That's not my Name

Autor*in
Lally, Megan
ISBN
978-3-551-58596-7
Übersetzer*in
Lemke, Stefanie Frida
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
384
Verlag
Carlsen
Gattung
Erzählung/RomanKrimiTaschenbuch
Ort
Hamburg
Jahr
2025
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüre
Preis
17,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die junge Frau, die verletzt am Straßenrand gefunden wird, erinnert sich weder an ihren Namen noch an das, was ihr passiert ist. Ein Mann erkennt sie aber kurz darauf in der Polizeistation als seine Tochter Mary. Dennoch hat die 17-Jährige zunehmend das Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmt. Derweil suchen Drew und seine Freunde in einer weit entfernten Stadt nach der vor Wochen spurlos verschwundenen Lola. Handelt es sich bei der angeblichen Mary in Wirklichkeit etwa um die vermisste Lola?

Beurteilungstext

Der Debütroman „That’s not my Name“ der U.S.-amerikanischen Autorin Megan Lally liest sich eingangs wie ein ganz normaler Krimi. Da ist die junge Frau, die nach einem unerklärlichen Unfall verletzt an der Straße gefunden wird. Sie leidet unter völliger Amnesie, weiß nicht, wie sie heißt, woher sie kommt und was ihr zugestoßen sein könnte. Nur Stunden später meldet sich ihr Vater auf der Polizeistation; er erkennt die Unbekannte als seine Tochter Mary und kann zum Beweis auch deren Geburtsurkunde vorlegen. Mary ist irritiert davon, dass er sie über die Maßen genau beobachtet und ständig überwacht, doch die schwerlich zu entkräftenden Beweise sprechen dafür, dass er tatsächlich ihr Vater ist. Dennoch reift bei Mary mehr und mehr die Gewissheit, dass hier etwas völlig verkehrt zu sein scheint…

In einem zweiten, aus der Ich-Perspektive des 17-jährigen Drew geschilderten Erzählstrang, erfährt der Leser, dass dessen Freundin Lola nach einem Streit mit ihm nicht mehr gesehen wurde. Für die Polizei und die Bevölkerung ist trotz fehlender Beweise eindeutig, dass Drew sie ermordet haben muss. Doch der streitet das vehement ab und ist seit Wochen auf der Suche nach Lola. Dann wird Lola zig Kilometer entfernt in einem winzigen Ort beim Einkauf mit ihrem Vater gesehen. Da die Polizei trotzdem nicht aktiv wird, machen sich Drew und seine Freunde auf den Weg dorthin.

Als Leser gewinnt man schon ziemlich schnell den Eindruck, dass das Aufeinandertreffen beider Erzählstränge die offenbar auf der Hand liegende simple Lösung beinhaltet: Lola und Mary sind ein und dieselbe Person. Tatsächlich mutet manches im Roman mitunter ein bisschen wie Kaspertheater an, bei dem die Polizei und andere Beteiligte zu unbedarft erscheinen, in die richtige Richtung zu schauen und logische Schlüsse ziehen zu können. Aber so simpel ist es dann wirklich nicht. Vielmehr eröffnet die Zuspitzung der Geschehnisse völlig ungeahnte Wendungen (die hier allerdings nicht gespoilert werden sollen).

Entscheidend am Verlauf beteiligt sind die betroffenen Jugendlichen: Mary, die ihre unguten Gefühle hinterfragt und, als ihre Erinnerung langsam wieder einsetzt, gefährliche Konsequenzen zu ziehen bereit ist. Und Drew, der ungeachtet dessen, dass von nahezu seiner gesamten Umgebung als Mörder diffamiert wird, nicht aufgibt mit seiner Suche nach Lola und dafür gemeinsam mit seinen wenigen verbliebenen Freunden alles in seiner Macht stehende tun will, selbst wenn es gegen Gesetze und Verordnungen verstoßen sollte. Die Polizei gibt dabei ein eher unschönes Bild ab.

Der Roman liegt prinzipiell auf der Linie typischer Jugenddetektivgeschichten. Als Young-Adult-Roman, angedacht für Leserinnen und Leser ab etwa 14 Jahren, bietet er als Thriller und echter Pageturner aber ein Vielfaches an Spannung, zudem ist die Auflösung alles andere als erwartbar und einfach: kein übliches Happy End (das sei hier schon verraten), aber doch irgendwie trotzdem zufriedenstellend.

Ob eine entsprechende, wie im Roman geschilderte Amnesie aus neurologischer Sicht tatsächlich denkbar ist, sei dahingestellt. Als wichtiger Bestandteil der Story ist sie indes durchaus stimmig. Im Hinblick auf die unverständliche Haltung der Polizei – vor allem von Sheriff Roane, der Drew unbedingt des Mordes überführen will – sei erklärend darauf verwiesen, dass die oft übliche Schnellausbildung amerikanischer Polizisten nicht annähernd deutschen Verhältnissen entspricht.

Als zeitgemäße, wenngleich weitgehend belanglose Nuance des Romans, der in der Jetztzeit spielt, ist Drews Familienkonstellation zu werten: Er ist das Kind zweier Väter. Dass Autumn, allerbeste Freundin von Lola, die Tochter des Sheriffs ist und schließlich gegen ihren eigenen Vater arbeiten wird, findet sich, wenngleich in abgewandelter Form, als durchaus nicht unübliches Motiv in anderen Jugenddetektivromanen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Gerd Klingeberg; Landesstelle: Rheinland-Pfalz.
Veröffentlicht am 07.04.2025