Unsichtbare Blicke

Autor*in
Reifenberg, Frank M.
ISBN
978-3-499-21617-6
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
394
Verlag
Rowohlt
Gattung
Ort
Reinbek
Jahr
2012
Lesealter
16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,99 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die Jugendliche „Josie“ wird über ihre eigene Webcam ausspioniert. Doch dabei belässt es der Unbekannte nicht. Er verfolgt den Plan, seine angebliche Tochter aufzuspüren und nimmt deshalb die infrage kommenden, adoptierten Mädchen gefangen, um ihnen gewaltsam eine DNA Probe abzunehmen. Dabei geht er über Leichen und auch Josie gerät in seine Finger. Die Ermittlungen der Kommissarin und Josies Überlebenswille retten ihr jedoch im letzten Moment das Leben.

Beurteilungstext

Dieser Jugendthriller ist nichts für schwache Nerven und steht durch seine komplexe Handlung, seine Spannung und den Anteilen an Schilderungen gewaltvoller Szenen einem „Erwachsenenthriller“ in nichts nach.
Der Autor beschreibt, wie ein Serienkiller sich aufgrund seiner „Wahnvorstellungen“ Opfer aussucht, die er möglicherweise für seine leibliche Tochter hält. Er spioniert sie aus, lockt sie in eine Falle, um ihre DNA zu überprüfen und ermordet sie bei negativem DNA-Ergebnis.

Der Roman hebt sich dadurch von anderen Thrillern ab, dass hier nicht nur die Jagd und Verfolgung des Opfers im Vordergrund stehen, sondern der Täter ebenfalls seine eigene Geschichte hat.
Der Leser erfährt Ausschnitte von seiner Kindheit, in der er während seiner Flucht aus der DDR in einem Kinderheim gefangen gehalten und misshandelt wurde.

Reifenberg schildert diese Abschnitte aus der Perspektive des Täters und gibt ihm dadurch ein Gesicht. Die Beschreibung seiner durchlebten Gewalterfahrungen im Heim geben somit Hinweise auf ein möglicherweise „psychisch krankes“ Verhalten dieses Mannes.

Die psychologischen und faktischen Zusammenhänge zwischen eigenen Erfahrungen des Mörders und seinen Taten sind dadurch jedoch noch längst nicht offensichtlich und es wird auch nicht abschließend erklärt, warum der Täter viele Leben für das Auffinden seiner leiblichen Tochter riskiert und opfert. Allerdings ist dieser Roman dadurch vielschichtiger als ein reiner Kriminalroman, bei dem die Aufklärung eines Falles im Vordergrund steht.

Die fiktive Geschichte hört jedoch an dem Punkt auf, an dem die Diskussionen beginnen müssen: Was passiert mit einem Menschen, der dieser Taten fähig ist? Was passiert mit den Opfern, die diese Qualen erleiden mussten?
Den Bezug zur Realität liefert der Autor selbst, indem er seine Kriminalbeamten über reale Fälle und echte Täterprofile diskutieren lässt und dabei auch von dem Massaker an Jugendlichen in Norwegen die Rede ist.
Im Nachwort Reifenbergs weist er außerdem darauf hin, dass zwar die Hintergrundgeschichte des Täters erfunden ist, nicht jedoch die Webcamspionage sowie die Schilderung des brutalen Umgangs des DDR Regimes mit Kindern in Heimen.
Es handelt sich hier also nicht um ein Buch, das man liest und einfach aus der Hand legt, sondern das, wenn man es aushält, einen zum Nachdenken und Diskutieren anregt.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von KH.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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