Teddy Tilly

Autor*in
Walton, Jessica
ISBN
978-3-7373-5430-1
Übersetzer*in
Stohner, Anu
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
MacPherson, Dougal
Seitenanzahl
32
Verlag
FISCHER KJB Sauerländer Duden
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)
Ort
Frankfurt am Main
Jahr
2016
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre0-3 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiVorlesen
Preis
14,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Ein ab dem Kindergartenalter geeignetes Bilderbuch zum Thema Transidentität über die Teddybärin Tilly.

Beurteilungstext

Tilly ist traurig. Sie hat Sorge, ihrem Freund, dem Menschenkind Finn, zu sagen, dass sie ein Teddymädchen ist und kein Teddyjunge, so wie er denkt. Lange traut sie sich nicht, mit ihm darüber zu sprechen, doch als er ihr verspricht, dass er sie immer mögen wird, vertraut sie sich ihm schließlich an. Finn reagiert, indem er ihr sagt, dass ihr Geschlecht für ihn im Grunde ganz egal sei – Hauptsache, sie seien befreundet. Die beiden treffen sich anschließend auf dem Spielplatz mit ihrer Freundin Eva. Auch Eva reagiert auf Tillys neuen Namen gelassen und akzeptierend und zum Schluss trinken alle gemeinsam Kakao und essen Kekse.
Das vierfarbige Bilderbuch greift das Thema Transidentität auf eine bereits für junge Kinder gut verständliche Art und Weise auf. Die Handlung ist überschaubar, einsträngig und klar. Dennoch gelingt es der Autorin Jessica Walton, Tilly als Figur nicht auf ihre Transidentität zu reduzieren, sondern auch andere Aspekte ihrer Persönlichkeit darzustellen, zum Beispiel dass sie gerne Gemüse im Garten anbaut, auf Bäume klettert und Fahrrad fährt. Der Text ist minimalistisch gehalten und kennzeichnet sich durch einen einfachen Satzbau mit kurzen, größtenteils parataktisch angeordneten Sätzen. Zudem werden einige Anaphern und Aufzählungen verwendet, beispielsweise als es darum geht, was Tilly und Finn gern zusammen machen. Stilistisch besonders ist, dass die fünf ersten und letzten Sätze des Buches identisch sind, nur, dass am Ende des Buches Tillys neuer Name, am Beginn noch ihr alter verwendet wird. Dies kann so gedeutet werden, dass ihre Geschlechtsidentität keine grundlegenden Auswirkungen auf ihren Alltag und ihre Freundschaft zu Finn hat, da die beiden nach wie vor dieselben Sachen zusammen machen.
Auch die Bilder von Dougal MacPherson sind übersichtlich strukturiert und beschränken sich auf das Wesentliche. Im Vordergrund stehen die jeweiligen, sehr liebenswürdig wirkenden Figuren in colorierter Kreidezeichnung; der Hintergrund wird durch pastellfarbene Bäume, Himmel in Aquarelltechnik und ansonsten weiße Flächen ausgemacht. Die dargestellten Kinder und auch Teddybärin Tilly haben sehr große Köpfe, die fast 50% ihrer Gesamtgröße einnehmen. Ihre Gesichtszüge werden durch einzelne Punkte für die Augen und kleine Striche für Mund und Nase realisiert und sind bei diesem Minimalismus dennoch ausdrucksstark.
Tillys Bekanntgabe ihres richtigen Geschlechts wird symbolisch dadurch begleitet, dass sie ihre Fliege abmacht und fortan als Haarschleife trägt. Damit wird ein sehr stereotyper Gendermarker gewählt, was kritisch betrachtet werden kann. An anderen Stellen weicht das Buch jedoch von solchen klischeehaften Darstellungen ab, wenn zum Beispiel Eva einen Roboter erfindet und selber baut. Insgesamt wird das Thema Transidentität sehr vereinfacht dargestellt; die Geschichte wird der Komplexität der Realität mit sehr unterschiedlichen, oft auch negativen Reaktionen des Umfeldes, zahlreichen bürokratischen Hürden und strukturellen Diskriminierungen nicht gerecht. Auch das verwendete Narrativ, dass transgeschlechtliche Personen „schon immer“ ihr richtiges Geschlecht wissen und mit einem einmaligen Outing der Umwelt mitteilen würden, entspricht nicht der Prozessualität der geschlechtlichen Identitätsfindung vieler Menschen. Da es sich allerdings um ein Bilderbuch handelt, das sehr junge Kinder adressiert, erscheint diese Reduktion durchaus nachvollziehbar und angemessen. Als einzigen Kritikpunkt sehe ich die sehr unkindlich und pathetisch klingenden Sätze, mit denen Tilly Finn ihre Geschlechtsidentität mitteilt: „Ich muss endlich ich selber sein. Tief in meinem Herzen weiß ich schon immer, dass ich ein Teddymädchen bin, kein Teddyjunge.“
Alles in allem sorgt das ästhetisch sehr ansprechende Buch für mehr Repräsentanz transgeschlechtlicher Kinder in Bilderbüchern und ist somit für den Einsatz in Kindergarten, Grundschule und Familie wärmstens zu empfehlen!

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Johanna Altmann; Landesstelle: Sachsen-Anhalt.
Veröffentlicht am 26.06.2022

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