Über tausend Hügel wandere ich mit dir

Autor*in
Jansen, Hanna
ISBN
978-3-522-17476-3
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
366
Verlag
Gabriel
Gattung
Ort
Stuttgart
Jahr
2002
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
16,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die Autorin erzählt - literarisch verarbeitet- die Geschichte ihrer Adoptivtochter Jeanne d’Arc aus Ruanda, dem Land der tausend Hügel. Die 8-Jährige verliert bei den bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen und Massakern 1994 ihre Familie und kommt selbst nur knapp mit dem Leben davon.

Beurteilungstext

Mitte Oktober war Hanna Jansen mit ihrer Tochter Jeanne in der Talkshow bei A. Biolek zu Gast. Ich habe mir diese Sendung angeschaut, weil ich neugierig auf eine lebendige Begegnung mit der Autorin war. Aus dem Kind der Erzählung ist eine sehr hübsche, charmante junge Frau geworden, die ruhig und eher vorsichtig auf die Fragen Bioleks antwortet. Sie ist in ihren Äußerungen über ihre Geschichte und ihre Leiden sehr zurückhaltend und beherrscht. Die Adoptivmutter und Autorin des Buches ist ebenfalls angenehm zurückhaltend, ergänzt oder erläutert nur etwas zu politischen und geschichtlichen Aspekten der Situation in Ruanda. Nicht zu übersehen ist natürlich trotzdem, dass sie eine sehr selbstbewußte und dominante Persönlichkeit ist, die Jeannes Geschichte mit ihrer Wahrnehmung und Sichtweise eine klare Perspektive gibt. So formuliert der Verlag im Klappentext: “Dies ist die Geschichte eines Kindes, das davongekommen ist. Und trotz allem ist es eine Geschichte, in der auch Hoffnung und Liebe überleben.”
Das recht umfangreiche Buch ist in zwei Teile gegliedert. Im ersten Teil erzählt die Autorin von Jeannes unbeschwerter Kindheit. Sie ist das mittlere von drei Kindern. Ihre Eltern arbeiten als Lehrer, die Familie ist recht wohlhabend und es gibt ein Haus- und Kindermädchen und einen Küchenjungen. Jeanne, ihre Geschwister und die anderen Enkel sind in den Ferien bei der Großmutter und jeden Abend erzählt die alte Frau am Feuer sitzend Geschichten, Märchen und Fabeln. Jeanne und Teya, die jüngere Schwester streiten sich oft, die kleine ist ein Biest und weiß auch immer, wie sie die Erwachsenen für sich und gegen Jeanne einnehmen kann. Ihr großer Bruder Jando ist ihr Vorbild und Freund zugleich. Mit dem Vater ist es manchmal etwas schwierig, denn er vergräbt sich in seinem Zimmer und steht irgendwie über dem Alltag der Familie. Die Mutter Florence, eine vitale und immer aktive Frau, ist die Seele der Familie. Sie weiß was zu tun ist, sie entscheidet, was zu entscheiden ist und sie erzieht ihre Kinder in einer offenen, herzlichen und das andere tolerierende Atmosphäre.
Der zweite Teil des Buches beginnt mit der Ermordung des Präsidenten und dem nun beginnenden Unheil 1994. Jeanne ist jetzt 8 Jahre alt und wird in kurzer Zeit aus allen normalen Lebenszusammenhängen herausgeworfen. Die Hutus ziehen plündernd und mordend durch das Land. Jeanne und ihre Familie gehören dem Stamm der Tutsi an. Was bisher in ihrem Leben nicht von Bedeutung war, wird nun entscheidend. Sie verliert ihre Familie in diesen Massakern und zieht mit einigen anderen Kindern und Jugendlichen über das Land, schlüpft mit ihnen bei den Rebellen unter, läuft aber auch wieder weg und kommt schließlich 2 Jahre später durch eine Tante nach Deutschland und in die Familie Hansen.
Die Autorin hat auf der Grundlage der Erzählungen ihrer Tochter und ihres eigenen Wissens über das Land und die Ereignisse eine gut fundierte Erzählung geschrieben. Jeannes glückliche Kindheit und ihr späterer Leidensweg werden einfach berichtet, sondern literarisch gekonnt, spannend und einfühlsam gestaltet und erzählt.
In kursiv gedruckten Zwischenabschnitten berichtet die Autorin immer wieder von aktuellen Erlebnissen und Erfahrungen mit ihrer Tochter. Sie berichtet, wie sie sie zum ersten Mal sah - ein ernstes Kind, neben einer schönen Frau (die Tante) oder wie sie ihre Periode bekommt. Sie schreibt davon, wie sie sich diesem Kind annähert und wie das Kind sich ihr annähert. Diese Passagen sind mindestens genau so berührend und nachdenklich stimmend wie die eigentliche Geschichte. So will ich auch zum Schluss etwas von J. Jansen zitieren: “Während ich dieses Buch schrieb, meist von Zorn und Trauer; manchmal auch von Lust und Freude angetrieben, fand ich, so seltsam es auch klingen mag, in deiner Geschichte viel von meiner.... Es ist alles immer da. Beide Seiten unseres Daseins. Wenn wir uns öffnen, können wir darin mit anderen verbunden sein... Ich glaube, unsere Seelen sind verwandt, schon seit Gedenken.”

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von ASR.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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