Torte mit Stäbchen

Autor*in
Hornfeck, Susanne
ISBN
978-3-423-62609-5
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
383
Verlag
dtv
Gattung
Ort
München
Jahr
2015
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
8,95 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Deutschland im Jahr 1938. Hitler ist an der Macht, in der Kristallnacht wird auch die Konditorei der Familie Finkelstein zerstört. Inges Eltern begreifen, dass sie in diesem Land keine Chance mehr haben. Durch Zufall können sie auf einem Dampfer nach Shanghai fliehen. Während die Eltern das Gefühl des Fremdseins in dieser chinesischen Stadt nie verlieren, erlebt Inge, die anfangs 11jährige Tochter, ihre Kindheit und Jugend als inspirierend, spannend und aufregend.

Beurteilungstext

Die Geschichte beginnt auf dem Dampfer. Familie Finkelstein reist in der Luxusklasse, obwohl sie sich das eigentlich nicht leisten kann. Inge genießt es, vom Steward hofiert zu werden, gleichzeitig schließt sie Freundschaft mit Max vom Unterdeck, mit dem sie das Schiff erkundet und den sie unauffällig mit Köstlichkeiten ihres first-class-Buffets versorgt. Beide finden sich später in Shanghai wieder und unterstützen sich gegenseitig.
In Shanghai angekommen, erhält Herr Finkelstein sofort Arbeit in einer deutschen Konditorei und im Haus seines Arbeitgebers, Herrn Fiedler, auch eine kleine Wohnung. Herr Fiedler hat eine chinesische Frau und mit ihr zusammen einen Sohn. Alle drei nehmen die Finkelsteins sehr freundlich und offen auf, die beiden Kinder freunden sich sofort miteinander an, und mit Unterstützung von „Frühlingserwachen“ – der chinesischen Frau des Konditoreibesitzers – beginnt Inge sofort die Sprache zu lernen und sich mit chinesischen Sitten und Gebräuchen vertraut zu machen. Das alltägliche Leben der einheimischen Bevölkerung wird sehr lebendig und anschaulich geschildert und Inges Identifikation wirkt glaubhaft.

Durch den Eintritt der USA und Japans in den Krieg holt die Vergangenheit sie ein: Familie Finkelstein findet sich – zusammen mit allen anderen Flüchtlingen - in einem ärmlichen, primitiven Viertel Shanghais im Ghetto wieder.
Sie sind Reglements ähnlich wie in Deutschland unterworfen, schweben jedoch nicht ständig in der Gefahr, deportiert zu werden. Für Inge wird ihr Alltag komplizierter, die Verbindung zur Familie Fiedler unterbrochen, doch sie verliert den Mut nicht.
Zum Kriegsende gibt es für die Eltern nur eins: weg aus diesem Land. Für Inge jedoch ist China zur Heimat geworden, sie wird bleiben.

Das Buch liest sich spannend wie ein Krimi. Es ist aus der Sicht von Inge geschrieben und schildert ausführlich und detailreich ihre Kindheit und beginnende Jugend im Exil. Inge ist unerschrocken, völlig unvoreingenommen, unternehmungslustig und wissbegierig, clever und umsichtig und trägt dadurch viel zum Überleben der Familie bei.
Das Buch vermittelt sehr umfangreiches Sachwissen über das Gastland. Schon während der Schiffspassage erfahren die Leser Fakten über den Suezkanal, über die Datumsgrenze, über die Wüste und über Länder, an denen das Schiff vorbeifährt.
Die Kapitel des Buches sind zeitlich untergliedert und folgen dem chinesischen Horoskop. Das wird am Ende auch erklärt, genau wie die Besonderheiten der chinesischen Sprache und Schrift.
Am Schluss des Buches ergänzt eine Zeittafel das Geschehen in Europa und parallel dazu in Asien in den Jahren zwischen 1931 und 1949, und auf vier Lageplänen kann man sich Inges Aktionsradien anschauen.

Zu kurz kommt die eigentliche Ursache der Flucht, des unfreiwilligen Exils der Familie Finkelstein und 18.000 weiterer jüdischer Flüchtlinge.
Dabei sind Nazis auch in Shanghai einfach allgegenwärtig: Sie sitzen auf dem Schiff mit Finkelsteins an einem Tisch, am Hafen von Shanghai weht ihnen die verhasste Hakenkreuzfahne entgegen, in der Konditorei kaufen deutsche Geschäftsleute und jüdische Flüchtlinge gleichermaßen ein, es gibt eine nationalsozialistische Schule, und auch die Repressalien der Japaner haben ihren Ursprung im durch Deutschland verursachten Krieg. Doch das wird eher beiläufig erwähnt und das sich daraus ergebende Konfliktpotential wird nicht tiefer thematisiert. Es wird vorausgesetzt, dass die Leser die Hintergründe kennen und in das Geschehen einordnen können.
In der Hoffnung, dass das wirklich so ist, dass die heranwachsende Generation diesen Abschnitt der deutschen Geschichte gut kennt, sei dieses Buch empfohlen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Pli; Landesstelle: Berlin.
Veröffentlicht am 02.11.2015

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