Und meine Welt steht Kopf

Autor*in
Abdel-Fattah, Randa
ISBN
978-3-473-35267-8
Übersetzer*in
Ganslandt, Katarina
Ori. Sprache
Australisches Englis
Illustrator*in
Seitenanzahl
318
Verlag
Ravensburger
Gattung
Ort
Ravensburg
Jahr
2007
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
14,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die 16-jährige Ich-Erzählerin Amal wächst in Australien als Muslimin in einem religiösen, toleranten Elternhaus auf. Mit 16 Jahren setzt sie sich mit ihrem Glauben und den bisher im Vordergrund stehenden Normen und Werten intensiv auseinander und entschließt sich, den Hijab, das islamische Kopftuch, zu tragen und ihr Leben zu ändern.
Der Roman basiert teilweise auf den eigenen Erfahrungen der Autorin, die ohne Hijab im Buch abgebildet ist.

Beurteilungstext

Amal, geboren in Bethlehem, als Kind mit ihren Eltern nach Australien ausgewandert, lebt wie ihre christlichen Mitschülerinnen westlich orientiert. Zwar wird der Ramadan eingehalten und die Eltern achten darauf, dass es abends nicht zu spät wird, wenn Amal ausgeht, aber die Eltern reagieren sehr erstaunt, als Amal ihnen ihre Entscheidung mitteilt, den Hijab zu tragen. Sie akzeptieren es, ohne es jedoch gut zu heißen. Vor ihrer Entscheidung setzt sich Amal intensiv mit dem Pro und Contra auseinander. Das Kopftuch ist mehr als ein Zeichen der Frömmigkeit und viel mehr als ein Stück Stoff, es hält Distanz, es braucht, da man sich optisch abhebt, Mut und Stärke, es gibt Schutz, enthebt von einem bestimmten Modediktat, es schränkt aber auch bisherige Freizeit- und Freundschaftsgewohnheiten ein. Amal fragt sich, ob sie stark genug ist für diese Veränderung.
Vor dem Schulbesuch ist ein Probelauf angesagt. Amal geht mit ihrer Mutter in ein Einkaufszentrum. Die Reaktionen sind unterschiedlich. Amal kommt sich vor wie ein “Big Mac im Bioladen”, sie sieht Desinteresse, aufmerksame Blicke, sie erfährt eine Schwesternschaft mit ihr unbekannten Kopftuchträgerinnen.
In der Schule reichen die Reaktionen von Angst bis Akzeptanz, von Ignoranz bis Interesse. Amal spürt, dass ihre Entscheidung neben Mut auch Verantwortung von ihr fordert, da sie nun sichtbare Repräsentantin ihres Glaubens ist. Das Verhältnis zu ihrem Freund Adam zum Beispiel wird deutlich komplizierter. Josh, ein jüdischer Klassenkamerad, hat deutlich weniger Schwierigkeiten mit der neuen Situation als Adam.
An Amals Freundin Leila zeigt sich die Bandbreite von Toleranz, von Erlaubtem und Verbotenem in moslemischen Familien. Leila wird traditionell sehr streng erzogen, das Ziel ihrer Mutter ist die schnelle Hochzeit der bildungshungrigen Leila, was zu heftigen Problemen führt.
Das Buch gibt viele Informationen zum Islam und zu Werten, die ihre Wurzel eher in Traditionen haben. Es zeigt, dass nicht der Glauben sondern eher die soziale Schicht die Erziehungsziele prägen.
Das Buch ist ein Plädoyer gegen Rassismus, gegen Vorurteile, für offenen Informationsaustausch und Toleranz zwischen den Religionen. Es zeigt wie wichtig es ist, Jugendlichen Raum zu geben, sich selbst und ihren eigenen Weg zu finden. Hierbei lassen die Eltern Amal nicht alleine, sie stehen beratend und aufmerksam hinter ihr.
Das Buch zeigt, dass Menschen unterschiedlichster Glaubensrichtungen und unterschiedlichsten Einstellungen miteinander leben können, wenn alle Parteien dialogbereit sind und sich gegenseitig respektieren. Man muss den Menschen als Mensch sehen, um ihn kennen zu lernen. Die Erzählerin macht aber auch die Schwierigkeiten deutlich, die Immigranten haben, wenn sie ihre eigene Identität finden wollen. Sie lernte es hauptsächlich durch andere Immigranten, ein australisch-palästinensisch-muslimisches Mädchen zu sein.
Das Buch regt an, sich mit seinen eigenen Werten und Normen auseinander zu setzen und zu schauen, wer uns beeinflusst und es zwingt, sich mit dem Thema “Vorurteile” zu beschäftigen.
Eine interessante Lektüre, die zum Nachdenken anregt und nicht ohne Sprachwitz ist.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Fee.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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