Theoretisch perfekt

Autor*in
Gonzales, Sophie
ISBN
978-3-570-16617-8
Übersetzer*in
Attwood, Doris
Ori. Sprache
Amerikanisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
400
Verlag
cbj/cbt
Gattung
TaschenbuchErzählung/Roman
Ort
München
Jahr
2022
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiKlassenlektüre
Preis
15,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Darcy Phillips, 16 Jahre alt und süchtig nach Beziehungsratgeber-Videos auf YouTube, hat den perfekten Nebenjob: sie ist heimlicher Liebescoach an ihrer High School. Ihre Ratschläge sind immer auf den Punkt. Ihr eigenes Liebesleben dagegen? Eine einzige Katastrophe!

Beurteilungstext

Eigentlich funktioniert Darcys System super: Wer Hilfe in Sachen Liebe benötigt, wirft seine Fragen handschriftlich in den ungenutzten Spind Nummer 89. Darcy fischt die Zettel nach der Schule unbemerkt heraus und antwortet mit einer anonymen Mail. Doch dann wird sie beim Leeren des Spinds erwischt und das ausgerechnet von Alexander Brougham. Umschwärmter Schwimmstar, groß, gutaussehend (und eingebildet und ziemlich nervig) verkörpert er alles, was Darcy nicht ausstehen kann. Als Brougham sie um Hilfe bei der Zurückeroberung seiner Freundin bittet, willigt sie trotzdem ein. Sie muss um jeden Preis verhindern, dass er sie verrät und ihre Tarnung auffliegt. Denn dann kommen auch Dinge ans Tageslicht, auf die Darcy nicht gerade stolz ist. Dinge, wegen denen ihre beste Freundin und heimliche Liebe Brooke vielleicht nie wieder ein Wort mit ihr spricht…

"Theoretisch perfekt" heißt das neue Jugendbuch der australischen Autorin Sophie Gonzales, in dem wie im Vorgänger "Nur fast am Boden zerstört" erneut ein LGBTQ-Schwerpunkt gesetzt wird. Während es dort vor allem um Homosexualität und die oft noch immer fehlende Selbstverständlichkeit gleichgeschlechtlicher Liebe ging, steht diesmal mit Darcy eine bisexuelle Protagonistin im Mittelpunkt. Eigentlich ist sie ja stolzes Gründungsmitglied im Queer-Club der Schule und gerade unsterblich in ihre Freundin Brooke verliebt. Doch dann lernt sie Brougham besser kennen und da ist dieses Kribbeln in seiner Nähe – plötzlich muss sich Darcy erneut mit ihrem Ich auseinandersetzen. Wie sie mit diesem Gefühlschaos umgeht, das lässt Sophie Gonzales Darcy selbst aus Ich-Perspektive erzählen: ebenso offen wie selbstkritisch und mit einer Prise Ironie ist Darcy eine höchst sympathische Erzählstimme.
In "Theoretisch perfekt" werden die Themen Freundschaft, Liebe und Coming Out im Schulsetting auf eine locker-humorvolle Weise verhandelt, ohne jedoch ins Seichte abzudriften. Gonzales gelingt es, auch die Zweifel und Rückschläge in diesem Teil des Erwachsenwerdens authentisch sichtbar zu machen. Es ist einfach ziemlich anstrengend, die eigene Identität zu finden, zu behaupten oder eben auch hinterfragt zu sehen. Hier bietet der Roman vielfältige Identifikationspotentiale für seine jugendliche Zielgruppe (der Verlag empfiehlt den Roman ab 14 Jahren), in deren Lebenswelt die Themen des Romans eine essentielle Rolle spielen.
Zusätzlich müssen auch in dieser Rezension wieder zwei Sachen gelobt werden: Das Eine ist die gelungene Übersetzung von Doris Attwood, die den humorvollen Schreibstil ins Deutsche übertragen konnte. Zweitens sind es die interessanten Nebencharaktere wie beispielsweise Darcys transidente Schwester, mit denen die Autorin noch weitere Identifikationsmöglichkeiten anbietet.
Fazit: "Theoretisch perfekt" ist ein gleichsam sympathischer wie vielschichtiger Coming-Of-Age-Roman, der mit seiner aktuellen Thematik sicher eine große Zielgruppe erreicht und überzeugt. Auch das gelungene farbige Cover wird dazu seinen Teil beitragen.

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Diese Rezension wurde verfasst von Juliane Sacher; Landesstelle: Thüringen.
Veröffentlicht am 15.06.2022

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