Struwwelpeters Rückkehr
- Autor*in
- Enzensberger, Hans Magnus
- ISBN
- 978-3-446-26804-3
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- Kuhl, Anke
- Seitenanzahl
- 48
- Verlag
- Hanser
- Gattung
- BilderbuchBuch (gebunden)Sachliteratur
- Ort
- München
- Jahr
- 2020
- Lesealter
- 6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 16,00 €
- Bewertung
Teaser
Der berühmte Struwwelpeter wird neu inszeniert – und wer könnte das besser als Hans Magnus Enzensberger...
Beurteilungstext
Er gehört zu den meistgelesenen, meistgeliebten und meistgehassten Büchern der Welt: Heinrich Hoffmanns Struwwelpeter, der die biedermeierliche Erziehung wie kein anderes Buch repräsentiert und gleichzeitig persifliert und in seiner über 150jährigen Geschichte aus wechselnden Gründen immer kontrovers blieb. Vielgescholten und verdammt ist er gleichzeitig zu einer Vorlage für unendlich viele Adaptionen geworden, mithin als eigenes Genre bezeichnet: die Struwwelpetriaden, die die komischen Geschichten je in ihrer Zeit verorteten und mit den jeweiligen Normvorstellungen abglichen und adaptierten.
Nun liegt in dieser Tradition ein neues Werk vor. Enzensberger inszeniert seinen Struwwelpeter mit dem bekannten Personal, aber in neuer Form als Theaterstück. Dabei treten die Protagonist*innen auf, wobei die Szenen abgewandelt und in eine neue Reihenfolge gebracht wurden. Manche Szenen lassen viele Parallelen erkennen, andere sind bis zur Unkenntlichkeit verfremdet. Während Paulinchen ordnungsgemäß verbrennt – am Ende allerdings glücklich wieder auftaucht und auch ihrer Liebsten rettet –, wird der Jäger zum habgierigen Milliardär. Die Szenen werden zudem aufeinander bezogen und miteinander verzahnt. So entsteht ein wildes Bühnenspektakel, das keinen Platz für die moralischen Warnverweise mehr lässt, sondern die anarchische Autonomie der Handelnden feiert und die Kinder aus den eigenartigen Normvorgaben der Erwachsenen entlässt. Die Kinder haben es dabei gar nicht mehr nötig, offen den Gehorsam zu verweigern. Sie verstehen schlicht die Erwachsenen nicht mehr und tippen sich – als die wahren Vernunftspersonen – besser an den Kopf, wenn die Alten ihr wirres Zeug von sich geben. Nur Heinrich Hoffmann scheint hier als Anwalt der Kinder noch anschlussfähig zu sein.
Die gereimten Texte sind als szenische Vorlage mit wenigen Regiekommentaren gedruckt. Bildnerisch in Szene gesetzt, werden sie von den ebenfalls herrlich anarchischen grafischen Illustrationen von Anke Kuhl, die die Inszenierung immer sichtbar machen und dabei die eigentliche Handlung auch in ihrer Fiktionalität vor Augen führen. Das macht alles viel Spaß und ist nachdrücklich zu empfehlen!