Tote essen keinen Döner

Autor*in
Engin, Osman
ISBN
978-3-423-21054-6
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
238
Verlag
dtv
Gattung
Krimi
Ort
München
Jahr
2008
Lesealter
16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
8,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Don Osman zieht um. Und das heißt nicht nur Chaos pur, sondern Tage voller Hindernisse. Und das größte Hindernis liegt im Keller am Boden und ist ziemlich tot. Wer ist der Mörder? Und was zum Teufel tut man mit einer Leiche im Keller? Don Osman weiß Rat, auch wenn der nicht immer der beste ist ...

Beurteilungstext

Wer das Vergnügen hatte, bereits andere Don Osman-Romane zu lesen, dem ist klar, dass ein Umzug bei den Engins nicht wie bei anderen Menschen vor sich gehen kann. Chaos pur ist angesagt, und das liegt nicht nur daran, dass Don Osman ein paar gediegene Leihmöbel bestellt hat, die vorne (öffentlich) rein und hinter wieder (heimlich) aus dem Haus getragen werden, um bei den Nachbarn einen guten Eindruck zu machen. Letzteres ist nämlich gar nicht so einfach, und leider hat Don Osman auch vergessen, seinen ausziehenden Verwandten zu fragen, wo der Haken bei diesem so preiswerten Haus liegt...
Jedenfalls nimmt das Chaos seinen Lauf, und bald wird es gekrönt von einem Mann im Keller, und der ist mausetot. Das hat nun zwischen all dem Umzugsrummel gerade noch gefehlt, denkt Don Osman, andererseits ist das Chaos gerade richtig, um den Vorfall zu vertuschen. Schließlich weiß man nie, wer der Täter ist - vielleicht der eigene Sohn oder der Nachbar oder hat es etwa gar mit der Mafia zu tun? Schließlich schickt sich ein Italiener namens Luigi an, sein Schwiegersohn zu werden! Oder könnte es sogar die eigene Ehefrau sein? Jedenfalls: die Leiche muss weg, und am sichersten ist sie erstmal unter zwei Hammelköpfen in der Tiefkühltruhe im Keller aufgehoben. Merkwürdig nur, dass sie kurze Zeit später Osman aus dem Kühlschrank in dem italienischen Restaurant entgegenlacht, in dem er seinen Schwiegersohn in spe vermutet. Doch auch da bleibt sie nicht lange ...
Eine irrsinnige Geschichte nimmt ihren Lauf, in der sich Osman Engin ein weiteres Mal als ein Meister der Ironie und Satire erweist, doch fehlt auch hier der Geschichte die bissige Schärfe, die so viele Satiriker auszeichnet. Humorvoll, gewürzt mit teils makabren Details - etwa, wenn die neu eingezogene Familie sich statt Pfeffers aus Versehen ein wenig von der Asche des verstorbenen Nachbarn aufs Brot streut -, einfallsreich und umwerfend komisch ist auch diese neue Geschichte von Don Osman erzählt; der Untertitel “Don Osmans erster Fall” lässt hoffen, dass dem weitere folgen werden. Die Geschichten um die deutsch-türkische Welt, die beide Seiten mit Wonne scharf und dennoch liebevoll auf die Schippe nehmen, erhalten damit eine neue Dimension: Don Osman als Hobbydetektiv, wie Sherlock Holmes, mit seiner treuen Gefährtin Eminanim statt Watson an seiner Seite. Und als solcher begibt er sich auf eine Mörderjagd, die dramatischer nicht sein könnte und durch die Absurdität der stets verschwindenden Leiche dem ernsten Geschehen zugleich jede Ernsthaftigkeit nimmt. Orientalische Teppiche, verdächtige Schwiegersöhne in spe, zwielichtige Damen, skrupellose Menschenhändler, pfiffige Kriminalkommissare - das ist die Welt, in der sich Don Osman diesmal mit kriminalistischem Spürsinn bewegt, tapsig, aber erfindungsreich wie Columbo im Fernsehen. Und immer im Hintergrund der Kulturkonflikt Deutschland - Türkei, wie immer scharf beobachtet und im Detail festgemacht, ohne dass je die eine oder andere Seite besser davon kommen würde. Aktuelle Themen - etwa die gesamte rechte Szene - werden berührt und zurechtgerückt, werden ernstgenommen und zugleich ins Lächerliche gezogen, hinterlassen nirgendwo einen fahlen Nachgeschmack - aber hier und da doch deutliche Denkanstöße, die den Leser auffordern, seine eigenen Vorurteile zu überdenken.
Ein weiteres Highlight in der Don-Osman-Reihe, die wie kaum eine andere trotz scheinbar gegenteiligen Anliegens dazu beiträgt, die konfliktträchtigen Unterschiede zwischen den beiden Kulturen einfach verpuffen zu lassen. Während sich die Türken im Buch mit den deutschen identifizieren, tut dies der deutsche Leser mit den türkischen Gestalten des Romans - und beide Seiten mit einem Augenzwinkern.
Eine ganz starke Empfehlung!

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Diese Rezension wurde verfasst von avn.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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