Um Mitternacht

Autor*in
Mörike, Eduard
ISBN
978-3-905871-06-7
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Binder, Hannes
Seitenanzahl
44
Verlag
Bajazzo
Gattung
BilderbuchSachliteratur
Ort
Zürich
Jahr
2009
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,90 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

In seinem Gedicht "Um Mitternacht" erzählt Eduard Mörike von der Nacht, die nach dem langen Tag die Herrschaft über die Welt innehat, in der jedoch das Echo des Tages noch nachklingt. Den berühmten Zeilen Mörikes setzt Hannes Binder nun seine Zeichnungen entgegen, die dem Text ein ganz neues Angesicht geben.

Beurteilungstext

In den Versen Eduard Mörikes ist die Nacht eine Mutter, die die Welt in großer Ruhe und Gelassenheit regiert. Der Tag, der ‚heute gewesene Tag' liegt nun zurück und ist nur noch im Geflüster der Quellen und Wasser zu hören. Es sind vage Bilder, die der Dichter in seinen Zeilen zu zeichnen scheint. Viel bleibt ungeklärt. Was ist zum Beispiel die goldene Waage, auf die das Auge der Nacht zuerst trifft? In ihren Schalen ruht die Zeit, ganz still. Und wer sind die Quellen und die Wasser, die der Mutter Nacht vom vergangenen Tag singen? Doch für die Nacht selbst scheint das gar nicht von Belang zu sein. Gelassen steht sie über den Dingen und erfreut sich an des Himmels Bläue.
Es braucht eine Weile, bis aus den geheimnisvollen Gedanken Mörikes innere Bilder entstehen können, die dem Gelesen bzw. Gehörten eine Form und einen eigenen Sinn entlocken. Umso erstaunlicher wirken die Illustrationen, die Hannes Binder seinem - wie er im Anhang selbst zugibt - Lieblingsgedicht beigibt. Sie versetzen die circa 150 Jahre alten Ideen Mörikes in unsere heutige Zeit. Auf den Bildern entdeckt man die Welt, wie wir sie kennen. Es sind Stadtlandschaften, die die Nacht im Heute zeigen. Gerahmt wird der Bilderzyklus vom Meer, das am Rand der Zivilisation die Grenze zwischen Bekanntem und Unbekanntem aufzuzeigen scheint.
Hannes Binder zeigt in seiner Interpretation des Gedichtes, die er mit seiner Bebilderung vorlegt, dass Mörikes Gedanken nicht einfach nur dem deutschen Biedermeier zuzuordnen sind. Sie bieten einen auch heute noch aktuellen Blickwinkel auf die Welt. Diese Brücke scheint Binder schlagen zu wollen. Die holzschnittähnlichen, schwarz-weißen Schabungen lassen aber auch viel offen. Sie stellen den Zeilen des Dichters etwas gegenüber, das keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit erhebt, sondern eher das Flüchtige und Rastlose in den Zeilen zu betonen sucht. Das Buch mutet daher wie eine sehr persönliche Lesart des Illustrators an, die Lust auf die Suche der eigenen Lesarten des Gedichtes machen kann.

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Diese Rezension wurde verfasst von mr.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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