Susemuse auf dem Weg zu Rothko

Autor*in
Hofman, Wim
ISBN
978-3-86502-355-1
Übersetzer*in
Bülow, Hedwig von
Ori. Sprache
Holländisch/Niederlä
Illustrator*in
Hofman, Wim
Seitenanzahl
13
Verlag
E.A. Seemann
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)Sachliteratur
Ort
Leipzig
Jahr
2016
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Klassenlektüre
Preis
14,95 €
Bewertung
empfehlenswert

Teaser

Die Kinder Max und Rosa malen Bilder, auf denen die bunten waagerechten Streifen Meer und Himmel darstellen sollen. Die Bewohner des Landes Unland nehmen ihnen die Bilder weg und zerreißen sie. Frau Susemuse rettet die Kinder mit ihrem Phantasieflugzeug aus diesem Unland und ermutigt sie, weiter in Streifen zu malen, am besten völlig ungegenständlich, nur mit einer Musik aus Farben.

Beurteilungstext

Inhalt
„Max malt. Erst einen blauen Himmel. Und jetzt eine gelbe Sonne. Oh. Das geht nicht gut.
Da kommt [das Mädchen] Rosa. Staunend betrachtet sie das Bild. ´Max, seit wann ist die Sonnen grün?´“
Nun malen Max und Rosa Gesichter mit vielen verschiedenen Nasen.
Nachts im Traum malen sie Wolken über dem Meer und den Mond am Himmel.
Am Tag darauf fahren sie mit dem Fahrrad ans Meer und malen Wolken und Wellen.
Eines Tages landet bei ihnen ein Phantasieflugzeug, und Frau Susemuse (Muse?) steigt heraus. Sie schaut sich ihre Bilder an. „Einige Bilder gefallen ihr sehr.“
Zu dem einen Bild sagt Max: „´Das Blau ist das Meer. Und das Rot ist der Himmel. Ein ziemlich kräftiges Rot.´“
Rosas Bild besteht aus gelben, blauen und schwarzen waagerechten Streifen.
„´Ich weiß nicht genau, was das ist´, sagt Rosa. ´Vielleicht auch ein Meer und ein Himmel. Das Schwarz ist Schatten, wahrscheinliche von einer Wolke.´“
Sie radeln weiter „… und ehe sie sich´s versehen, sind sie in Unland. In Unland sollte man nicht sein, das ist ein schlechter Traum. Da ist alles anders, in Unland ist nahezu immer Nacht. Die Erde ist hart, der Schnee ist schwarz. Und es ist dort so heiß, dass es beinahe kalt ist. Es gibt nichts, was nicht verkehrt ist, und nichts, was nicht verboten ist.“
Die Bäume und die Unwesen dort gucken böse.
„Und erst die Einwohner, die Unländer … Das Einzige, was sie sagen können, ist: ´Halt! Was habt ihr hier zu suchen?´ Haut ab!´ sie nehmen den beiden alle Bilder weg und reißen sie mir nichts, dir nichts in tausend Stücke.“
Susemuse holt sie mit ihrem Flieger heraus aus diesem Unland und „bringt sie nach Hause“.
„´Nur Mut! Fangt einfach wieder an.´“ Sie führt sie in ein Museum. Manche Bilder dort heißen: „Stillleben mit Flaschen und einer schwarzen Birne“ oder „Landschaft mit vier Wolken“. Und auf einem Gemälde sind nur Farben zu sehen.
Max und Rosa sind ermutigt und malen nun wieder ihr eigenes Meer, ihren eigenen Himmel „oder einfach eigene Farben. Schön wie Musik!“ Oder eine grüne oder eine schwarze Sonne.

Botschaft
Das Bilderbuch zeichnet in parabelhafter Form die Entwicklung von der gegenständlichen zur abstrakten Kunst nach, ebenso die Verfolgung der abstrakten Kunst durch totalitäre Regime wie den Nationalsozialismus oder den Stalinismus.
Da Bilderbuchkinder den historischen Hintergrund noch nicht präsent haben, werden sie die Geschichte als Parabel von der Freiheit des Künstlers (oder des sich künstlerisch betätigenden Kindes) und von Versuchen verstehen, ihn (es) in seiner Entfaltung einzuschränken.
Da der Text außerordentlich verknappt ist, werden manche Zusammenhänge nicht sofort deutlich. Der Text unterschlägt z. B. am Anfang, dass Max seine gelbe Farbe auf den noch feuchten blauen Grund aufträgt. Blau und Gelb vermischen sich zu Grün. Das hatte er nicht beabsichtigt. So hat er rein durch Zufall der Sonne eine absonderliche Farbe gegeben.
Das hätte für das Verständnis des Bilderbuchkindes ausformuliert werden müssen. Auch die Entwicklung hin zum Verzicht auf konkrete Formen und konkrete Inhalte hätte deutlicher gemacht werden können.

Form
In der mit breitem Pinsel aufgetragenen Szenerie bewegen sich die Figuren als knollennasige Strichmännchen.

Zielgruppe und Einsatz in der Gruppe
Kinder im Bilderbuchalter können das Bilderbuch auch als eine Aufforderung verstehen, lustvoll mit Farben zu operieren, ohne den Zwang, irgendetwas darstellen zu müssen.
Der Bezug auf die Malerei von Mark Rothko engt allerdings die kindliche Gestaltungsfreiheit wieder ein; denn Rothko beschränkte sich auf das Malen in streifenartigen Farbfeldern.

Autor / Illustrator
Der Niederländer Wim Hofman ist eine Doppelbegabung. Er schreibt Kinderbücher und Romane und illustriert sie auch selbst. Er wurde 1941 geboren, 1969 erschien sein erstes Kinderbuch. In den Niederlanden wurde er mit vielen Preisen ausgezeichnet. Die Deutschen entdeckten ihn erst spät. In den 1990er-Jahren erschienen 10 Titel von ihm in Deutschland, dann lange nichts mehr. Erst 2016 erschien mit dem vorliegenden Bilderbuch wieder ein Titel von ihm auf dem deutschen Markt. Der Leipziger Seemann Verlag mit seiner langen Tradition als Kunstverlag holte ihn für seine kunstpädagogische Reihe „E. A. Seemanns Bilderbande“.

Geralde Schmidt-Dumont

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Diese Rezension wurde verfasst von gsd; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 30.07.2017

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