Veganerin, siebzehn, Jungfrau, sucht...

Schlagwörter

• Familie

Teaser

Mara ist siebzehn, beste Schülerin, mit dem College-Zugang für Yale in der Tasche, ständig aktiv, um ihre Punktzahl zu verbessern und ständig in Konkurrenz zu Travis, ihrem Ex. Erst im Zusammenleben mit ihrer gleichaltrigen Nichte Viv, die bei ihrer Mutter nie Maras wohlbehütetes Leben kennen gelernt hat, stellt Mara ihre Prinzipien in Frage. Erleichtert wird das durch eine neue Liebe, aber das Ziel ihrer Wünsche ist gar nicht so, wie es sich für ein angehendes College-Girl gehört.

Beurteilungstext

Jemand so Unsympathischen wie die Hauptperson dieses Mädchenbuches habe ich lange nicht getroffen: verklemmt, Veganerin, obwohl sie dauernd von überbackenen Käsetoasts träumt, ehrgeizig bis zum Abwinken und fest an das elterliche Gängelband, sprich: Handy mit familiärem Sondertarif gebunden. Selbst ihren Job in einer netten Kneipe hat sie nur angenommen, weil sich das in ihrer Bewerbung gut machen würde.
Natürlich sieht Mara ihre Position im Elternhaus als umhüteter Nachzögling und in der Schule als beste Schülerin, Vertrauenssprecherin, Schulzeitungsredakteurin und Inhaberin vieler anderer verdienstvoller Ämter in Gefahr, als ihre Nichte Viv zu ihnen zieht. Denn diese Viv ist ihr ganzes Gegenbild, hat 17mal die Schule wechseln müssen, weil ihre Mutter eine neue Idee und/oder einen neuen Lover fand, raucht Hasch, kann ordinär sein, aber den Großeltern zeigt sie ein liebevolles Kleinkindergesicht.
Für diese Konstellation gibt es nur einen Ausgang: die beiden Mädchen passen sich aneinander an, jede nimmt “etwas Gutes” von der anderen an, d.h. auch Viv lernt fleißig unter der liebevollen Betreuung der Großeltern, macht ein hervorragendes Examen, obwohl sie fast noch rausgeschmissen wird, und Mara entschließt sich, ihren Vorbereitungskurs für Yale ohne Absprache mit den Eltern zu kündigen, damit sie Zeit für ihren “unpassenden” Freund hat, der zu alt (22!), kein College-Absolvent und zu kurz geraten ist. Welche Handicaps!!!
Man sollte es nicht für möglich halten, dass Mädchen heutzutage noch solche antiquierten Leitbilder vorgehalten werden, was auch das verdruckste Umgehen mit Maras Sexualität betrifft.
Dabei liest sich die Geschichte flott, sie ist dialogreich, manchmal witzig, und die Ich-Perspektive verführt sicher manches Mädchen, nach ähnlichen Empfindungen bei sich zu suchen, z.B. wenn die beiden Freundinnen und Konkurrentinnen sich tränenreich wieder versöhnen.