Tee mit Onkel Mustafa
- Autor*in
- Karimé, Andrea
- ISBN
- 978-3-85452-157-0
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- Bodecker-Büttner, von
- Seitenanzahl
- 135
- Verlag
- Picus
- Gattung
- Märchen/Fabel/Sage
- Ort
- Wien
- Jahr
- 2016
- Lesealter
- 8-9 Jahre10-11 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Bücherei
- Preis
- 13,90 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Mina reist mit ihrer Familie in den Libanon. Dort lernt sie Onkel Mustafa kennen, der ihr die unglaublichsten Geschichten erzählt und sie in den Turm der Wunder mitnimmt.
Beurteilungstext
Mina ist 9 Jahre alt und in Deutschland aufgewachsen. Den Libanon, das Heimatland ihrer Eltern, besucht sie zum ersten Mal. Sie lernt Tanten, Onkel, Cousins und Cousinen kennen, staunt über die Hitze, die Gerüche und die Sitten der Menschen. Zu Onkel Mustafa spürt sie sofort eine enge Verbindung. Der ist ein alter Mann mit weißem, duftigem Haarkranz, der offenbar den ganzen Tag auf einem alten Teppich sitzt, Zimttee trinkt und seine Schafe hütet. Doch er kann auch plötzlich spurlos verschwinden und vor allem hat er die unglaublichsten Dinge erlebt. Mina hat ja manchmal ihre Zweifel, ob seine Geschichten auch alle wahr sind, doch in den vielen Zimmern des Turmes der Wunder kann sie selbst sehen, was passiert ist. Dann kommt der Krieg zurück, der Turm gerät ins Wanken. Die Familie reist Hals über Kopf nach Deutschland, und Onkel Mustafa kommt mit.
Andrea Karimé hat selbst libanesische Wurzeln, und vielleicht gelingt es ihr deshalb so gut, Handlungsstränge zu schaffen, in denen deutsche und libanesische Kultur manchmal nebeneinander her verlaufen und sich manchmal vereinen. Mina selbst hat kein Problem mit den unterschiedlichen Gepflogenheiten. Sie fühlt sich in Onkel Mustafas Geschichtenwelt genauso wohl wie zuhause mit ihrem Meerschweinchen Pippo. Der Krieg, die Sorgen um die Menschen im Libanon und das ungewisse Schicksal des Turmes der Wunder belasten sie allerdings sehr.
Der Wechsel zwischen Minas Erlebnissen im libanesischen Alltag und Onkel Mustafas fantastischen Geschichten erinnert fast schon klischéehaft an die Geschichten aus 1001 Nacht, dem westlichen Inbegriff orientalischer Erzähltradition. Doch Andrea Karimés Erzählung ist nicht klischéehaft, ebensowenig wie die fantastischen Abenteuer, die Onkel Mustafa in der Wüste oder an den Höfen diverser Sultane erlebt hat. Es ist die glaubwürdige Geschichte eines Mädchens, das in der neu gewonnenen Welt der Fantastik, die in diesem Fall eine arabische Prägung hat, eine bisher nicht erlebte Geborgenheit fühlt. Zugleich macht die Geschichte die Leser darauf aufmerksam, welche Gründe Flüchtlinge haben, nach Deutschland zu kommen, und dass viele von ihnen, genau wie Onkel Mustafa, viel lieber zuhause bleiben würden.
Die schwarz-weißen Illustrationen zeigen Szenen aus der Geschichte. Sie sind freundlich und einladend und passen gut zum Text.
Insgesamt ist “Tee mit Onkel Mustafa” eine unkonventionelle, absolut empfehlenswerte Erzählung.