Über den wilden Fluss
- Autor*in
- Pullman, Philip
- ISBN
- 978-3-551-58939-2
- Übersetzer*in
- Gittinger, Antoinette
- Ori. Sprache
- Englisch
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 557
- Verlag
- Carlsen
- Gattung
- Buch (gebunden)Fantastik
- Ort
- Hamburg
- Jahr
- 2017
- Lesealter
- 10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Bücherei
- Preis
- 24,00 €
- Bewertung
Teaser
Die Vorgeschichte zur Trilogie „His Dark Materials“: In der parallelen Welt in der Nähe von Oxford findet ein Baby Schutz in einem Kloster, ein Baby mit Namen Lyra. Und der Gastwirtssohn Malcolm, der gegenüber dem Kloster auf der anderen Themseseite lebt, schützt sie auf einer dramatischen Fahrt über den über die Ufer getretenen Fluss vor verschiedenen Verfolgern.
Beurteilungstext
Malcolm ist wissbegierig und handwerklich geschickt und kennt viele Menschen in seiner näheren Umgebung. Dadurch erfährt er von dem Baby, aber auch davon, dass es verfolgt wird. Warum, das ist auch am Ende des Buches nicht ganz klar. Sie ist die uneheliche Tochter zweier bekannter Persönlichkeiten, die aber auf verschiedenen Seiten der derzeit sich anbahnenden Machtkämpfe und ideologischen Auseinandersetzungen stehen, Lord Asriel und Mrs Coulter.
Und dann gibt es noch die Leute vom „GD“, dem „Geistlichen Disziplinargericht“, einer Art Inquisition, die vor allem in Malcolms Heimat Menschen hinterher spioniert und zur Denunziation aufruft. Auch sie sind wohl hinter dem Baby her. Dem GD entgegen stellt sich eine Art Untergrund-Gruppierung, für die auch eine junge Wissenschaftlerin arbeitet. Malcolm lernt sie kennen und erfährt so mehr über die Konflikte und Interessenslagen.
Als eine unglaubliche Flutwelle die Themse anschwellen lässt, rettet Malcolm Lyra aus dem Kloster und geht mit ihr und der jungen Alice auf eine abenteuerliche Odyssee, an deren Ende er Lyra in die Arme ihres Vaters übergeben kann.
Die Verwicklungen, die die Handlung vorantreiben und teilweise Vorausdeutungen auf die weiteren Bände der Trilogie sind, zum Teil aber auch Bezugnahmen auf die bereits erschienene Trilogie „His Dark Materials“, lassen sich in einer Rezension nicht aufführen, das muss aber auch nicht sein. Das Buch ist spannend, poetisch und auch philosophisch. Es ist sicher nur für eingefleischte Leseratten zu bewältigen, für die aber sicher mit viel Genuss.
Die parallele Welt, die im ersten Band der berühmten Trilogie, in „Der goldene Kompass“, Schauplatz ist, ist auch hier wieder verwirrend ähnlich und doch anders als unsere Wirklichkeit. Technische Entwicklungen kommen uns befremdlich vor, vor allem, weil sie in unserer Wirklichkeit Mögliches mit für uns Undenkbarem verbinden. Vor allem das „Alethiometer“, eben der „Goldene Kompass“, der letztlich Informationen liefert über alle möglichen Sachverhalte, Personen oder Gegenstände, aber schwierig zu deuten ist. Besonders faszinierend an dieser Parallelwelt sind die Dæmonen, so etwas wie Anima und Animus bei Jung vielleicht, aber in Tiergestalt und getrennt und real existierend. Jeder Mensch hat so einen tierischen Begleiter, der wie ein Alter Ego manchmal ein Gegengewicht zur Persönlichkeit des Menschen ist, manchmal ein Trost spendender Freund, immer aber, außer bei psychisch kranken Menschen, wie ein Beispiel im Buch zeigt, in enger Verbindung zum Menschen steht.
Eine Schwäche im Vergleich zum „Goldenen Kompass“ ist hier Pullmans Neigung zum Erklären. Wo sich im „Goldenen Kompass“ vieles poetisch entfalten konnte, erläutert er hier Hintergrund und Bedeutung ein bisschen zu viel. Nichtsdestotrotz ist dies einer der herausragenden aktuellen fantastischen Romane für ältere Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene, und man kann gespannt sein auf die weiteren Bände der Trilogie.