Tigerlily
- Autor*in
- Brinx, Thomas
- ISBN
- 978-3-423-70924-8
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- Kehr, Karoline
- Seitenanzahl
- 124
- Verlag
- dtv
- Gattung
- –
- Ort
- München
- Jahr
- 2005
- Preis
- 5,00 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Lily muss mit ihrer Mutter in die Stadt ziehen und den Vater verlassen. Sie findet einen verletzten Kater und pflegt ihn gesund.
Beurteilungstext
Anja Kümmerling und Thomas Brinx schreiben seit vielen Jahren zusammen Geschichten. Tigerlily ist ihr erstes Kinderbuch bei dtv.
Lily wohnt auf einem Bauernhof in der Einsamkeit zusammen mit Gänsen, Hühnern, Schafen, Katzen und Eichhörnchen und natürlich mit ihren Eltern. Lilys Vater ist Maler. Er malt Bilder in der Scheune, große Bilder - und wenn er ein Kunstwerk beginnt, ist er wochenlang nicht zu sprechen. Lily findet das nicht schlimm, aber ihre Mutter will nicht mit einem Mann zusammenleben, der stumm wie ein Fisch ist. So muss Lily mit ihrer Mutter in die Stadt in eine Wohnung in einem Mehrfamilienhaus ziehen.
Tiger, der hübsch gestreifte rote Kater, lebt auch in der Stadt. Er hat die Katzendame Bella als Freundin und ist sehr verliebt. Er muss ihr immer wieder beweisen, wie klug und stark er ist, denn natürlich gibt es Nebenbuhler... Die größte Mutprobe besteht im Überqueren der großen verkehrsreichen Straße. Tiger hat ein wohl überlegtes System, aber es funktioniert nur, wenn man sehr konzentriert handelt. Eine Ablenkung und schon ist es passiert: Tiger wird angefahren. Wie gut, dass Lily ihn findet und mit nach Hause nimmt. Der Kater wird Liliys Freund. Sie hatte aufgehört zu sprechen, aber mit Tiger redet sie. Und durch ihre Katzenliebe findet sie in ihrem Klassenkameraden Willi einen Freund, und zwar einen Freund, der auch Freude am Malen hat, am Malen winzig kleiner Bilder.
Tigerlily ist ein anrührendes Kinderbuch, das Lilys Gefühle beschreibt, die ihren Vater sehr vermisst und nicht versteht, warum die Mutter in der Stadt wohnen möchte. Tiger kehrt gesund in sein Heimathaus zurück, aber Lily findet ihn und trifft eine alte Dame mit Haus und Garten, bei der sie in Zukunft als Gast gern gesehen ist. Als das Mädchen mit ihrer Mutter und Willi zur Ausstellungseröffnung des Vaters zurück auf den Bauernhof fährt, vermischt sich ihr altes mit ihrem neuen Leben. Es zeichnet sich eine Perspektive ab, wie es weitergehen kann. Lily findet sich zurecht und spricht wieder.
Mit viel Einfühlungsvermögen werden die Erlebnisse aus der Kinder- und Katersicht geschildert. Der Kater hat eben seine eigenen Interessen. Es ist kein Happy-End-Buch, aber das Ende stimmt versöhnlich. Kindern, die eine Trennung ihrer Eltern verarbeiten müssen, wird hier ein Beispiel für eine schwierige Zeit mit Entwicklung von Perspektiven aufgezeigt. Kurze Sätze gestalten den Text lesefreundlich und halten den Spannungsbogen. Der Erzähler hält sich an den kindlichen Erfahrungsrahmen, was die Geschichte auch für Erwachsene lesenswert gestaltet. Eine empfehlenswerte Lektüre.