Träume von Glück

Autor*in
Taniguchi, Jiro
ISBN
978-3-551-77659-4
Übersetzer*in
Shanel, Josef u.a.
Ori. Sprache
Japanisch
Illustrator*in
Taniguchi, Jiro
Seitenanzahl
178
Verlag
Carlsen
Gattung
Comic
Ort
Hamburg
Jahr
2012
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,00 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Der vorliegende Band „Träume von Glück“ des japanischen Comicautors Jiro Taniguchi ist weder inhaltlich noch formal eine Herausforderung für den geübten Leser. Man könnte ihn in seiner Einfachheit geradezu als „Gebrauchscomic“ bezeichnen – in Analogie zum geläufigen Begriff der „Gebrauchslyrik“. In einfacher unaufgeregter Sprache und Bildlichkeit werden in fünf Kapiteln Alltagsgeschichten eines kinderlosen japanischen Ehepaars erzählt, die stellenweise fast dokumentarischen Charakter haben.

Beurteilungstext

Sujet und Thema der Geschichten ist Abschied & Tod eines geliebten Wesens und die damit verbundenen Frage der Verarbeitung: Wie, wann und ob man nach dem Tod eines Wegbegleiters einen Neubeginn wagen dürfe?
Dabei folgen die Kapitel eine Art inneren Logik – und bilden in ihrer Reihung einen Klimax. Zunächst schildert Taniguchi eindringlich und sensibel das Sterben eines alten Hundes und der damit verbundenen Erinnerung an das Leben des sterbenden Haustieres in Rückblicken von glücklicheren Tagen: Von der Anschaffung des Hundes, der intensiven Beziehung, die zu dem Tier entsteht und schließlich dem Verlust des „Familienmitgliedes“. In der Folge wandelt sich die Verlusterfahrung in die grundlegende Frage ob und wie dieser ersetzt werden könne. So kommt eine Katze ins Haus des Ehepaares. Zunächst eher skeptisch betrachtet, findet auch dieses Haustier - inklusive seiner Nachkommenschaft - einen Platz in den Herzen ihrer neuen Besitzer. Indem Taniguchi in den beiden Schlusskapiteln auch noch eine Nichte auftreten lässt, deren Mutter nach dem Tod ihres Mannes wieder heiraten will, stellt Taniguchi die Frage geschickt noch einmal in Bezug auf den Menschen – und hebt sie damit ins Universelle.
Taniguchi beantwortet diese schwierige Frage so verblüffend einfach und unaufgeregt, wie er auch die Frage gestellt hatte: Mensch und Tier sind nicht dazu gemacht, alleine zu leben. Sie sind soziale Wesen. Jeder Verlust kann und muss ersetzt werden. Das Leben ist nur in Beziehung zu anderen Lebewesen auch lebenswert.
Jiro Taniguchi selbst hat ein intensives Verhältnis zu Haustieren gepflegt, die Geschichte um den Hund schrieb und zeichnete er nach dem Verlust des eigenen Haustiers. In einem Nachwort nimmt der Autor persönlich Stellung zum vorliegenden Band, beschreibt detailliert die Entstehungsgeschichte und seine Motivation.

Wie immer gewähren Taniguchis Bildfolgen in gewohnt niedrigem Rhythmus und breiten Panel-Rahmen dem Leser viel Zeit zum Verweilen und Reflektieren. Die schwarz-weißen Bildfolgen sind gespickt mit zahlreiche Full-Shots, oft sogar über eine ganze Doppelseite. Zahlreiche Perspektivenwechsel, detail-realistische Hintergrundzeichnungen und der sehr sparsame Gebrauch von Textsprache drosseln das Lesetempo noch zusätzlich. Dem Leser bleibt nichts anderes übrig, als sich dem Tempo der Geschichten anzupassen. Oft wohl gar zu seinem Verdruss: Der Comic ist nichts für Kenner & Feinschmecker der graphischen Bildgeschichte – eignet sich aber hervorragend für Einsteiger. Aufgrund seiner Schlichtheit in formaler und inhaltlicher Hinsicht ist er geradezu dafür prädestiniert als mediendidaktische Einführungslektüre in pädagogischen Kontexten rezipiert zu werden, kurz: Eine Empfehlung zur Schullektüre – mehr aber auch nicht.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von OWA.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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