The Girls I've Been

Autor*in
Sharpe, Tess
ISBN
978-3-551-58447-2
Übersetzer*in
Schäfer, Beate
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
381
Verlag
Carlsen
Gattung
Erzählung/RomanTaschenbuch
Ort
Hamburg
Jahr
2021
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
16,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Rebecca, Samantha, Haley, Katie, Ashley. Fünf Mädchen unterschiedlichen Alters, fünf verschiedene Leben – alle gelebt, besser gesagt: dargestellt, von Nora, der Protagonistin dieses clever konstruierten und rasant erzählten Jugendromans. Noras Mutter, eine Betrügerin, sucht sich reiche Männer, schlüpft in immer wieder neue Identitäten, um sie um ihr Geld zu bringen. Gleiches verlangt sie von ihrer Tochter, manipuliert und missbraucht sie rücksichtslos. Bis Nora sich befreit.

Beurteilungstext

Nora erzählt den Leser:innen ihre Geschichte. Tess Sharpe verleiht ihr eine wunderbare Stimme, die Klarheit, Witz, Verletzlichkeit und Härte in sich vereint. Der Roman beginnt im Hier und Jetzt: Nora, ihre Freundin Iris und der gemeinsame Freund Wes geraten in einen Banküberfall. Während die Situation schnell immer weiter eskaliert, erinnert sich Nora an ihre fünf zuvor gelebten Leben. Diese Rückblicke sind chronologisch eingebunden, auf hellgraues Papier gedruckt. Das erleichtert die Orientierung, denn es gibt weitere Rückblicke, in eine jüngere Vergangenheit, in der die Liebesgeschichten zwischen Nora und Wes bzw. Iris erzählt werden. Die Kindheits-Kapitel sind mit dem Namen, den Nora von ihrer Mutter inklusive einer neuen Identität erhielt überschrieben, ergänzt um die drei wesentlichen Eigenschaften, die es zu verkörpern galt, z.B. „Rebecca: süß, still, sanft“ oder „Katie (10 Jahre): süß, schwungvoll, schlau“.
Der Wechsel zwischen den Zeitebenen erzeugt eine immense Sogwirkung, atemlos folgt man dem Geschehen in der Bank, erhält durch die nicht minder spannenden Rückblicke ein immer komplexeres Bild. Die Charakterzeichnungen überzeugen, insbesondere Nora mit ihrer Stärke, ihrem Willen, sich und die Freunde zu retten, ihre Ängste und das Ringen darum, wer sie eigentlich selbst ist und wozu sie fähig ist, bleiben lange im Gedächtnis. Ihre große Schwester, die von der Mutter ebenfalls benutzt wurde, der es früher gelang, sich zu befreien, wird als eine Art Superheldin geschildert, auf die Nora sich immer verlassen kann.
Eine Warnung vorab: In der Summe ist es am Ende Einiges an Gewalt, die geschildert wird. Den Leser:innen wird etwas zugemutet, nichts wird geschönt. Besonders erschütternd, was Noras Mutter ihren Töchtern antut, aber auch Wes und Iris haben Missbrauchserfahrungen machen müssen. Das Buch schildert ihre Kämpfe, das eigene Erwachen und Ausbrechen aus unerträglichen Situationen mit dem Fokus auf Noras Identitätskrise und –findung. Die selbständige Wahl des neuen Vornamens, Nora, ist ein Akt der Selbstermächtigung.
Trotz all der Gewalt ist die Geschichte locker-leicht im Ton, selbstironisch, nie selbstmitleidig – eine wahre Kunst. Das Buch ermöglicht ein tiefes Eintauchen in das Leben einer starken, jungen Frau, es löst einen wahren Leserausch aus: Einfach nur WOW!

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Diese Rezension wurde verfasst von ah; Landesstelle: Berlin.
Veröffentlicht am 03.01.2022

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