The Road of the Dead

Autor*in
Brooks, Kevin
ISBN
978-3-423-71286-6
Übersetzer*in
Gutzschhahn, Uwe-Michael
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
350
Verlag
dtv
Gattung
Krimi
Ort
München
Jahr
2008
Lesealter
16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
11,95 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Rubens Schwester Rachel wurde brutal missbraucht und ermordet. Da die polizeilichen Ermittlungen nur schleppend anlaufen, soll die Familie möglicherweise bis zu vier Monate lang darauf warten, die Leiche beerdigen zu können. Ruben und sein älterer Bruder Cole beschließen, die Aufklärung selbst in die Hand zu nehmen und geraten dabei in eine Spirale von Gewalt und Gegengewalt.

Beurteilungstext

Ruben ist vierzehn und in der Lage, häufig übersinnliche Signale von Personen oder bestimmten Situationen wahrzunehmen. Genau erklären kann er das nicht und nennt es einfach "Empfindungen haben". So ist es auch an jenem späten Abend, als er "fühlen" kann, wie seine 19jährige Schwester Rachel im weit von London entfernten Dartmoor vergewaltigt und getötet wird. Rachel war auf dem Heimweg von einem Besuch bei ihrer Freundin Abbie, als sie dem Mörder in die Hände fiel. Die Polizei erweckt den Eindruck, an einer schnellen Aufklärung des Falls nicht sonderlich interessiert zu sein: ob das möglicherweise damit zusammenhängt, dass die Familie Ford nicht gerade besonders gut angesehen ist? Immerhin sitzt der Familienvater, ein seßhaft gewordener Zigeuner, zurzeit wegen eines Tötungsdelikts im Gefängnis und die Mutter schlägt sich mit Hilfe ihres 17jährigen Sohnes Cole allein mit dem familieneigenen Autoschrottplatz durch. Dass sie damit rechnen muss, die Leiche ihrer Tochter erst beerdigen zu können, wenn ein dringend Tatverdächtiger oder der Täter selbst gefasst ist - was bis zu vier Monaten dauern kann- ist ein weiterer schwerer Schlag für sie. Auch Cole, der leicht reizbar, aufbrausend und impulsiv wie sein Vater ist, erscheint die Situatiuon unerträglich, so dass er beschließt, nach Dartmoor zu fahren, um dort auf eigene Faust etwas herauszufinden. Seine Motivation dabei ist nicht, Rache zu üben, sondern der Mutter die Leiche ihrer Tochter zur Beerdigung nach Hause bringen zu können. Widerwillig akzeptiert Cole, dass Ruben sich ihm anschließt, der Angst davor hat, sein Bruder könne "Dummheiten" begehen.
Nachdem die Jugendlichen in Pymouth bei ihren Nachfragen von der Polizei regelrecht eingeschüchtert und abgewimmelt werden, fahren sie weiter nach Lychcombe / Dartmoor, den Ort, wo der Mord an ihrer Schwester geschehen ist. Dort angekommen sehen sie sich mit Hass und Ablehnung konfrontiert und es kommt zu ersten gewalttätigen Auseinandersetzungen, an denen auch Cole nicht unbeteiligt ist. Schnell wird klar, dass nicht nur die Dorfbewohner etwas zu verbergen haben, sondern auch Rachels Freundin Abbie und deren Mann Vince. Jess, ein Zigeunermädchen, das aufgrund dessen außerhalb der Dorfgemeinschaft steht, führt Ruben zur "Road of the Dead", den Pfad der Toten, an dem der Mord an Rachel verübt wurde. Jess ist es auch, die Ruben von den unsauberen Immobiliengeschäften Henry Quentins erzählt, der bei der Durchsetzung seiner Interessen völlig skrupellos vorgehen soll. Jess behauptet, Quentin habe den verrückten Nichtstuer John Seldon angeheuert, Rachel (die im übrigen gar nicht gemeint war!) einen ordentlichen Schrecken einzujagen. Dafür, dass Seldon das Mädchen dann aber sogar getötet habe, habe der dann selbst sterben müssen, damit keine Spur zu Quentin zurückverfolgt werden könne. Seldons Leiche sei allerdings verschwunden. Ruben glaubt Jess, zumal er den Mörder von Anfang an immer als "Toten Mann" empfunden hat. Nun haben die Brüder Hinweise genug darauf, in welcher Richtung sie weitersuchen müssen.
Spätestens ab hier eskaliert die aus der Ich-Erzähler-Perspektive Rubens geschriebene Geschichte und bietet fast nur noch Schilderungen von brutalsten körperlichen Auseinandersetzungen zwischen den Handlangern Quentins und den Brüdern Cole und Ruben. Der positive Eindruck zu Beginn des Buches, wenn Ruben auf eine fast beiläufige, sich selbst von außen betrachtende Weise seine vielschichtigen Gefühlslagen (wie z. B. auch die seiner persönlichen Trauerverarbeitung) thematisiert, sowie seine Einschätzung seines geliebten Bruders Cole, der so gar nicht selbstreflektiert ist (S. 36: "es dachte für ihn"), leidet für mich darunter sehr. Zum sogenannten "Showdown" hin geht es nur noch um Leben und Überleben: Cole versucht mit eiskalter Brutalität um jeden Preis die Wahrheit herauszufinden, wobei die Wahl der Mittel auf beiden Seiten völlig unverhältnismäßig erscheint: da hauen die jeweiligen Aktionisten sich gegenseitig dermaßen "zu Brei", dass das Blut nur so spritzt und man wirklich nicht mehr glauben mag, derart Verletzte könnten auch noch Energien für irgendwelche Tricks oder gar eine Flucht erübrigen. Dennoch meint Cole auf S. 247: "Es ist nur ein Spiel, Rube. Entweder du gewinnst oder du verlierst. Es lohnt nicht, sich Sorgen zu machen." Und Kevin Brooks gibt ihm recht, denn am Ende dieses rasanten Romans ist Rubens und Coles Ziel erreicht.
Da kann man nur hoffen, dass das Buch von jungen Lesern nicht dahin gehend missverstanden wird, bestimmte Angelegenheiten ließen sich nur durch Gewalt lösen!

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von BG.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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