Täglich die Angst

Autor*in
Theisen, Manfred
ISBN
978-3-570-30363-4
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
160
Verlag
Gattung
Ort
München
Jahr
2007
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Klassenlektüre
Preis
5,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Das Mädchentrio Katinka, Annika und Lisa suchen sich regelmäßig einen Schächeren aus, den sie fertigmachen können. Eines ihrer Opfer, Thorsten, und seine Freundin Nina werden dabei nicht nur öffentlich gedemütigt, sondern auch brutal gequält und misshandelt. Dann jedoch bekommen es die drei mit der Angst, weil sie anonyme SMS bekommen, Lisas Fahrrad zerstört wird und schließlich sogar Katinkas Katze getötet. Nun eskaliert die Siutation völlig.

Beurteilungstext

Dem Sog dieser ungeheuerlichen - und leider wohl doch so realistischen - und temporeichen Erzählung kann man sich kaum entziehen. Es geht um Mobbing - wobei dieses Wort verharmlosend wirkt - man assoziiert Schülerstreiche. Aber um Streiche und Prügeleien geht es in Theisens Roman nicht - es geht um nackte, brutale Gewalt gegen Schwächere, um sich selbst stark, mächtig und anerkannt zu fühlen.
Verstörend ist zudem die Täterperspektive - Ich-Erzählerin ist Annika, die zusammen mit der immer nervösen Lisa die Anführerin Katinka bei ihren Gewalttätigkeiten tatkräftig unterstützt und mitmacht. So legt diese Perspektive den Blick frei auf eine empathieunfähige (gefühllose) Mitläuferin, die zwar gelegentlich Gewissensbisse plagen, die aber eigentlich nur Angst vor der Enthüllung ihrer Beteiligung bei den Gewaltaktionen hat. Weil die Gefahr groß ist, dass jemand redet, will sie sich von Katinka trennen, nicht weil sie das Falsche und Böse ihres Tuns einsieht. Offensichtlich haben es die drei zu weit getrieben, denn ein Unbekannter signalisiert Rache. Dies führt aber nur zur weiteren Eskalation, indem die vermutete Sympathisantin Thorstens (des Opfers) Nina so gequält und verletzt wird, dass sie ins Krankenhaus muss. Selbst dort ist sie nicht sicher vor den Dreien, die scheinheilig einen freundlichen Besuch bei der Klassenkameradin vortäuschen, um sie weiter einzuschüchtern.
Erschütternd ist in der überzeugenden Darstellung der Hauptfiguren. In ihrem Denken und Handeln kommen Erwachsene nicht vor. Weder Eltern noch Lehrer spielen eine bedeutsame Rolle in diesem Mikrokosmos der Gewalt und wenn sie doch mal auftauchen oder Fragen stellen, sind sie schnell ausgetrickst. Moralische Skrupel, “Beisshemmungen” hat hier niemand: Annika über Thorsten und ihr Verhältnis zu ihm: “Wären wir ein Wolfsrudel, hätten wir ihn schon längst totgebissen.”
Psychologisch interessant sind auch die Abspaltungen in Annikas Persönlichkeit: Vormittags macht sie andere fertig, nachmittags träumt sie von ihrem heimlichen Schwarm Marius und ihrer Chat-Freundschaft Kenny. Aber auch in diese “heile” Welt schleicht sich die Angst vor der Rache des Unbekannten: Wer ist Kenny und wer ist Pilot, der sich mit Lisa verabreden will? Und zum Schluss will Annika nur noch weg von den Tatorten, von der ganzen Geschichte und Marius küsst sie ... Aber er sagt auch: “Das wird ein Nachspiel haben, ein unvorstellbares Nachspiel”. (S. 159)
Für diesen Roman gibt es beim Verlag kostenlose Unterrichtshilfen für die Klassen 8 und 9 zum downloaden.
Sehr empfehlenswert!





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Diese Rezension wurde verfasst von ASR.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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