inuit. Fortan schweigt er, redet kein Wort mehr mit Henson und der hat nichts weiter von seiner Reise, außer dass er sagen kann, er wäre dabei gewesen. Erst 1945 folgte eine Ehrung, später dann weitere, das war aber schon ein Vierteljahrhundert nach Pearys Tod.
Damit der Leser gar nicht erst auf falsche Gedanken kommt, setzt Nessmann in einem Prolog die klaren Linien: Henson wird 1903 in New Orleans aus einem Lokal geworfen, weil Schwarze dort nichts verloren haben. Später beschreibt er, wie die Inuit ihn zu Ihresgleichen zählen, weil er keine weiße Hautfarbe hat.

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Diese Rezension wurde verfasst von cjh.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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