Tapper Twins - Ziemlich beste Feinde

Autor*in
Rodkey, Geoff
ISBN
978-3-570-17170-7
Übersetzer*in
Müller, Carolin
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Casal, LizClark, Lisa
Seitenanzahl
224
Verlag
Gattung
Ort
München
Jahr
2016
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
12,99 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die Chronik eines eskalierenden Geschwisterstreits, bei dem subjektive Sichtweisen stark ausgereizt werden. Im Zentrum stehen dabei auch Themen wie Cybermobbing und der Umgang mit Rachegefühlen.

Beurteilungstext

Was kann alles passieren, wenn Geschwister - in diesem Fall sogar Zwillinge - sich nicht nur streiten (was ja normal ist), sondern geradezu kriegerisch bekämpfen? Was zunächst reichlich unrealistisch klingt, gewinnt in der Darstellung dieses Buches an Plausibilität und kommt sehr real daher: Die 12jährige Leni, die Protagonistin und Haupterzählerin des Buches, streitet mit ihrem Zwillingsbruder Ben offensichtlich regelmäßig. Als Ben sie in der Schule öffentlich bezichtigt, gefurzt zu haben, fühlt sich Leni tief gekränkt und sinnt auf Rache. Der Streit schaukelt sich hoch: Leni versteckt in Bens Rucksack einen stinkenden Fisch, Ben versteckt in Lenis Rucksack einen stinkenden Käse, Ben lädt in einem Internetforum ein Video hoch, das er heimlich zu Hause aufgenommen hat und in dem Leni grausam singt - und das auch noch über einen Jungen aus der Schule. Leni verleitet Ben, ohne dass dieser weiß, dass sie dahinter steckt, sich einen Irokesenhaarschnitt machen zu lassen, was natürlich zu Hause für Ärger sorgt. Die "Kriegsakte" steigern sich weiter, bis Leni mit Hilfe eines älteren Schülers Bens lange erarbeitete "Macht" im Internetspiel MetaWorld zerstört. Der Schluss ist versöhnlicher, auch wenn deutlich wird, dass es keine Gewinner gibt und Verletzungen zurückbleiben.

Erzählt wird hier aus der Perspektive von Leni, die in einer Chronik die Eskalation des Streites aufarbeiten will. Ganz deutlich wird der Erzählanlass nicht: Ist es eine Auflage der Eltern? Oder macht sie es nur für sich? Jedenfalls ist die Gestaltung der Erzählweise interessant, denn erzählt wird nicht durchgängig die Sicht von Leni, sondern sie baut (Interview-)Aussagen anderer Beteiligter, SMS-Wechsel der Eltern sowie zahlreiche erklärende Illustration in ihren Bericht ein. Der sehr subjektiven eigenen Sichtweise von Leni werden dadurch recht offen andere Perspektiven auf das Geschehen gegenübergestellt. So bekommt Ben im Text immer wieder Gelegenheit, sich zu äußern und seine Sicht darzustellen. Diese Architektur ist gelungen und macht eine Vielzahl an Perspektiven sichtbar. Trotzdem nervt die Selbstgerechtigkeit der Erzählerin auf die Dauer gehörig, immer wieder stellt sie ihren Bruder als dermaßen blöd und dumm dar, dass eine solche Sichtweise auch mit pubertierender Vernebelung auf Fremdperspektiven nicht plausibel erklärbar ist. Im Klartext: Leni ist eine Zicke, und das in dem Ausmaß, dass nicht plausibel ist, dass sie dieses Buch so schreibt, wie sie es schreibt.

Problematisch sind auch Vergleiche ihres eigenen Kampfes mit dem zweiten Weltkrieg und des Unterstützers von Ben mit Hitler. Die Problematik des Vergleichs wird zwar am Rande ein wenig reflektiert, aber letztlich nicht negiert: "Und Xander wäre Deutschland - also viel schlimmer -, dessen Führer ich hier nicht erwähnen werde, weil Papa sagt, dass man niemals jemanden mit dieser Person vergleichen sollte, weil er viel schlimmer war, als jeder sonst in der Geschichte, also würde man sich lächerlich machen, wenn man ihn in einem Streit erwähnen würde. Aber so viel kann ich sagen: Sein Name reimt sich auf 'Fitler'. Und in diesem Krieg war Xander definitiv 'der sich auf Fitler reimt'." (S. 80f.) Das anschließende Kapitel heißt dann auch "Fitler tritt in den Krieg ein" - ein Vergleich, der vielleicht aus Sicht einer wenig historisch gebildeten 12jährigen sinnvoll erscheinen mag, bei dem es aber problematisch ist, dass er in diesem Buch keine eindeutige Brechung erfährt.

Insgesamt ist dieses Buch trotz der interessanten Erzählperspektive und der Thematisierung eines für Kinder und Jugendliche wichtigen Themas nur eingeschränkt empfehlenswert.

Christoph Jantzen, AJuM Hamburg

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Christoph Jantzen; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 02.05.2016

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