Verdammt nah dran
- Autor*in
- Burgess, Melvin
- ISBN
- 978-3-401-02713-5
- Übersetzer*in
- Stier, Kattrin
- Ori. Sprache
- Englischen
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 216
- Ort
- Würzburg
- Jahr
- 2003
- Lesealter
- 14-15 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 6,90 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
In einem fiktiven London schlägt sich Straßenjunge Motte auf einer Müllkippe durchs Leben, bis er und Freund Sam einen Mann mit einem gekidnappten Baby auf der Deponie finden. Der Kidnapper stirbt; Sam, Motte und seine Schwester fliehen mit dem Baby vor ihrer 'Schutzmutter' und der Bande von der Deponie, um das Baby gegen eine Belohnung den Eltern zurückzubringen und so ein menschenwürdiges Leben führen zu können.
Beurteilungstext
Burgess entwirft ein düsteres Szenario vom Dasein elternloser Kinder, die sich 'Müttern' anschließen, die Kinder auf Mülldeponien nach Verwertbarem suchen lassen und dafür Essen bereitstellen und vor Mördern schützen. Geiz, Neid und Gewinnsucht sind die Triebfedern der Gesellschaft, die zu großen Teilen in Slums vegetiert. Der Teenager Motte träumt davon, bei einem Bäcker in die zu Lehre gehen. Er ist dem Ziel nahe, als sein Freund Sam einen sterbenden Kidnapper findet. Sams Plan, das entführte Baby gegen Lösegeld den Eltern zurückzugeben, wird von Motte und seiner Schwester unterstützt, aber unter der Voraussetzung, dass kein Lösegeld gefordert wird, sondern ihnen eine freiwillig gezahlte Belohnung reichen soll. Die Pläne schlagen fehl, ein Albraum von Verfolgung, Mord und Missgunst zieht alle in seinen Sog. Melvin Burgess schafft ein bedrückendes Sozialdrama, das in einer trostlosen Welt spielt. Er konstruiert eine Variante der heutigen Gesellschaft mit realen Charakteren und packender Handlung. Das Bedrückende ist, dass er diese deprimierende Vision nicht mit Science Fiction- oder phantastischen Elementen versieht, sodass man den Roman auch als sehr pessimistische Weiterentwicklung bestehender Zustände verstehen kann: Kinderhandel, Ermordung elternloser Kindern v.a. in der so genannten dritten Welt werden auf die uns geläufige, westliche Gesellschaft übertragen. Dies schockiert, doch bringt es den Leser dazu, sich mit dem Thema 'Kinder' und ihren Lebenswelten zu beschäftigen. Burgess' Roman ist harte Kost für Leser jeden Alters. Eine zeitliche Einordnung wird mit Absicht nicht vorgenommen. Dieser pessimistische Entwurf der Gegenwart macht dies Buch so bedrückend und unangenehm. Die Klassifizierung als Jugendbuch scheint zu eingrenzend. Der jugendliche Icherzähler und Held schafft einen geeigneten 'Vermittler' der Handlung besonders für jugendliche Leser, doch beschäftigt das Thema des Romans sicherlich viele Altersklassen.