Sturmflimmern

Autor*in
Frank, Moira
ISBN
978-3-570-16457-0
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
480
Verlag
Gattung
Ort
München
Jahr
2016
Lesealter
16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
16,99 €
Bewertung
nicht empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Nach einer gewalttätigen Auseinandersetzung in der Schule entspinnt sich unter den jugendlichen Einwohnern der amerikanischen Kleinstadt Highville eine Spirale der Gewalt. Doch dies ist nicht Sofies einziges Problem, denn sie muss sich darüber hinaus auch noch mit den Geheimnissen ihrer Vergangenheit und ihrer Herkunft auseinandersetzen.

Beurteilungstext

"Sturmflimmern" ist das Debut von Moira Frank - ein sehr ehrgeiziges Debut, mit dem sich die junge deutsche Autorin selbst offensichtlich in die Tradition großer amerikanischer Gesellschafts- und Familienepen im Stile John Steinbecks oder Harper Lee stellen will, wie u.a. der mehrfache intertextuelle Verweis auf den Südstaatenroman "Wer die Nachtigall stört" nahe legt.

Die Handlung des Romans spielt sich in den frühen achtziger Jahren in der fiktiven amerikanischen Kleinstadt Highville ab, im Mittelpunkt stehen die fünfzehnjährige Sofie mit ihrer Familie sowie ihre Freundesclique und deren Familien. Doch sowohl zeitlich als auch geographisch-gesellschaftlich wirkt der Roman wenig authentisch. So entsteht noch keine Achtziger-Jahre-Atmosphäre, wenn die Protagonisten auf ihrem Walkman David Bowie oder Queen hören. Vielmehr wirkt der Roman so, als habe sich die Autorin einerseits an den genannten literarischen Vorbildern, mehr noch allerdings an einschlägigen Kinofilmen der Achtziger orientiert, woraus dann die vermeintliche amerikanische Kleinstadtstimmung gebastelt wurde. Diese wird als äußerst gewaltbereit bis gewalttätig inszeniert, dass das so war, wissen wir ja schließlich bspw. aus dem Film "Die Outsider".

Handlung und Erzählstruktur sind hoch komplex und überfrachtet mit problematischen Themen (darunter Homosexualität, Rassenhass und medizinische Versuche an Menschen, auch ein kurzer Verweis auf AIDS darf nicht fehlen), die nicht reflektiert werden. Z.T. ist der Plot so verworren, dass am Ende (das nach einem hochdramatischen Showdown erstaunlich versöhnlich ausfällt) auch einige lose Fäden zurück bleiben. Die Figurenkonstellation ist ebenfalls dermaßen verworren, dass es der Autorin an einer Stelle nichts anderes übrig bleibt, als eine der zentralen Figuren kurzerhand ins Bibellager zu schicken, um ihn los zu sein. Andere Figuren werden im Verlauf der Geschichte mehr oder minder vergessen. Die Figurenzeichnung verbleibt insgesamt blass und eindimensional. Zudem erscheinen die unterschiedlichen Handlungsstränge jeder für auf haarsträubende Weise konstruiert. Beispielhaft sei hier nur kurz die Hintergrundgeschichte der Protagonistin erzählt, die im Verlauf des Romans aufgedeckt wird. Sofies Mutter war Teil eines medizinischen Experiments, bei dem Medikamente an Menschen getestet wurden (genaueres erfährt der Leser nicht, auch nicht warum gerade eine Drogenabhängige die perfekte Testperson war). Zusammen mit ihrer Tochter eingesperrt wie eine Gefangene, läuft sie irgendwann Amok, wird erst zur Mörderin, bevor sie schließlich selbst erschossen wird. Die damals vier- oder fünfjährige (da ist der Erzähler nicht ganz sicher) Sofie wird von Schill gerettet (der besonders für eine Amerikaner seltsame Name des Ziehvaters wird nie erläutert). Schill ist schwul und geht mit seiner lesbischen Freundin Harriet eine Scheinehe ein, um Sofie ein Familienleben bieten zu können. Eine Weile lang ist das Trio auf der Flucht, um sich dann in Highville niederzulassen, wo sie immer wieder mehr oder minder offenen rassistischen Angriffen ausgesetzt sind, denn Harriet ist schwarz. Soweit Sofies Vorgeschichte. Die aktuelle Handlung des Romans, bei der es u.a. um Familienauseinandersetzungen und um wahre und falsche Freundschaft geht, und auch die familiären Hintergründe von Sofies Freunden erscheinen nicht weniger konstruiert.

Schließlich sei noch als weitere große Schwäche des Romans auf die z.T. fast orgiastische Darstellung von Gewalt hingewiesen (dabei wird nicht nur eine Nase gebrochen und das Blut fließt in Strömen). Ja, der Roman will zeigen, wie Jugendliche in eine Spirale der Gewalt geraten können. Dies geschieht allerdings vollkommen unkritisch, Gewalt erscheint hier irgendwie normal. Vielleicht hatte Moira Frank da als ein weiteres literarisches Vorbild "Clockwork Orange" im Sinn.

Ganz ehrlich: Freiwillig hätte ich den Roman nicht zu Ende gelesen. Und ich kann auch keinerlei Leseempfehlung aussprechen, sondern verweise lieber auf die Lektüre amerikanischer Originale.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von WiBe.
Veröffentlicht am 01.01.2017

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