Tapper Twins - Ziemlich beste Feinde

Autor*in
Rodkey, Geoff
ISBN
978-3-570-17170-7
Übersetzer*in
Müller, Carolin
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
222
Verlag
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
München
Jahr
2016
Lesealter
10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,99 €
Bewertung
empfehlenswert

Teaser

Leni beschreibt in Form einer „Chronik“, wie ein Streit mit ihrem Zwillingsbruder Ben über die Anzahl des Toastgebäcks, das jedem zum Frühstück zusteht, allmählich in eine erbitterte Auseinandersetzung mit immer ausgefalleneren Waffen ausartet. Als Retourkutsche auf den morgendlichen Streit behauptet Ben in der Schule vor versammelten Schulkameraden*innen, Leni sei die Verursacherin eines stinkenden Pupses. Sie streitet das vehement ab. Als eine Schlichtung des Konfliktes mit „diplomatischen“ Mitteln nicht erfolgreich ist, nimmt der „Krieg“ zwischen den Zwillingen seinen dramatischen Lauf, und daran ist das Internet entscheidend mit beteiligt.

Beurteilungstext

Dieses Buch zeichnet sich durch seine besondere Form und Aufmachung aus. Die 12-jährige Protagonistin Leni, sehr selbstbewusst und etwas altklug, hat sich vorgenommen, den Ablauf eines Streites mit ihrem Zwillingsbruder Ben möglichst genau aufzuschreiben und zu dokumentieren. Dabei kommt sie selbst als Ich-Erzählerin zu Wort, und alle anderen Beteiligten beschreiben und kommentieren die Sachverhalte aus ihrer Sicht. Das vermittelt den Lesern einerseits den Eindruck, alles aus erster Hand zu erfahren. Andererseits werden einige Ereignisse auf diese Weise sehr ausführlich geschildert und unnötig in die Länge gezogen. Manchmal erfahren die Leser Informationen durch Dialoge zwischen den verschiedenen Personen. Wichtige Akteure sind Ashley, die rechtschreibschwache Babysitterin, Lenis Freundinnen Sophie, Carmen und Parvati, Lenis Bruder Ben und dessen Klassenkamerad Xander. Um auch die Eltern einzubeziehen, hat sich Leni deren SMS-Nachrichten gesichert, die sie nun für ihre Chronik verwendet.

Die gewählte Darbietungsform ist am Anfang recht anstrengend und gewöhnungsbedürftig zu lesen, bei eingekehrter Routine wird es leichter. Der Autor greift mit dieser Geschichte ein sehr aktuelles Thema auf: Cybermobbing. Gut nachvollziehbar wird beschrieben, wie sich die beiden Geschwister immer stärker in ihre Positionen verbeißen, ja ihr eigenes Verhalten plötzlich nicht mehr richtig verstehen. Die „Waffen“ in diesem „Krieg“, wie Leni die Angelegenheit selbst bezeichnet, sind zunächst noch relativ harmlos: Leni steckt Ben einen stinkenden Fisch in den Rucksack, Ben antwortet darauf mit einem heimlich aufgenommenen Video, das er von Leni beim Singen und Gitarrespielen aufgenommen hat und im Netz postet, sodass es in der Schule die Runde machen kann.

Der Autor versteht es gut, den Lesern allmählich ein etwas beklemmendes Gefühl zu vermitteln, denn irgendwann ist der ursprüngliche Anlass des Streites fast vergessen, und es geht nur noch darum, den „Gegner“ möglichst schwer zu treffen. Als die verschiedenen Racheaktionen nicht die entscheidende Genugtuung für Leni bringen, beschließt sie sogar, sich in MetaWorld, ein komplexes Videospiel, einzuarbeiten, weil sie weiß, dass das in Bens Leben eine unheimlich große Rolle spielt. Dabei wird ein kriegerisch geprägtes Vokabular verwendet, das etwas erschrecken lässt, z.B.: „Der Krieg ist eröffnet, die Aggression läuft so nicht, killen, Massaker, mit dem Schwert in Stücke hacken.“
Der Autor beschreibt eindrucksvoll, wie sich die Beteiligten in der Anonymität des Internets verstecken können und dieser eher harmlose Streit schließlich eskaliert, selbst wenn die „Schlachten“ zum Schluss hauptsächlich „nur“ virtuell ausgetragen werden. Nachdenklich stimmt einen auch das geschilderte Verhalten und die Ahnungslosigkeit der Eltern, die kaum Zeit für ihre Kinder haben und wenig von ihrer wirklichen Lebenswelt wissen. Zumindest ist ihnen klar, dass der Entzug der Medien eine harte Strafe für die Kinder darstellt, aber wie diese sie wirklich nutzen, interessiert sie nicht.

Als Leser empfindet man direkt Erleichterung, dass die Aktion der Schülermitverwaltung „Null Toleranz bei Cybermobbing“ und die Haltung der Schulleitung in dieser Sache so etwas wie einen Gegenpol zu den Killer-Videospielen bilden.
Dem Autor gelingt es gut, durch die unterschiedlichen Perspektiven einen Spannungsbogen aufzubauen, die Erwartungen hinsichtlich des Ausgangs der Geschichte aufrechtzuerhalten und die Leser mit einem überraschenden Ergebnis zu belohnen.

Das Buch ist unterteilt in 16 Kapitel mit sich steigernder, kriegerischer Wortwahl in den Überschriften. Sie spiegeln damit den aus dem Ruder laufenden Streit wider und machen neugierig auf das weitere Geschehen. Kurze, schriftliche Kommentare zu Wörtern, Abbildungen und Fotos sowie einfache Zeichnungen von Leni lockern den Text auf lustige, witzige Weise auf.

Dieser Band „Ziemlich beste Feinde“ ist der erste Band in einer Reihe von drei bisher erschienenen, der vierte Band ist angekündigt für Ende Oktober 2017.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von MlMs; Landesstelle: Niedersachsen.
Veröffentlicht am 01.10.2017

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