Tintoretto und seine Freunde

Autor*in
Rossmann, Dirk
ISBN
978-3-551-52216-0
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Bücker, Jutta
Seitenanzahl
110
Verlag
Carlsen
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)
Ort
Hamburg
Jahr
2022
Lesealter
4-5 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiVorlesen
Preis
12,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die Skepsis von literaturwissenschaftlicher Seite ist ja berechtigt: Nun hat Dirk Rossmann mit „Tintoretto und seine Freunde“ auch noch ein Kinderbuch geschrieben, nachdem er sich als Bestsellerautor betätigt hat. Muss das sein? – so fragen sich vielleicht viele. Der Blick aber in den an der Grenze zwischen Bilder- und Erstlesebuch changierendem Text lohnt. Rossmann entwirft liebevolle Meeresbewohner-Figuren und schafft es, durch Komik, Sprachwitz und rhythmische Wiederholung durchaus kindliche Leser*innen zwischen 4 und 6 Jahren anzusprechen. Und das Anliegen ist ehrenwert: Es geht um Klimaschutz und Umweltverschmutzung.

Beurteilungstext

Ein herausragender Klimabuchtipp ist dies hier nicht – da sind Bücher wie „Minik, Aufbruch ins weite Meer“ von Antonia Michaelis (2022) oder „Kaiserschmarrn“ von Leonara Leitl (ebenfalls 2022) wegen ihrer weniger belehrenden und poetisch stärkeren Anlage empfehlenswerter, um nur wenige Beispiele zu nennen (Klimabücher für Kinder und Jugendliche sind am Markt ja derzeit sehr dominant). Und dennoch: Rossmanns Kinderbuch, das sich zum Vorlesen für das Vor- und Grundschulalter eignet, hat durchaus gelungene Züge. Gerade das erste Kapitel hat Witz und Tempo und strukturiert sich durch eine Ästhetik der Wiederholung, die als Einfachheit im Sinne Maria Lypps verstanden werden kann. Denn der Tintenfisch Tintoretto ist in eine fremde Bucht geschwommen, wo er schnell neue Freunde findet: die Krabbe Crabby, Mala Mandarinfisch, den Delfin Doppelklick und die Qualle Kurt. Komik erzeugt vor allem die Figurenrede der Krabbe Crabby, welche Tintoretto beharrlich für ein Känguru hält und diesen Irrtum rhythmisierend wiederholt, was junge Kinder sowohl zum Lachen als auch zum Korrigieren der Figur anregt. Ähnliche Strukturen finden sich in zahlreichen Kinderbüchern für diese Altersgruppe: Rossmann knüpft also an bewährte kinderliterarische Muster an und verbindet diese hier mit einem Appell zu Umwelt- und Klimaschutz. Denn Tintoretto und seine Freunde leiden an Verschmutzung und Erwärmung des Meeres. Die Geschichten sind alle in sich abgeschlossen und eignen sich daher zum separaten Vorlesen. Fast auf jeder Seite findet sich eine Illustration von Jutta Bücker. Syntax und Sprache sind im Sinne der Adressierung einfach gehalten und so siedelt sich der Titel an der Grenze zwischen Erstlese- und Bilderbuch an.
Das Ende schaltet zurück auf den Anfang und setzt nachträglich einen erzählerischen Rahmen, der sich beinahe als Metafiktion bezeichnen lässt: Hier sitzt ein alter Mann (offenbar Rossmann selbst, das Gesicht ist abgewandt) mit seinen Enkelkindern am Meer und gemeinsam imaginieren sie die Geschichte von Tintoretto, dem Tintenfisch:
„Er begann noch einmal die Geschichte zu erzählen: ‚Also: Es war ein wunderbar sonniger Sonntagmorgen, als Tintoretto zum ersten Mal in die wunderschöne Bucht geschwommen...‘“ (S. 110). Und damit sind wir wieder am Anfang...

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Diese Rezension wurde verfasst von Kirsten Kumschlies; Landesstelle: Rheinland-Pfalz.
Veröffentlicht am 12.10.2022

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