Überall Blumen

Schlagwörter

• Familie
• Gefühle

Teaser

Ein Vater und seine Tochter gehen durch die Straßen einer Stadt. Sie waren einkaufen und gehen nun nach Hause zurück. Immer wieder bleibt das Mädchen stehen und pflückt Blumen, die sie auf ihrem Weg entdeckt. Und plötzlich wird die sonst grau wirkende Stadt mit ihren Bewohnern mit jeder weiteren Blume ein bisschen lebendiger, farbenfroher. In all dem Großstadttrubel hat das Mädchen den Blick für das Einfache aber Besondere.

Beurteilungstext

Das Bilderbuch „Überall Blumen“ kommt ganz ohne Worte aus! Nur anhand verschiedener Bildsequenzen, die in einzelnen Panels oder seitenumfassend komponiert sind, wird der Nachhauseweg eines Vaters mit seiner Tochter erzählt. Sie laufen durch die Straßen einer grauen und tristen Stadt. Nur der rote Mantel des kleinen Mädchens sticht heraus. Gerade noch an der Hand ihres Vaters löst sie sich von dieser und pflückt am Straßenrand einen Löwenzahn. Hier zoomt der Illustrator ganz bewusst die Szene heran. Die Hand des Mädchens pflückt ganz behutsam eine gelbe Löwenzahnblüte. In der nächsten Bildsequenz steht das Mädchen allein vor einem Obststand und riecht ganz in Ruhe und mit Bedacht an der gelben Blüte. Im nächsten Bild weitet sich der Blick und Vater und Tochter befinden sich erneut im Straßentrubel. Durch das Wechselspiel von herangezoomten Szenen und der Sicht auf das Große und Ganze spielt Sydney Smith gekonnt mit der Perspektive und lenkt somit ganz bewusst die Aufmerksamkeit des Betrachters. Die detailreichen ausdrucksstarken Tuschezeichnungen erhalten mit jedem neuen Umblättern mehr farbige Akzente. Denn während der Vater sehr oft mit dem Handy telefoniert und er es scheinbar eilig hat, entdeckt das Mädchen am Straßenrand, zwischen den Gehwegplatten oder in Mauerritzen immer mehr Blumen. Es nimmt sich die Zeit, sie zu pflücken. Interessant auch der Bezug zum bekannten Märchen der Gebrüder Grimm. Das Motiv des kleinen in Rot gekleideten Mädchens, das die Schönheit der Blumen zu schätzen weiß. Aber im Gegenteil zu Rotkäppchen befindet sich das Mädchen in „Überall Blumen“ nicht im Wald, sondern im Großstadtdschungel. Hier existierten keine großen prächtigen Blumenwiesen. Hier muss man genau hinschauen und den Blick für das Besondere schärfen. Das Mädchen hat bald viele verschiedenfarbige Blumen gesammelt, die sie auf ihrem weiteren Weg verschenkt. Ab sofort wird die Geschichte nur noch in farbigen Bildern erzählt! Das Mädchen legt die Blumen einem toten Vogel bei Seite, schenkt sie einem schlafenden Mann im Park und klemmt sie einem Hund ans Halsband. Zu Hause angekommen, steckt sie ihrer Mutter und ihren zwei Geschwistern Blumen ins Haar, eine Blume behält sie für sich. Mit Blick zum Himmel, an dem Vögel vorbeiziehen, steckt sich das Mädchen diese Blume hinters Ohr. Ihre Kapuze hat sie abgesetzt. Sie sieht glücklich aus.
Kinder sehen oft Dinge, die wir Erwachsenen nicht wahrnehmen. Sie gehen mit offenen Augen, neugierig durch die Welt und können sich an einfachen Dingen erfreuen. Diese Fähigkeit sollten wir Erwachsenen uns zurückerobern bzw. bewahren. „Überall Blumen“ erinnert daran, sich auch im täglichen Alltagsstress Zeit für die kleinen Dinge zu nehmen und die Schönheit des Lebens darin zu erkennen. „Poesie ganz ohne Worte“, wie es der Verlag passenderweise bezeichnet!