Vergiss die weißen Träume!

Autor*in
Günzel-Horatz, Renate
ISBN
978-3-491-79739-0
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Esser-Künzel, Peter
Seitenanzahl
176
Verlag
Patmos
Gattung
Ort
Düsseldorf
Jahr
2005
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
13,90 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Lisa, in einem nichtreligiösen Haus aufgewachsen, möchte gerne zur Erstkommunion gehen. Doch wie soll das gehen in einer Familie, wo der Vater als Obdachloser lebt, die Mutter mit Mühe die dringendsten Schulden begleichen kann und auch der kleine Bruder seine Wünsche und Bedürfnisse hat? Und auch Zweifel an der Veranstaltung “Erstkommunion” kommen auf. Doch Lisa macht sich auf die Suche, wie in einem Labyrinth, und findet für alles eine Lösung.

Beurteilungstext

Ein Buch mit einer Botschaft, nein, mit ganz vielen Botschaften. Manchmal hat man Angst, die Fülle an Anliegen und Moral könnte die eigentlich faszinierende Geschichte erschlagen, doch sie kann sich immer wieder retten. Dennoch bleibt die Frage: Hätte es nicht ein bisschen weniger sein dürfen? Ein bisschen weniger Probleme, ein bisschen weniger “political correctness”, ein bisschen weniger Gutmenschentum und ein bisschen weniger erhobener Zeigefinger. Natürlich stimmen die Einzelheiten, es gibt das alles: Armut, Arbeitslosigkeit, Alkoholismus, Obdachlosigkeit, Überforderung von Alleinerziehenden und ihren Kindern, Schulstress, arrogante Mitschüler, bornierte Erwachsene, Gruppendruck und Konsumzwang. Auf der anderen Seite entsteht anfangs der Eindruck, alle diese Probleme ließen sich schon mit einer festen religiösen Überzeugung und dem Glauben an den “lieben Gott” und seine tapferen Bodentruppen leicht lösen. Gottseidank (!) wird hier gegen Ende etwas relativiert und man lernt auch hier menschliche Schwäche und Unzulänglichkeit kennen - wenn man sie nicht schon vorher kannte.
Doch wenn man die Erzählung beendet hat, spürt man das echte Fühlen hinter der plakativen Darstellung, versöhnt man sich mit manchen gestanzt wirkenden Mustern und möchte die Heldin Lisa gerne kennen lernen - ein sicheres Zeichen für “Ergriffenheit” allein schon durch die einfache Menschlichkeit, die (wie Demonstranten hinter ihren Transparenten) zeitweilig unterzugehen drohte.
Dabei ist die Sprache der Handelnden ungekünstelt und direkt, die Grundhandlung logisch aufgebaut und perfekt durchkomponiert, aber das merkt man eigentlich erst nach dem Lesen. Dann fällt auch auf, dass die eingestreuten Zeichnungen handwerklich sauber und wirklich illustrierend angelegt sind, zwischendurch fühlt man sich manchmal an Sektenschriften erinnert, wo immer der elementare Kampf zwischen Gut und Böse tobt und die Bilder nicht nur farblich Schwarzweiß angelegt sind. Dennoch kann dieses Buch, vor allem als Anregung zum Nachdenken und Diskutieren, gerade für das Alter der Erstkommunion empfohlen werden.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von bh-rp.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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