The road of the dead

Autor*in
Brooks, Kevin
ISBN
978-3-423-71286-6
Übersetzer*in
Gutzschhahn, Uwe-Michael
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
350
Verlag
dtv
Gattung
Krimi
Ort
München
Jahr
2008
Lesealter
16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
11,95 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Rachel, siebzehn Jahre alt, wird brutal vergewaltigt und umgebracht. Die Polizei wird die Leiche erst zur Beerdigung freigeben, wenn der Mörder gefunden wurde. Doch das kann dauern. So machen sich ihre Brüder Ruben und Cole auf den Weg, um den Täter zu finden und geraten in einen Strudel aus Gewalt.

Beurteilungstext

Ruben, aus dessen Sicht die Geschichte erzählt wird, ist vierzehn Jahre alt. Seine Mutter bringt ihn, seinen siebzehnjährigen Bruder Cole und die neunzehnjährige Rachel mit dem durch, was ihr Autoschrottplatz hergibt. Der Vater, ein sesshaft gewordener Zigeuner, sitzt im Gefängnis, denn bei einem Faustkampf ist ein Mann ums Leben gekommen. Ruben ist manchmal in der Lage, "Empfindungen" - wie er es nennt - zu spüren, bislang eigentlich nur von seinem Bruder Cole. Doch eines Abends spürt Ruben zusammen mit dem Leser, wie Rachel, die zu Besuch bei einer alten Freundin im Dartmoor ist, vergewaltigt und getötet wird. Und er weiß dass der "tote Mann", wie er ihn nennt, der Täter ist. Um Rachel begraben zu können, muss der Täter gefasst werden, doch die Ermittlungen der Polizei kommen nur langsam voran. Der anfängliche Gedanke, den Mörder zu finden, um sie zu begraben, wandelt sich im Lauf der Geschichte und mit dem Fortschreiten gerät alles immer mehr aus den Fugen. Cole begibt sich auf die Suche nach dem Mörder und nimmt unfreiwillig seinen Bruder mit. Als sie in dem Dorf ankommen, in dem Rachel zu Tode kam, stoßen sie auf eine Mauer aus Ablehnung und Gewalt. Durch Cole, der scheinbar keine Gefühle oder Hemmschwellen hat und der ab einem gewissen Punkt nur noch sein Ziel vor Augen hat und dies mit aller Gewalt erreichen will, steigert sich die Situation immer weiter. Auch seine Gegenspieler scheuen sich nicht, brutal ihre Interessen durchzusetzen. Hilfe bekommen die beiden nur von einer Gruppe Zigeuner, die schon länger im Dorf Station macht. Sie kennen und mögen die Sippe des Vaters, unter ihnen ist auch Jess. Sie ist eine wichtige Informationsquelle, und sie ist auch zur Stelle, als Ruben und Cole Hilfe benötigen. Durch sie finden die Brüder heraus, warum Rachel sterben musste. Das Dorf soll einem Luxushotel weichen und alle übrig gebliebenen Bewohner setzen sich für die "Räumung" des Dorfes ein. Wer nicht verkaufen will, wie Rachels Freundin, wird massiv bedroht. Rachel war zur falschen Zeit am falschen Ort, denn sie wurde für ihre Freundin gehalten, deren Mantel sie an hatte. Das Buch zeichnet sich durch zwei Pole aus. Da ist Ruben, der ruhig und überlegt handelt und hellseherische Fähigkeiten hat, und als Gegenstück dazu Cole, der abgestumpft wirkt und dessen Kennzeichen die bedenkenlose Anwendung von Gewalt ist. Durch Rubens Fähigkeit sind die beiden auf eine besondere Art miteinander verbunden. Der Ich-Erzähler Ruben wurde vom Autor mit einer besonderen Gabe ausgestattet, welche dem Leser einen tieferen Einblick in das Geschehen erlaubt und ihn emotional noch näher an das Geschehen heran bringt. Alle von Ruben wahrgenommenen Dialoge, seine und manchmal auch die Handlungen, Gedanken und Gefühle anderer werden so dem Leser erzählt. Der Autor zeichnet ein genaues Portrait von Ruben, der sehr sensibel ist, der seine "Empfindungen" aber nicht steuern kann und ihnen so wahllos und auch teilweise hilflos ausgesetzt ist. Der Leser kann sich gut in Ruben hinein versetzen. Der Gegenpol zu Ruben ist Cole, dem als Charakterzug Gewaltbereitschaft zugeordnet werden kann. Der Leser und auch Ruben wissen, dass Cole unberechenbar ist, doch sie wissen nicht, ob Cole bis aufs Äußerste gehen und jemanden umbringen würde. Er ist innerlich abgestorben und hat keine Angst vor dem Tod. Er kennt nun nur ein Ziel, er will den Mörder seiner Schwester mit allen Mitteln finden. Sein brutales Verhalten ist für ihn die einzig mögliche Reaktion. Über Alternativen denkt er nicht nach. Coles Handeln und seine Motivation werden nur angerissen, vieles bleibt dem Leser unverständlich. Die Lösung des Konflikts durch rohe Gewalt wird nicht reflektiert, sondern einfach so stehen gelassen. Dies ist erschreckend, aber auch glaubwürdig. Die Sprache, mit der das Buch erzählt wird, ist nahe an der der Zielgruppe. Der Autor trifft den jugendlichen Sprachduktus und auch die Sprache der erwachsenen Dorfbewohner ist gut dargestellt und konsequent durchgehalten. Sie ist authentisch und wirkt nicht aufgesetzt. Das englische Dorfleben, in dem Außenseiter und Andersdenkende keinen Platz haben, ist gelungen geschildert, ebenso die Engstirnigkeit und die Vorurteile gegenüber Zigeunern. Das Buch ist geprägt von Gewalt. Was am Anfang mit einem schlimmen Erlebnis beginnt, welches der Leser durch Ruben geschildert bekommt, steigert sich zunehmend und wird am Ende des Buches fast unerträglich. Ab einem gewissen Punkt im Buch geht es nur noch darum, wer wem auf welche Weise wehtut. Die Männer, mit denen es Cole und Ruben zu tun haben, zögern nicht und scheuen auch nicht davor zurück, Menschen aufs Schwerste zu verletzen. So wird Ruben am Ende gefangen genommen und misshandelt. Er hat eigentlich alle Hoffnung aufgegeben. Er weiß nicht, ob die Täter ihn tatsächlich umbringen wollen oder ob sie ihn nur einschüchtern wollen. Und auch Cole, eigentlich einer der "Guten", zögert nicht, extreme Gewalt anzuwenden. Sein Kopf scheint ganz leer zu sein. Doch warum er so hart ist, wird dem Leser nicht klar. Diese gnadenlose Form der Darstellung, in welcher Selbstjustiz und Gewalt überhaupt nicht entschärft werden, ist unbefriedigend und sollte nicht unkommentiert stehen gelassen werden. Dieser Thriller ist vom Verlag mit der Altersangabe ab 14 Jahren versehen, doch dies ist wegen der drastischen Schilderung nicht zu empfehlen. Der einzige Grund, weshalb dieses Buch als eines für Jugendliche eingeordnet werden könnte, ist das Alter des Hauptdarstellers. Doch abgesehen davon ist das Buch sehr gelungen. Die Geschichte von Ruben zieht den vorzugsweise älteren oder erwachsenen Leser in Bann und auch wenn schreckliche Dinge geschehen, ist es schwer, das rasant geschriebene Buch aus der Hand zu legen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von BW-UKL.
Veröffentlicht am 01.01.2010

Weitere Rezensionen zu Büchern von Brooks, Kevin

Brooks, Kevin

Bad Castro

Weiterlesen
Brooks, Kevin

Bad Castro

Weiterlesen
Brooks, Kevin

Bad Castro

Weiterlesen
Brooks, Kevin; Forde, Catherine

I see you Babe...

Weiterlesen
Brooks, Kevin; Forde, Catherine

I see you baby ...

Weiterlesen
Brooks, Kevin

Deathland Dogs

Weiterlesen