Tanzbär

Autor*in
Dickinson, Peter
ISBN
978-3-551-58075-7
Übersetzer*in
Ahrens, Henning
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Wiesmüller, Dieter
Seitenanzahl
319
Verlag
Carlsen
Gattung
Ort
Hamburg
Jahr
2003
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
0,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die Erzählung spielt in einer Zeit, wo selbst Geschichtsbücher wenig Aufschluß über die Lebensweise und gesellschaftlichen Hintergründe des damaligen Lebens geben können. In dieser uns unbekannten Zeit, erlebt der Leser eine dramatische Suchaktion eines Sklavenjungen mit. Seine Herrin Ariadne, die bei einem Raubüberfall entführt wurde, wird von ihm verzweifelt gesucht. Begleitet von einem Bär und einem Heiligen muß Silvester viele aufregende Abenteur bestehen, um endlich seine geliebte Ariadne retten zu können.

Beurteilungstext

Eine Geschichte wird erzählt, die sowohl wahr sein könnte aber auch ebenso frei erfunden. Die Anlehnung an den wahren zeitlichen Rahmen und die Einflechtung geschichtlicher Aspekte macht das Buch sehr interessant und lässt eine weit zurückliegende Zeit auferstehen. Eine Zeit die geprägt ist von Grausamkeit, heiligen Riten aber auch, genau so wie Heute, von Liebe und Hass. Unter welch unsäglich schweren Bedingungen die Menschen gelebt haben und mit wieviel Entbehrungen sie zurechtkommen mußten, wird in vielerlei Hinsicht deutlich. Vergleiche zur jetzigen Zeit tun sich auf und mit Faszination erlebt man, mit welch einfachen, primitiven Mitteln sich die Menschen zu helfen wußten. Dieser Aspekt und die realistische Schreibweise, trägt dazu bei, dieses Buch auch als Geschichtsbuch zu verstehen. Man konnte sich bildlich vorstellen, wie Schlösser, Dörfer und Siedlungen ausgesehen haben. Vor dem inneren Auge sieht man die Menschen, stellt sich deren Kleidung vor, ihre Krankheiten und ihr Siechtum, sieht ihre kärglichen Mahlzeiten, die tägliche Arbeit und erlebt in vielerlei Hinsicht ihre religiöse Gedankenwelt. Die Geschichte rund um den Sklavenjungen Silvester, zeigt aber auch die andere Seite dieser Zeit. So hören wir von Loyalität, Mut, Tapferkeit, Vertrauen und einer grenzenlosen Liebe sowohl zu den Menschen als auch zu den Tieren. Viele Entscheidungen die für sich selbst oder für andere getroffen wurden, entschieden über Leben und Tod. Im Angesicht dessen, ehrlich zu bleiben, seinen Idealen treu zu bleiben und seinem Herzen zu folgen ist sicherlich unsagbar schwer gewesen. Verständlich von daher auch die unangetastete Rolle des Heiligen. Natürlich fand ich auch die Rolle des Bären sehr interessant. Obwohl ich so meine Zweifel hatte, ob den Bären wirklich so anschmiegsam, trottelig und gehorsam sein können, passte “Bubba” hervoragend in die Geschichte. Mit seinem tierischen Instinkt hat er “gerichtet”. Und aus Erfahrung weis ich, das Tiere sehr sensibel sind und in ihren Gefühlen sehr ehrlich. Insofern stellte Bubba in dieser Geschichte keinen unpassenden Sonderling dar ,der das Buch eher zu einem Märchen gemacht hätte. Viel eher wünschte man sich in der jetzigen, wie damaligen Zeit, mehr Respekt gegenüber den Tieren, der einfach selbstverständlich sein sollte.Immer wieder schwingt sich der Mensch zum Richter gegenüber den Tieren auf. Fast hätte man eben auch Bubba die Knochen gebrochen, um ihn zum Gehorsam zu zwingen.Was in unseren Ohren einfach grausam klingt, war Realität und ist es noch immer, nur in anderer Form.
Sehr vielschichtig in seiner Persönlichkeit und im richtigen Moment zur Stelle, der “heilge Johannes”. Für den Sklaven, der ja selbst noch ein Kind war, war dieser Heilige; Vater, Ratgeber und Tröster in einer Person. Er konnte zuhören, verstehen aber sich im richtigen Moment auch zurückhalten. Auch daraus kann der Leser viel lernen. Neben den geschichtlichen Hintergründen, lernt man sehr viel über zwischenmenschliche Verhaltensweisen. Vieles wird begründet und ausgiebig erklärt. Auch wenn Silvester viel allein war, so hatte er immer Unterstützung im Hintergrund. Dieses sich selbst entscheiden können aber auch zu müssen, zu lernen Verantwortung für sich und andere zu übernehmen - eben erwachsen zu werden- wird schrittweise für den Leser erlebbar gemacht.
Ebenso faszinierend wie die geschichtlichen Inhalte empfand ich die Naturverbundenheit. Das Leben im Einklang mit der Natur, das Nutzen des Wissens über Pflanzen und Kräuter und Verwendungsmöglichkeiten von Naturprodukten. Auch wenn ab und zu eine Gänsehaut über meinen Rücken schoss, zum Beispiel als Silvester, die eiternde Wunde des Hunnen mit Maden behandelte, so zeigt uns dies doch ,wie wichtig die Natur damals und heute ist. Diese zu erhalten ist eben nicht nur ein Generationsproblem sondern muss in Zukunft immer wieder Thema sein. Ich finde dieses Buch lässt sich sehr schön lesen, wenn auch die etwas ungewöhnlichen Namen, für jüngere Schulkinder zu Stolpersteinen werden könnten. Die Spannung bleibt bis zum Schluss erhalten und die Konfrontation mit allen Facetten des Lebens, jener Zeit, inspirierte mich immer wieder zum weiterlesen. Dieses Buch ist für mich an kein Alter gebunden(ab dem vorgeschlagenen Lesealter), im Gegeteil, je mehr man eigenes Wissen einbringen kann, umso realistischer wird die Geschichte. Schaut man sich den Einband an, dann strahlt dieser so viel Harmonie und wohltuende Natur aus, dass man sich die folgende Tragik im Buch kaum vorstellen kann. Allerdings war eben die Natur auch damals schön und teils unberührt, wieso sollte sich da nicht genauso viel Elend und Wahnsinn abspielen wie in der heutigen Zeit? Vieleicht ist ja gerade dieser Kontrast ein Ausdruck des Lebens ?!

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Diese Rezension wurde verfasst von MoKr.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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