Such dir was aus, aber beeil dich
- Autor*in
- Budde, Nadia
- ISBN
- 978-3-596-85321-2
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- Budde, Nadia
- Seitenanzahl
- 192
- Verlag
- –
- Gattung
- BilderbuchBiografieSachliteratur
- Ort
- Frankfurt am Main
- Jahr
- 2009
- Lesealter
- 8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 19,95 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
"Zeit ist ein Schwarm Stubenfliegen", stellt Nadia Budde fest. "Und unsere Kindernasen hatten viel zu tun." In zehn kurzen bebilderten Geschichten erzählt Nadia Budde von der Kindheit. Sie entwirft darin ein unkonventionelles Bild dieser Lebensphase.
Beurteilungstext
Schon der Titel drückt den Widerspruch idealtypisch aus. Der Aufforderung "Such dir was aus, aber beeil dich!" steht der Untertitel "Kindsein in zehn Kapiteln" gegenüber. Bereits hier werden unterschiedliche Dimensionen, die Kindheit betreffen, vereint. Einerseits das Kind als die Welt entdeckendes und deutendes Wesen, das aber in Beziehung zu den Erwachsenen und ihrer Welt der Rationalisierung, Ordnung und Systematik steht. Während Erwachsene oft mit ihrem Blick und ihren Erfahrungen auf die Welt ihrer Kindheit zurückblicken, ihr die Ordnungen ihres gegenwärtigen Lebens zu geben suchen und so in der Retrospektive Deutungen entwickeln, die der eigentlichen Kindheit ganz fern bleiben, versucht sich Nadia Budde an dem Experiment, Kindheit noch einmal aus den Augen des Kindes, aber mit Hilfe ihrer Bilder und ihrer Sprache erstehen zu lassen. In zehn kleinen Kapiteln entfaltet sie Kindheitsbilder, die keinen großen Hang zur Geschichte haben, sondern eher den kindlichen Blick auf die Welt einzufangen versuchen. Hier erzählt ein Kind von seinem Elternhaus, von den Großeltern, vom Widerspruch des Stadt- und Landlebens und von gesellschaftspolitischen Eigenarten der DDR-Gesellschaft. Immer ist das Kind dabei aber in der Beobachterposition, zum Beispiel wenn die Großmutter Plastik-Ansteckblumen zum Frauentag verkauft, die bis zu ihrem Verkauf ein zeitlich begrenzter Schatz des Mädchens werden. Es beschreibt, was es entdeckt, kommentiert selten, und wenn dann lediglich im unmittelbaren Zusammenhang der Situation. Es folgt Gedankensprüngen und drückt den Phänomenen des Alltags durch ihre Deutung einen eigenen Stempel auf. Es berichtet ein Kind, das zwar aus seinem Leben erzählt, von dem es aber mehr und mehr abgeschnitten scheint. Es hat die Beobachterrolle inne. Vielleicht zeigt sich hier die unüberbrückbare Distanz zwischen Autor und fiktivem Kind, das sich zwar aus den Bruchstücken der eigenen Kindheitserfahrungen zusammensetzen mag, das aber immer in den unerreichbaren Raum der Vergangenheit verbannt bleibt. So entstehen kurze Episoden von eigenwilliger Komik, weil das Besondere nicht im Allgemeinen aufgeht, sondern durch die Brille einer kindlichen Logik neu definiert wird.
Diesen Eindruck untermauern auch die unkonventionellen und linienbetonten, manchmal unförmigen und allzu oft sperrigen Zeichnungen der Autorin. In ihrem typischen Stil verarbeitet sie die Komik der Episoden und verstärkt dadurch die skurrile Wirkung des Buches nachhaltig. Die hochwertige Aufmachung des Bandes aus der Fischerreihe "mit dem blauen Band" schafft diesem sehr anspruchsvollen Buch einen angemessenen Rahmen.